Vorstellung: Quora

Die Idee hinter Quora ist schon relativ alt: Auf Quora kann man Leuten Fragen stellen – und Fragen beantworten.

Diese Idee funktioniert dann gut, wenn viele Leute, die sich auskennen, den Dienst nutzen. Das ist bei Quora der Fall. Um etwas genauer zu sein: Leute kennen sich in viele Bereichen aus, nicht in allen. Aber gerade in Bezug auf Technik, Social Media, Kultur, Medizin, Design, Lebenserfahrungen etc. gibt es immer wieder erstaunliche Fragen mit noch erstaunlicheren Antworten. So findet man z.B. eine umfangreich beantwortete Frage dazu, welches denn das beeindruckendste Bild sei, das je photographiert wurde. Zuoberst steht dieses Bild, auf dem die Erde aus einer Distanz von 3.7 Milliarden Meilen zu sehen ist, aufgenommen von Voyager 1 nach 13 Jahren Flugzeit. Die Erde ist darauf nur ein Pixel groß. (Wer sie nicht findet, hier klicken.)

Dass dieses Bild zuoberst erscheint, ist kein Zufall: Es ist nämlich möglich, gute Antworten als solche auszuzeichnen und sie nach oben zu verschieben. Liest man also nun eine Frage, so erscheinen die am besten bewerteten Antworten zuoberst. Es ist möglich, einzelnen Usern zu folgen, aber auch einzelnen Fragen. Man wird dann benachrichtigt, wenn neue Antworten eintreffen und bleibt so auf dem Laufenden. Quora funktioniert leider nur auf Englisch, ermöglicht aber oft, auch auf ungewöhnliche, subjektive und schwierige Fragen gehaltvolle Antworten zu erreichen.

An Quora überzeugt, dass auf die Qualität der Inhalte geachtet wird. So muss man vor dem Stellen einer Frage eine Art Kompetenztest ausfüllen, bei dem man zeigen muss, dass man versteht, wie Quora funktioniert.

So sieht Quora aus:

Direkt nach dem Erscheinen hat sich die Satire-Seite Cwora über die Begeisterung für Quora lustig gemacht. Quora hat aber – auch ohne jede soziale Vernetzung – eine wichtige Funktion, es ist ein hilfreiches Instrument und hat deshalb einen festen Platz im Internet gefunden.

Digitale Einsamkeit

Auf dem Tumblr »Screenshotsofdespair« (Bildschirmfotos der Verzweiflung) werden Ausschnitte aus Social Media-Applikationen gesammelt, die aufzeigen, wie verloren sich Menschen in diesen Programmen fühlen können. Die Bilder, eine Art Kunstprojekt, verdeutlichen ein Paradox: Dass gerade die Verbundenheit über digitale Schnittstellen zu einer radikalen Einsamkeit führen kann.

Hier ein paar Beispiele, alle stammen aus derselben Quelle (aber verschiedenen sozialen Netzwerken):

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Case: Tag der Stadtzürcher Schulen auf Facebook

Am 3. April findet der Tag der Stadtzürcher Schulen statt:

Am 3. April haben Sie von morgens 8 Uhr bis abends 18 Uhr die Gelegenheit, sich die Stadtzürcher Schulen anzuschauen. Freuen Sie sich auf interessante Begegnungen mit Schülerinnen und Schülern, mit Lehr- und Betreuungspersonen.

Lassen Sie sich beim Besuch der verschiedenen Schulen überraschen: Sie werden Einblick in das Alltagsleben der Schule erhalten. Manche Lehr- und Betreuungspersonen haben zudem gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen spannende Programme zusammengestellt.

Das Organisationsteam bewirbt diesen Tag mit Fensterklebern in der VBZ sowie mit einer Facebook-Page und versucht so, Crossmedia-Effekte zu erzielen.

Social Media-Guidelines für Lehrpersonen

Heute hat das ORF seine Social Media-Guidelines veröffentlicht (pdf). Diese Guidelines können einfach auch für Lehrberufe adaptiert werden, was ich im Folgenden tue. Der erste Punkt umfasst einen zentralen Hinweis der BBC. Die Richtlinien halten dazu fest:

Diese Regel hat die BBC ihren Journalistinnen und Journalisten im Umgang mit sozialen Netzwerken auferlegt. Lieber einmal mehr nachgedacht, als später ein Posting bereut. Der informelle Ton in sozialen Netzwerken verleitet dazu, flapsig zu schreiben. Doch wir werden nicht nur als Privatperson im Internet wahrgenommen, sondern auch als ORF-Mitarbeiterin oder Mitarbeiter. Wer seine (politischen) Ansichten in sozialen Netzwerken verbreitet, läuft Gefahr, dass die journalistische Unabhängigkeit und Unparteilichkeit in Frage gestellt werden könnte.
Unsere „Social-Media-Guidelines“ sind Empfehlungen für alle, die sich im virtuellen Raum bewegen – beruflich und privat. Diese Empfehlungen, die wir als Redakteursvertretung ausgearbeitet haben, sollen nicht als Maulkorb missverstanden werden. Sondern im Gegenteil: Sie sollen dazu ermuntern, sich aktiv, aber mit Vernunft in sozialen Netzwerken zu präsentieren.

Hier also die adaptierten Guidelines für Lehrpersonen. Über Hinweise oder Ergänzungen freue ich mich (z.B. in den Kommentaren).

  1. Tue nichts Dummes!
  2. Man ist im Internet nie nur Privatperson, sondern wird als auch Lehrperson wahrgenommen.
  3. Achte auf deinen Ruf und auf den deiner Schule.
  4. Tue nichts, was Zweifel an deiner Qualifikation für den Lehrberuf und an deiner Fairness gegenüber deinen Schülerinnen und Schüler auslösen könnte.
  5. Zeige Fingerspitzengefühl bei politischen, religiösen und anderen heiklen Themen.
  6. Schreibe nichts, von dem du nicht willst, dass es auch morgen oder in einigen Jahren noch auf dem Netz zu finden sein wird.
  7. Soziale Netzwerke sind Werkzeuge, keine Spielzeuge.
  8. Interagiere mit Schülerinnen, Schülern und anderen Lehrpersonen.
  9. Bleibe höflich.
  10. Kümmere dich um deine Privatsphäreneinstellungen.
  11. Halte dich auch im Netz an Gesetze – insbesondere ans Urheberrecht.

Sollen Schulen Social Media-Profile unterhalten?

Die im Betreff formulierte Frage ist nicht ganz einfach zu beantworten. Ich gehe in drei Schritten vor und kommentiere Funktion, Risiken und gebe eine konkrete Empfehlung ab. Einleitend kann festgehalten werden, dass ich in Bezug auf Social Media zu großer Zurückhaltung rate: Es ist wichtiger, Kanäle intensiv zu betreuen, als auf möglichst vielen präsent zu sein.

(1) Funktion von Social Media-Profilen

Die Studie Social Media Schweiz 2012 der ZHAW zeigt, dass solche Profile für die Öffentlichkeitsarbeit und Imagepflege bedeutsam sein können. In mehrere Dimensionen:

  • Viele Schülerinnen und Schüler informieren sich heute über Facebook (siehe JAMES-Studie der ZHAW). Darunter sind auch potentielle Schülerinnen und Schüler der eigenen Schule, die sich über ein FB-Profil ein Bild machen.
  • Eltern nehmen die Schule auch über Facebook wahr und könnten – im Sinne eines Newsletters – über Statusupdates auf dem Laufenden gehalten werden.
  • Eine Schule unterhält viele Anlässe, an die externe Gäste eingeladen werden, die ebenfalls über Facebook beworben und dokumentiert werden können.
  • Auch Schulerfolge können über FB und entsprechende Likes verbreitet werden und zu einem positiven Image einer Schule beitragen.
  • Viele Alumni tragen in ihre FB-Profile ein, dass sie diese Schule besucht haben.

Aber auch innerhalb der Schule gibt es viel Interesse an den Vorgängen, FB bietet sich an, um Bilder von Schulanlässen zu präsentieren und Schülerinnen und Schülern eine Möglichkeit zu geben, am Schulleben teilzuhaben, gewisse Ereignisse auch kommentieren zu können.

Grundsätzlich – und das ist ganz wichtig – entstehen Profile auf Facebook ganz von alleine. Für praktisch alle Schulen gibt es Profile und Seiten – auch wenn die Schule selbst gar keine Anstrengungen unternimmt oder unternehmen will. Diese Profile werden von Schülerinnen, Schülern, Ehemaligen, Lehrpersonen angelegt oder automatisch generiert. Unterhält man sie nicht aktiv, läuft man Gefahr, dass man die Kontrolle über die externe Kommunikation verliert.

(2) Gefahren

Die größte Gefahr, und das zeigt ebenfalls die Bernet-ZHAW-Studie, ist eine fehlende Strategie. Es reicht nicht, dass eine interessierte Lehrperson ein Profil einrichtet. Die Kommunikation über das Profil muss abgestimmt sein mit allen anderen Bemühungen im kommunikativen Bereich, sie muss bewusst er- und konkrete Zeile verfolgen.

Mit einem Profil ist ein Aufwand verbunden:

  • Regelmässiges Updaten mit relevanten, einfach zugänglichen, ansprechenden Beiträgen.
  • Das Profil muss immer aktuell sein.
  • Konsequentes Monitoring des Profils, d.h. es muss jemand kontrollieren, was damit passiert.

Besonders der letzte Punkt ist entscheidend: Über solche Profile ist es sehr leicht, z.B. einzelne Lehrpersonen zu beleidigen, Schülerinnen und Schüler blosszustellen oder Verleumdungen zu verbreiten. Auch so genannte »Shitstorms«, also Kommunikationskrisen, können auf Social Media-Profilen in einer Nacht eine ungeheure Dimension annehmen.

Völlig neutral muss auch beurteilt werden, wie viel Kommunikation über Social Media erfolgen soll. Will man mit Eltern und Schülerinnen und Schülern über so ein Profil kommunizieren? Will man Rückmeldungen entgegennehmen, auf Kommentare reagieren – oder will man die Kommentarfunktion abschalten (und so möglicherweise Gefahr laufen, als nicht-kommunikativ wahrgenommen zu werden)?

Das heißt letztlich, dass ohne genaue Gedanken über ein Profil und ohne die nötigen Ressourcen die Risiken größer sind als der Nutzen.

(3) Empfehlung und konkrete Profile

Jedes Profil eröffnet einen neuen Kanal – gibt mehr Möglichkeiten zur Interaktion und erhöht den Aufwand.

  1. Facebook.
    An Facebook führt heute kein Weg vorbei – man ist automatisch präsent. Eine Schule muss ein Facebook-Profil unterhalten, sonst wird es für sie unterhalten.
  2. Youtube.
    Wenn es Filme zur Schule gibt, die in die Öffentlichkeit gehören, gehören sie auch auf Youtube – weil sie sonst auch automatisch dort landen würden.
  3. Twitter.
    Wer twittert, muss es regelmässig und intensiv tun. Der Aufwand ist recht groß, der Nutzen – für eine Schule – wohl sehr bescheiden.
  4. Google+, Xing und andere.
    Diese Netzwerke haben eine zu geringe Penetration und sind Spezialistinnen und Spezialisten vorbehalten.

Meine Empfehlung: Sich auf Facebook beschränken. Die Facebook-Seite soll frisch sein, immer wieder mit Updates versehen werden und positiv. Sie soll einen Teil des eigenen Webauftritt spiegeln, ihn aber unter keinen Umständen ersetzen (Facebook kann jederzeit alle Inhalte löschen – ohne Angabe von guten Gründen).

Alle weiteren Profile – mit Ausnahme von Youtube – bringen wohl eher wenig und sollten nur dann eingesetzt werden, wenn das angestrebte Ziel mit Facebook nicht erreicht werden kann. D.h. nicht, dass sich die Bedeutungen dieser Netzwerke ändern können, aber 2012 ist Facebook in der Schweiz das einzige Netzwerk, auf dem genügend Menschen aktiv sind.

Ein Kommunikationsverantwortlicher, eine Kommunikationsverantwortliche soll das Facebook-Profil intensiv pflegen und der Schulleitung ab und zu berichten, was dort abläuft – sie sofort informieren, wenn es zu problematischen Vorfällen kommt.

Studie: Social Media Schweiz 2012 der ZHAW

In Zusammenarbeit mit Bernet PR hat die ZHAW eine Studie zum Engagement von Schweizer Unternehmen im Bereich von Social Media durchgeführt. Die Studie ist als pdf-File online einsehbar.

Gerade im Zusammenhang mit der Frage, ob Bildungsinstitutionen (konkret: Schulen) auf Social Media-Plattformen vertreten sein können, ist die Studie aufschlussreich. Die dafür wichtigsten Erkenntnisse:

  1. Rund zwei Drittel der befragten Unternehmen und Organisation sind auf Social Media aktiv.
  2. Nur die Hälfte davon hat eine konkrete Strategie.
  3. Der große Aufwand wird als größtes Hindernis betrachtet, generell erachten die aktiven Organisationen den Aufwand größer als den Nutzen. Ressourcen stehen tendenziell wenig zur Verfügung.
  4. Es gibt drei Hauptziele:
    1) externer Dialog
    2) Imagepflege
    3) Marketing
  5. Die wichtigsten Kanäle sind Facebook, Youtube und Twitter.
  6. Inhalte:

    Worüber Organisationen berichten: Social Media
    Worüber Organisationen berichten: Social Media (Quelle: Studie der ZHAW)

Für Schulen ergeben sich meiner Ansicht nach folgende Konsequenzen daraus:

  • Social Media gibt es nicht ohne Aufwand.
  • Für ein Engagement in Social Media braucht es eine Strategie.
  • Sie sollte sich hauptsächlich auf die externe Kommunikation und auf die Imagepflege beziehen.

Man kann nicht nicht bei Facebook sein

Medienpädagogik hat eine Parallele mit Sexualpädagogik: Abstinenz ist keine praktikable Haltung. Schülerinnen und Schüler ständig davor zu warnen, bei Social Media mitzumachen, ist eine eitle Bemühung: Es ist schon zu spät.

Aus mehreren Gründen: Einerseits, weil Jugendliche aus verschiedenen Gründen mitmachen wollen, ja mitmachen müssen. In Klassen oder Vereinen läuft sehr vieles über Facebook, das man verpasst, wenn man sich verweigert. Andererseits sind wir alle schon Teil von Facebook – ob wir es wollen oder nicht (und ob wir es wissen oder nicht). In Anlehnung an Watzlawicks Kommunikationsaxiom (»Man kann nicht nicht kommunizieren«) kann man ein Facebook-Axiom formulieren, das zumindest in den Industrieländern mit hoher Facebookpenetration gilt. In der Schweiz sind momentan 32% aller Menschen mit einem Facebookprofil ausgestattet, also rund ein Drittel (in der Altersgruppe der 20-30-jährigen sind es ca. 90%).

Dieses Drittel der Bevölkerung stellt Facebook bewusst oder unbewusst umfangreiche Daten zur Verfügung, um Freunde zu finden: Meistens das ganze auf dem Computer oder Handy gespeicherte Adressbuch. Facebook speichert diese Daten, kennt also nicht nur die Adressen, Telefonnummern, Geburtstage etc. der Menschen, die bei Facebook registriert sind, sondern auch von all den Menschen, die diese Menschen im nicht-virtuellen Leben kennen. Die Facebook-Nutzerinnen und -Nutzer in der Schweiz kennen wahrscheinlich alle in der Schweiz lebenden Menschen – ergo sind auch alle in der Schweiz lebenden Menschen in den Datenbanken von Facebook vorhanden.

Dazu kommt: Facebook kann auf Photos Gesichter erkennen. Wenn also eine Person nur einmal auf einem Photo mit dem Namen bezeichnet worden ist, weiss Facebook auf allen bei ihnen gespeicherten Photos, ob diese Person drauf ist (oder Facebook könnte das wissen). Unabhängig davon, ob die Person selbst weiss, dass es dieses Bild von ihr gibt.

Das heißt: Es gibt auch für Facebook-Verweigerer und -Verweigerinnen ein Profil auf Facebook: Ausgestattet mit Bildern, Freundeslisten und anderen Informationen, die verfügbar sind. Und das nicht nur bei Facebook: Solche Profile legt auch Google an – und verbindet sie gleich mit unseren Suchvorlieben. Das sieht dann z.B. bei mir wie folgt aus – einsehbar unter google.com/history (diese Funktion ist bei Google ausschaltbar, auch FB kann teilweise am Sammeln von Daten gehindert werden, aber nicht komplett):

Google Suchaktivitäten, März 2012

Wichtig ist das Bewusstsein: Man ist im Internet präsent und kann diese Präsenz nicht verhindern. Ob man sie nun aktiv gestalten will oder nicht – das eine Entscheidung, die alle selbst fällen müssen.

Für weitere Informationen zum Thema empfehle ich die beiden Facebook-Kapitel aus David Bauers Buch »Kurzbefehl. Der Kompass für das digitale Leben« empfohlen:

  1. Was muss ich über Facebook wissen?
  2. Was weiss Facebook über uns?

(Ich habe in diesem Post einen früheren Blogpost wiederverwendet.)

Wikis im Geschichtsunterricht

Christian Spannagel, Professor für Mathematikdidaktik an der PH Heidelberg berichtet in seinem Blog über ein Projekt mit Wikis im Geschichtsunterricht. Ich veröffentliche hier eine gekürzte Kopie seinen Beschriebs (Lizenz: CC BY-SA 3.0), da mir das Projekt lohnens- und nachahmenswert erscheint.

* * *

In den LernZeitRäumen arbeiten wir gerade mit Schülerinnen und Schülern in einem Wiki. Das Oberthema ist Mittelalter. Verschiedene Schülerteams arbeiten an unterschiedlichen Mittelalter-Themen (wie beispielsweise “Bauwerke”, “Essen und Trinken” und “Schrift und Buchkunst”). […] Ein wesentliches Ziel dabei ist, dass die Schülerinnen und Schüler lernen, aus Texten Informationen zu entnehmen (hierfür haben sie ausführliche Reader und Bücher zur Verfügung), die Informationen in eigenen Texten zusammenzufassen, dabei korrekte Quellenangaben zu machen und das Ganze für andere Leserinnen und Leser attraktiv aufzubereiten. Hier liegt eine große motivationale Chance des Wikis: Die Texte landen nicht einfach nur auf dem Schreibtisch des Lehrers, sondern stehen im Web und können von jedem gelesen werden. (Ein Beleg, dass das für Schüler bedeutsam ist, kommt weiter unten. […]).

Das Schulwiki der LernZeitRäume wird freundlicherweise von der ZUM gehosted, und dank toller Vorbilder wie dem RMG-Wiki, dem DSD-Wiki und vielen anderen Wikis in der ZUM-Wiki-Family konnten wir auf zahlreichen Beispielen aufbauen und von reichhaltigen Erfahrungen anderer profitieren.

Hier möchte ich mal alle möglichen Eingangsüberlegungen zusammenfassen, die den Start des Wikis und die Arbeit in den ersten Wochen begleitet haben:

  • Wir haben uns dazu entschieden, dass sich die Schülerinnen und Schüler nur mit Pseudonymen und nicht mit Realnamen anmelden. Die Wahl der Pseudonyme erschien uns angemessen, weil wir vermeiden wollten, dass Schülerinnen und Schüler im Unterricht mit Realnamen im Web auftreten.
  • Es hat sich bewährt, dass die Schülerinnen und Schüler einen Anmeldebogen ausfüllen, den ich aufbewahre und immer mit dabei habe. Denn: Schüler vergessen Passwörter, und die kann ich dann bei Bedarf nachschlagen. (Ich bin sozusagen Vertrauensstelle für vergessene Passwörter.)
  • Mit den Schülerinnen und Schülern haben wir eine Wiki-Abmachung getroffen. Darin unterschreiben sie, dass sie sich respektvoll im Internet verhalten, keine persönlichen Daten von sich preisgeben und das Urheberrecht beachten. Außerdem habe ich unterschrieben, dass ich den Schülerinnen und Schülern sowohl offline als auch online mit Rat und Tat zur Seite stehe. Die Abmachung ist also tatsächlich eine gegenseitige Vereinbarung und keine einseitige Verpflichtung.
  • Diese Abmachung wurde gleich in der ersten Woche gebrochen (auf einer Benutzerseite stand “ihr Deppen!”). Perfekt! Wir hatten gleich eine Gelegenheit, nochmals über die Abmachung zu sprechen und die Ernsthaftigkeit der Abmachung zu unterstreichen. Seitdem ist nichts mehr vorgefallen. Genau das gefällt mir an der Wiki-Arbeit in der Schule: Man stellt nicht nur die Gefahren und Probleme des Internets heraus, sondern hebt zunächst einmal die Möglichkeiten der produktiven Zusammenarbeit hervor. Die Probleme sind dann mehr Seitenaspekte, die auch wichtig sind, die aber nicht im Vordergrund stehen.
  • Die technische Einführung hielt sich im Rahmen. In ca. 15 Minuten habe ich den Schülern die Basics gezeigt (Bearbeiten, Vorschau, Speichern, Texteingabe, fett, kursiv, Überschriften). Alles weitere gibt es dann als Hilfe “on demand”. Relativ schnell wollten Schüler Tabellen erstellen. Weil das ein bisschen komplizierter ist, habe ich das dann im Einzelgespräch gezeigt. Hier wird dann auch den Schülern deutlich, wie hilfreich das Verwenden von bereits vorhandenem Code ist.
  • Neben den zahlreichen Hilfen (die, glaub ich, bislang kaum ein Schüler angeschaut hat), habe ich auch eine Oops!-Seite eingerichtet. Das ist die Seite für die Offline-Hilfe. Wenn ich mal nicht an der Schule bin und ein Schüler ein Problem hat, dann kann er dieses auf die Oops!-Seite schreiben, und ich antworte dort.
  • Ganz klar: Ich muss täglich den RSS-Feed des Wikis checken, um zu schauen, was dort passiert. Das ist aufwändig, aber notwendig. […]
  • […] Wenn Schüler im Wiki arbeiten, entstehen logischerweise Rechtschreib- und Tippfehler. Wir haben uns vorgenommen, dass die Wiki-Arbeit mit 10 Minuten Korrektur der Seiten von anderen endet. Das heißt, Schülerinnen und Schüler sollen am Ende einer Stunde durchs Wiki gehen und Fehler korrigieren. Und wir müssen es aushalten, dass mal eine Zeit lang Fehler enthalten sind. Wikiarbeit ist schließlich ein Prozess.
  • Der Diskussionsbereich zu jeder Seite ist ein prima Platz für Feedback der Lehrer an die Schüler (z.B. hier die Rückmeldung von Axel zum Thema Burgen). So ist das Feedback nahe am Text, aber nicht im Text, und der Prozess lässt sich im Nachhinein noch nachvollziehen.
  • Schülerinnen und Schüler finden es klasse, dass die Seiten im Internet stehen und andere sich diese ansehen können. Jedenfalls sind alle ganz wild darauf, unten auf der Seite immer zu schauen, wie viele Zugriffe es auf die Seite gab (ein regelrechter Wettbewerb unter manchen Schülern).

Ein paar Bilder wurden von Schülern auch schon eingefügt. Wenn die Texte fertig sind, werden wir noch eine Quiz-Seite gemeinsam erstellen, in der die Schüler Multiple-Choice-Tests, Lückentexte, Rätsel und sonstige Aufgaben als Wissenstest zum Mittelalter gestalten können.

Sociale Netzwerke analog nachspielen – »Der Netzwerkeffekt«

Auf dem EduCamp in Köln, das am letzten Wochenende stattfand, wurden Möglichkeiten des Einsatzes von modernen Medien in einem Bildungskontext thematisiert. Dabei wurden von einem Team von Studierenden ein Rollenspiel mit dem Titel »Der Netzwerkeffekt« vorgestellt, wie der Denkwerk Blog berichtet:

[Ronald Smolka, Nadine Ickenstein, Lisa Poggensee, Olga Mavasheva und Carina Pogoreutz] haben das analoge Spielkonzept im Rahmen eines Mediendidaktik-Seminars in Zusammenarbeit mit Guido Brombach vom DGB-Hattingen entwickelt. Das Rollenspiel wurde für die pädagogische Praxis konzipiert, um erwachsenen Seminarteilnehmern die Dynamik sozialer Netzwerke am Beispiel von Facebook näher zu bringen.

Das Spiel besteht aus einer Anmeldephase, einer Beziehungsphase und einer Spielphase. Ziel dabei ist es, möglichst viele Punkte in verschiedenen Kategorien zeigen, wie die Grafik zeigt (Rechte dafür liegen beim Denkwerk Blog):

In einer Reflexionsphase ermöglicht das Spiel, nachzuvollziehen, welche Emotionen in sozialen Netzwerken erlebt werden. Im Blog werden die Gefühle der Teilnehmenden wie folgt beschrieben:

Für einige Teilnehmer war es Stress pur. Sie verloren die Kontrolle über ihr Profil und geposteter Nachrichten, vernahmen erste Anzeichen der Reizüberflutung und hatten zum Teil Bedenken, dass ihr Profil nicht den Ansprüchen der Nutzer genügen wird. Erkenntnisse, die in vielen Punkten mit denen der Onlinewelt vergleichbar sind.

Ich denke, das Spiel könnte gut als Fortbildung in LehrerInnenteams gespielt werden, evtl. ließe sich auch eine Unterrichtseinheit mit Schülerinnen und Schülern dazu konstruieren.

Weitere Informationen findet man an folgenden Orten:

Die JAMES-Studie der ZHAW: Jugendliche und das Web 2.0

Ein Forschungsprojekt unter der Leitung von Daniel Süss und Gregor Waller untersucht an der ZHAW seit 2010 das Medienverhalten von 1000 Jugendlichen die möglichst repräsentativ über die Schweiz und verschiedene Altersstufen verteilt sind. Die so genannte JAMES-Studie (Jugend / Aktivitäten / Medien – Erhebung Schweiz) hat gemäß dem Projektbeschrieb folgende Ziele:

JAMESfocus ermöglicht einen differenzierteren Blick auf das, was im ersten Moment homogen erscheint: Auf der Grundlage der Daten aus der JAMES-Studie 2010 werden verschiedene Freizeit- und Mediennutzungstypen herausgearbeitet. Weiter werden Themenfelder wie das Medienwissen und der kreative Umgang mit Medien näher beleuchtet. Bereits behandelte Bereiche wie Social Networks, Cyberbullying und die Handynutzung werden aus anderen Blickwinkeln betrachtet. Dabei wird aufgezeigt, bei welchen Gruppen Hinweise auf einen entwicklungsgefährdenen oder sozial unverträglichen Medienumgang bestehen und damit besondere Anstrengungen für Medienkompetenzförderung und Jugendmedienschutz notwendig sind.

Erste Ergebnisse der Studie wurden bereits veröffentlich (Übersicht / komplettes pdf). Im Bezug auf Social Media sind folgende Erkenntnisse bedeutsam, welche durch die unten stehenden Grafiken erläutert werden:

  1. Jugendliche nutzen Social Media auf der Suche nach Information häufiger als Suchmaschinen oder Nachschlagewerke wie Wikipedia.
  2. Jugendliche nutzen das Internet hauptsächlich für Social Media.
  3. Social Media ist praktisch gleichzusetzen mit Facebook, einzig Netlog wird als Alternative recht häufig verwendet.
  4. Die Aktivitäten auf Facebook sind vielfältig und reichen von Chatten über Gamen bis zum Verwalten der Freundeslisten.
  5. Das Bewusstsein über die Privatsphären-Problematik wächst mit dem Alter, häufigstes Problem ist, dass Fotos ohne Zustimmung ins Internet hochgeladen werden.
  6. Handy werden kaum für den Zugang zu Social Media genutzt.
  7. Es ist ein Bewusstsein vorhanden, welche Informationen sensibel sind und welche nicht.
In einem NZZ-Bericht mit dem Titel »Die Parallelwelt der Digital Natives« weisen Daniel Süss und der Verfasser des Artikels, Matthias Müller, auf die Chancen die, die Social Media mit sich bringen:

Süss warnt jedoch davor, die neuen Medien pauschal zu verdammen. Vielmehr hätten die jungen Personen Wege gefunden, sich kreativ in ihrer digitalen Welt zu entfalten. So bieten die sozialen Netzwerke wie Facebook, in denen die Nutzer das Internet aktiv mitgestalten, viele Möglichkeiten, um sich mit eigenen Fotografien, Videos, Texten und Gedichten produktiv und phantasievoll einzubringen. Im Web 2.0 ist also weitaus mehr schöpferische Eigenleistung gefragt als beim rein passiven Konsum von Fernsehprogrammen.

Zudem lassen sich die Mobiltelefone mit ihren zahlreichen Funktionen vielfältig in den Schulunterricht einbinden, indem man etwa Videos über Versuche für den Unterricht in naturwissenschaftlichen Fächern dreht oder die korrekte Aussprache von Wörtern im Sprachenunterricht prüft.

Informationssuche im Internet

Produktive Aktivitäten im Internet

Handynutzung

Vergleich der sozialen Netzwerke

Aktivitäten in Social Media

Preisgabe sensibler Informationen

negative Erfahrungen

Aktivierung der Privatsphären-Einstellung