Der Ort, an dem Wissensmanagement in den letzten Jahrhunderten begonnen hat, war die Bibliothek. Sie entwickelte raffinierte Systeme für das Finden von Wissen und ermöglichte seine Sammlung. Heute befinden sich Bibliotheken im Internet: Man findet nicht nur Datenbanken mit elektronisch lesbaren Büchern und Faksimileausgaben, sondern auch neueste Forschungsergebnisse, täglich aktualisierte Lexikoneinträge, multimediale Inhalte und fachspezifische Nachschlagewerke. Die Herausforderung besteht darin, dieses Wissen zu filtern, Wesentliches von Unwesentlichem zu trennen. Die Schwierigkeit ist nicht, einen Zugang zum Wissen zu erhalten, sondern einen Überblick zu bewahren.
In meiner Schul- und Studienzeit habe ich an jedem neuen Schulort eine genaue Einführung in die Bibliothek erhalten – im Mittelpunkt stand immer das Ordnungssystem und die Möglichkeiten, wie bestimmte Bücher gesucht und gefunden werden können. Diese Systeme waren verständlich und nachvollziehbar, meistens bestanden sie aus Karteikarten, später auch aus einfachen Computerprogrammen.
Heute verwenden wir dafür Google. Weil wir in unserem Umgang mit Wissen so stark von Google abhängig sind, ist es unumgänglich, dass sich Lehrpersonen und Schülerinnen und Schüler damit auseinandersetzen, wie Google funktioniert.
Nehmen wir als Beispiel die Suchanfrage »Prometheus« – im Zusammenhang mit dem Goethe-Gedicht. Diesen Sommer läuft ein Film namens Prometheus im Kino. Was also macht Google?
Es bietet mir den Mythos als erste Option an, dann zwei Mal den Film (aus der englischen Wikipedia, meine Spracheinstellungen sind Deutsch und Englisch, btw), dann Bilder (eher Mythos) und noch zwei Mal den Film.
»Wie funktioniert das?« war meine Einstiegsfrage, damit sich Schülerinnen und Schüler selber Gedanken darüber machen, wie denn die Suchmaschine das findet, was sie suchen – oder ihnen Angebote macht, was sie überhaupt hätten finden wollen.
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Werden wir etwas genauer. Wie funktioniert Google? Dieses Video (mit deutschen Untertiteln, auf CC drücken) ist aufschlussreich:
Man kann festhalten, dass folgende Kriterien entscheidend sind, welche Resultate zuoberst gezeigt werden:
- Wie häufig kommt das Suchwort vor (auch in Synonymen)?
- Wie bedeutend ist das Suchwort (kommt es im Titel, in der URL vor)?
- Wie bedeutsam ist die Seite (d.h. wie gut ist sie vernetzt)?
- Was ist die Qualität der Seite (Google stuft so genannte Spam-Seiten oder solche, die es darauf anlegen, möglichst weit vorne eingeblendet zu werden, um mit Werbung zu verdienen, regelmässig herab)?
- Wie häufig wird diese Seite in den Suchresultaten angeklickt?
Wichtig ist festzuhalten: Die Google Suche wir regelmässig verändert, weil so genannte SEO-Spezialisten versuchen, kommerzielle Seiten möglichst wirksam in den Suchergebnissen zu platzieren, ohne dass sie es »verdient« hätten (d.h. relevante Informationen beinhalten). Das wird zu einer Art Spiel: Google erschwert das Spiel, die Spezialisten finden neue Tricks.
Zudem wird die Suche in Zukunft persönlicher werden. Nutze ich das englische Google (google.com), dann werden persönliche Suchergebnisse mit einem Männchen markiert. Persönliche Suchergebnisse sind Inhalte, die von meinen Kontakten oder »Freunden« verlinkt oder erstellt worden sind.
Die Idee für diesen Eintrag stammt von diesem Post bei Mindshift. Dort gibts mehr Informationen und Links.
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