Blogeinträge statt Aufsätze schreiben

Am 19. Juni haben einige meiner Schülerinnen und Schüler auf einem SRG-Podiumsgespräch über Medienkonsum im Zeitalter von Internet und Gratiszeitungen mit etablierten Persönlichkeiten diskutiert (Radiobericht hier). Im Vorfeld wurde ich vom Regionaljournal Aargau Solothurn interviewt.

Bildschirmfoto 2013-06-18 um 22.57.04Eine lange Version des Interviews findet sich hier, für die geschnittene unten klicken.

Blogparade: Wie Martin Jonglieren gelernt hat

Vor rund einem Monat habe ich zu einer Blogparade aufgerufen. Mittlerweile sind schon ein paar Texte entstanden, die der Frage nachgehen, wie wir denn bestimmte Kompetenzen erworben haben, indem sie den Lernprozess beschreiben:

Ich würde mich sehr über weitere Beiträge freuen, einen Abschlusspost werde ich wohl erst Mitte Mai schreiben.

MAKE ME SOME ART, society6
MAKE ME SOME ART, society6

Jonglieren
Bedeutung
Unterhaltung, Entspannung

Phasen
Motivation: unbestimmt, irgendwas zwischen Langeweile und  Gelegenheit, und es gab so Sendungen das man sein Gehirn immer mal wieder mit was neuem beschäftigen solle, es sollte etwas sein das im Zimmer ohne Ausrüstung und ohne Vorbereitung geht

Idee: aus dem Buch Der Medicus, er muss da jonglieren lernen mit wenigstens 4 Bällen

Information: ungewiss, muss per Internet gewesen sein, der Tipp war langsam mit einer, dann 2 Bällen mit einer Hand zu üben

Üben, üben: ging eigentlich ganz gut, 1-2 Wochen mit einer und 2 Kugeln, dann klappten 2 mit einer Hand, nach ca 3 Wochen klappte es dann mit 3; alles allein; evtl. so was wie 15 min;  die Aufgabe war eine bestimmte Anzahl von Wiederholungen zu schaffen ohne das die Kugel runterfällt, die Anzahl dann immer etwas höher gedreht

Gelernt fürs Lernen
grundlegendes geht eher einfach
4 Bälle habe ich nie geschafft, das müsste man offenbar „richtig“ üben
letzlich sowas wie viel Anfangsmotivation, genügend Informationsmaterial um zu glauben das es machbar ist, Gelegenheit und kontinuierliche Erfolge beim üben

Wie Schülerinnen und Schüler übers Bloggen denken

Ein Blogprojekt, das ich regelmäßig durchführe, habe ich hier schon einmal vorgestellt. Es geht kurz darum, dass sich Gymnasiastinnen und Gymnasiasten, die in der 10. Klasse neu eine Klasse bilden, sich selber vorstellen – und zwar ihren Lehrerinnen und Lehrern und einander. Ein Vorstellungsaufsatz hatte Tradition an der Schule, das Blogprojekt löst ihn bei den Klassen, die im Fach Deutsch unterrichte, ab.

Der Auftrag ist, kurz gefasst: 20 Posts schreiben, 40 Kommentare hinterlassen. Thematische Vorgaben gibt es keine – man kann die eigene Person, Erlebnisse, Gedanken, Interessen vorstellen. Entsprechend groß ist die Bandbreite.

Die Blogs werden bewertet, wobei ich folgende Grundsätze berücksichtige:

  1. Es gibt eine Zwischenbewertung als Feedback. 
  2. Die Schülerinnen und Schüler können einzelne Posts auswählen, die für die Bewertung im Mittelpunkt stehen sollen – und auch solche ausschließen, die nicht berücksichtigt werden sollen.
  3. Sie bewerten sich selber; meine Bewertung ist eine Reaktion auf ihre Selbsteinschätzung.

Im Folgenden einige Aussagen der Schülerinnen und Schüler, ihre Blogs sind verlinkt (einige davon könnten privat sein, dafür entschuldige ich mich). Ich versuchte, die Auswahl auf interessante Aspekte zu fokussieren, wählte also weder besonders positive, noch besonders negative Kommentare aus. Darunter fasse ich wesentliche Punkte zusammen:

Am Anfang war ich ziemlich skeptisch eingestellt gegenüber diesem Projekt. Zumal ich vorher noch nicht einmal den Hauch einer Ahung hatte, was ein Blog überhaupt ist. Irgendein Onlinetagebuch, in dem man der ganzen Welt seine Sorgen und Probleme mitteilt und alles berichtet, was man so erlebt. Geht’s noch?! Ich möchte doch nicht mein Leben vor irgendwelchen Leuten, die vielleicht per Zufall auf meinen Blog stossen, ausbreiten! Musste ich dann aber doch nicht. Es verlief nämlich alles viel besser, als erwartet und ich hatte sogar Spass beim Schreiben meiner Artikel. – galivinci

Eine Tatsache, der ich leider ins Auge schauen muss: Mein Blog ist nur eine winzige Insel im grossen Meer des WorldWideWeb. Vielleicht stösst jemand beim Surfen auf diese Seite und kann in meinen Beiträgen schmökern. Ich bezweifle aber, dass sich allzu viele Leute in diese Gewässer verirren. Doch manchmal, ich war selbst überrascht, ziehe ich einen der vielfältigen  Kommentare und Feedbacks an Land. Diese wurden zwar nie als Strandgut(„Spam“)abgestempelt und wieder zurück ins Meer geworfen, nein, sie waren immer ermunternd und konstruktiv. Um es zuzugeben, ich war, bis vor einigen Monaten, noch nie richtig mit dem Thema „Blog“ in Berührung gekommen. – sunset007

Sehr hilfreich bzw. störend beim schreiben von Blog Posts fand ich die eigene Einstellung. Je nach dem wie ich mich fühlte, sieht man in den Blog Posts. Gefühle wie Wut & Hass gaben zwar viele Ideen zum schreiben, doch meine Gedanken einfach so aufschreiben & ins Internet posten ist nicht gerade klug. Positive Gedanken & gute Stimmung brachten mich dazu, einfach mal los zu schreiben. Das Einfach-Los-Schreiben ist eine „Fähigkeit“, die sich während dieser Blogging-Phase bei mir etwas entwickelt & etabliert hat. – bagobi

Die Vorgabe mit den Kommentaren (Wir mussten mind. 40 Kommentare auf den Blogs unserer Mitschüler hinterlassen.) bereitete mir etwas Mühe. Ehrlich gesagt bin ich kein Fan von „Oh, schön geschrieben.“ oder „Ich bin der gleichen Meinung.“. Ich kommentiere im Internet generell nur Dinge, die mich wirklich faszinieren und begeistern und nicht, weil ich einen gewissen Umfang an Kommentaren hinterlassen muss. – Fiorella

Es war nicht immer leicht zu entscheiden, was nun in meinen Blog gehört und was nicht. Meiner Meinung nach geben manche Leute zu viel von sich im Internet preis; nicht unbedingt in ihren Blogs, sondern auch auf Facebook, Twitter und Co. Ich schreckte schon davor zurück, meinen richtigen Namen als Benutzernamen zu verwenden, wie es einige meiner Klassenkameraden getan haben. Irgendwie habe ich einfach dieses fest verankerte Gefühl, dass mein Leben nicht in ein weltweites Netzwerk gehört, auf das alle Zugriff haben (das mag angesichts der Tatsache, dass ich auf Facebook zu finden bin, sehr seltsam klingen, aber auch dort stelle ich nicht gerne Fotos und dergleichen rein). Das Problem am Internet ist einfach: Was einmal hochgeladen ist, bekommt man so schnell nicht wieder aus dem Web. Deshalb sollte man sich immer zweimal überlegen, was man postet. – teenagetage

Die Rückmeldungen die ich bis jetzt zu meinem Blog bekommen habe, waren überwiegend positiv und das freut mich unglaublich. Ich hätte nie gedacht dass es Menschen gibt, die sich freiwillig mein Gelaber anhören. Beziehungsweise durchlesen. Ist ja auch egal, auf jeden Fall habe ich viele nette Worte bekommen und bin dafür sehr dankbar. Man fühlt sich schon so ein bisschen…wie soll ich sagen…komisch dadurch? Immerhin bekomme ich Lob dafür, dass ich mit dem Laptop in meinem Bett sitze, mich im Internet ein bisschen auskotze und nebenbei einen sehr leckeren Energydrink trinke, dessen Name ich hier nicht nennen werde. Aber er ist echt monströs.- Lego

Denn, abgesehen von diesem Blog, bin ich eher ein passiver Internetnutzer: ich höre mir Lieder oder sehe mir Videos auf YouTube an, recherchiere auf Wikipedia und anderen Seiten. Dieser Blog ist also für mich eine ganz neue Seite des Internets: Das erst Mal schreibe ich aktiv im Internet und theoretisch kann es auch jeder ansehen, lesen und dabei mitdiskutieren! Genau das ist ja auch der Unterschied zu einem herkömmlichen Schulaufsatz: Jeder, sogar Aussenstehende, können den Blog lesen und ihren Kommentar hinterlassen. Das Bloggen ist also regelrecht eine neue Kommunikationsform und beinhaltet als solche auch viele Vorteile, denn jegliche zeitliche und örtliche Grenzen werden aufgehoben. – awinkler12

Und ganz wichtig: Ich habe durch das Projekt etwas über meine Mitschüler gelernt, was auf jeden Fall das wertvollste am Projekt ist. Um von einem Hobby oder Vorlieben für Reisen, Musik, Filme, usw. zu erfahren, ist ein Blog eine ziemlich gute Methode, doch aus meiner Sicht nicht für den alltäglichen Austausch mit Freunden geeignet, dafür ist er mir persönlich zu formal. – pauliimpro

Dieser Kuchen ist eine meiner Lieblingsentdeckungen, die ich in der mir nun bereits viel vertrauteren Blogwelt gemacht habe. Er soll auch Euch, an Tagen wenns an Schreibmotivation mangelt einen literarischen Regenbogen herzaubern! – Nadine

Regenbogentorte aus dem Blog von Nadine.
Regenbogentorte aus dem Blog von Nadine.

Für mich entscheidend an diesen Äußerungen sind einige recht banale Punkte:

  1. Social Media ist oft einfach viel Schreibarbeit. Auch für Schülerinnen und Schüler. 
  2. Ein Schulprojekt ist ein Schulprojekt: Es wird im Hinblick auf Noten und Bewertungen durchgeführt.
  3. Diversität ist wichtig: Die Aktivitäten sollten noch mehr wie die Regenbogentorte sein und alle Farben des Spektrums umfassen. Dazu brauchen die Lernenden mehr Freiheiten, als Lehrender muss ich mich trauen, ihnen zu vertrauen. Abweichungen zuzulassen, wohl auch Verweigerung.
  4. Das Internet ist mit vielen Ängsten verbunden.
  5. Blogs sind weit gehend ein unbekanntes Land für Jugendliche.
  6. Aktivitäten mit Neuen Medien brauchen glaubwürdige Begleitung.
  7. Praxis, Reflexion und Dialog sind die entscheidenden Momente, die am meisten auslösen können.

Sollen Lehrpersonen anonym bloggen?

Im deutschsprachigen Raum gibt es immer mehr Blogs von Lehrpersonen über ihren Unterrichtsalltag. Ihre Motivation schätzt Berthold Metz, der Betreiber des Portals lehrerfreund.de, wie folgt ein:

Lehrer stoßen in ihrem Alltag selten auf offene Ohren für ihre täglichen menschlichen Erlebnisse. Daher dient vielen besonders der anonyme Kanal im Web zur Verarbeitung. Dort gibt es mehr Freiheiten.

In einem Zeit-Artikel unterscheidet Hadija Haruna Blogs von Lehrpersonen danach, ob die Verfasserin oder der Verfasser anonym auftritt oder nicht:

Während viele anonyme Blogger vor allem ihren Frust ablassen, lustige bis heftige Anekdoten erzählen oder sich mehr Verständnis für ihr Dasein wünschen, schreiben andere mit Klarnamen und nutzen ihr Blog als modernes Archiv, erörtern Schulverordnungen oder geben didaktische Tipps. Sie machen ihrem Wissen Luft – auch um damit nicht allein zu sein.

Sierra Seifert, Society6.

Die Frage, wie sinnvoll es ist, anonym zu agieren, hat nun Lehrerfreund.de in einem ausführlicheren Post diskutiert. Ich möchte hier die wichtigsten Argumente verdichten. Für die Anonymität spricht:

  • Die Privatsphäre von Schülerinnen und Schüler, über die sonst kaum etwas berichtet werden könnte.
  • Das Risiko, von Vorgesetzten oder Behörden sanktioniert zu werden für kritische Bemerkungen.
  • Die Möglichkeit, offen über Gefühle, Unsicherheit und unprofessionelles Verhalten sprechen zu können.
  • Die Beziehung zwischen SchülerInnen und Lehrperson wird durch das Blog nicht tangiert.
  • Die Möglichkeit, spontan auch Unfertiges anbieten zu können, ohne dafür verantwortlich gemacht werden zu können.

Der Lehrerfreund-Beitrag suggeriert, nicht-anonyme Blogs seien oft sehr akademisch und ernst, weil sie auf die humorvolle Schilderung von Alltagserlebnissen verzichten müssen. Aber auch sie haben Vorzüge:

  • Nur bekannte Personen können glaubwürdig und konstruktiv Meinungen äußern und diskutieren.
  • Der Lehrberuf hat lange genug vor verschlossenen Türen stattgefunden: Offenheit ermöglicht, dass auch das Umfeld der Schülerinnen und Schüler am Unterrichtsgeschehen teilhat.
  • Vernetzung mit anderen Lehrpersonen in einem Persönlichen Lernnetzwerk finden mit Vorteil mit Klarnamen statt.
  • Um klare pädagogische und bildungspolitische Diskussionen führen zu können, muss der Kontext der Schule und des Unterrichts bekannt sein.
  • Anonymität befördert den Eindruck, Lehrpersonen könnten ihre Meinung nicht frei äußern.

Eine Empfehlung möchte ich nicht abgeben. Die Entscheidung hängt davon ab, weshalb eine Lehrperson bloggt: Geht es um die Dokumentation von Erlebnissen und das Loswerden von Gefühlen, empfiehlt sich ein anonymes Format. Steht der Austausch mit anderen Lehrenden im Vordergrund, müssen Methoden und Inhalte dokumentiert werden, was mit Klarnamen besser klappt.

(Übersichten über Blogs von Lehrpersonen bietet Lehrerfreund.de auch an: Hier, hier und hier.)

Das perfekte Social Network

Bei Netzwertig hält Martin Weigert 12 Anforderungen fest, die an ein perfektes Social Network zu stellen sind. Ich paraphrasiere sie sehr knapp und leicht modifiziert, wo mir das nötig scheint:

  1. Alle Freunde sind dabei.
  2. Offen.
  3. Vertrauen in die Entwickler.
  4. Problemloser Datenschutz.
  5. Neue Funktionen als Option, nicht als Zwang.
  6. Funktioniert besser als Konkurrenz.
  7. Sieht gut aus, fühlt sich gut an.
  8. Kann auf jedem Gerät und jeder Plattform genutzt werden.
  9. Absolut sicher.
  10. Rentabel.
  11. Ethisch korrekt.
  12. Dezentrale Serverstruktur.

Denkt man an den Einsatz von Social Networks in einem Bildungskontext, dann sind viele Punkte bei einer sauberen Auswahl leicht zu erfüllen: Man kann beispielsweise i. alle relevanten Personen einladen, ii. Offenheit selber wählen und muss sich über x. und xi. keine Gedanken machen.

Das heißt aber in der Konsequenz, dass bestehende, große Social Networks für den schulischen Kontext nicht oder nur sehr bedingt geeignet sind – gerade weil viele Faktoren nicht beeinflusst werden können.

Weigerts Fazit:

Dass eine solche Anwendung für immer ein Wunschtraum bleiben wird, ist offensichtlich – schon weil sich einige Punkte widersprechen […]

Blogposts zur Resultatsicherung

Das ist nur ein kurzes Beispiel einer Unterrichtseinheit. Das Fach heißt Medienkunde, die Schülerinnen und Schüler sind in der 11. Klasse. Nach einer theoretischen Auseinandersetzung mit Photographie (Photographie Medienkunde 2012, weitere Unterrichtsmaterialien auf Anfrage verfügbar), das mit einer Prüfung abgeschlossen worden ist, hat die Klasse einen offenen Auftrag (pdf) zur Bildmanipulation erhalten: Sie sollen einen theoretischen, kreativen, historischen etc. Zugang zu manipulierten Bildern oder Techniken der Manipulation zu finden.

Resultat der Auseinandersetzung soll ein Blogpost sein – in einem Blog der Klasse, in dem die Technik unverbindlich und ohne persönlichen Bezug erprobt werden kann, die Texte aber doch theoretisch öffentlich einsehbar sind und mit Kommentaren versehen werden können. Man darf mitlesen.

Konsequenzen der digitalen Revolution – zwei Artikel von Mindshift

Im letzten Blogpost habe ich auf den Mindshift-Blog verwiesen, wo die Journalistin Tina Barseghian die (technologische) Zukunft der Lernens erforscht. Im folgenden werde ich die Aussagen von zwei lesenswerten Artikeln zusammenfassen und knapp kommentieren:

  1. Is Peer Input as Important as Content for Online Learning? (Nathan Maton)
    Ist im Online-Lernen der Input von Peers gleich wichtig wie der Lerninhalt?
  2. Amidst a Mobile Revolution in Schools, Will Old Teaching Tactics Work? (Tina Barseghian)
    Werden sich alte Lehrstrategien trotz der mobilen Revolution erhalten?
Screenshot Mindshift.

Die Grundvoraussetzungen sind klar: Inhalte im Internet können auf mobilen Geräten überall und jederzeit angesehen werden. Dieser Fluss von Informationen bedeutet grundsätzlich, dass die Schule nicht mehr die primäre Aufgabe hat, diese Informationen zur Verfügung zu stellen – z.B. als Wissen von Lehrpersonen oder in Form von Unterrichtsmaterialien.

Digitales Lernen findet, wie auch traditionelle Lernformen, auf fünf Standbeinen statt:

  • Lerninhalte
  • Lernmethoden
  • Lerngemeinschaft
  • Institutionalisierung und Anerkennung von Lernerfolgen
  • Technologien und Medien des Lernens

Die »Revolution« betrifft diesen fünften Punkt. Werden die Medien digital, so ist es viel einfacher als bisher, Kopien anzufertigen. Anders gesagt: Lerninhalte kosten nichts mehr – z.B. OER.

Daran schließen sich grundsätzlich vier Fragen an:

  1. Mit welchen pädagogischen Mitteln sollen und können die Vorteile des digitalen Lernens genutzt werden?
  2. Wie organisiert man Gemeinschaften, in denen diese Inhalte erlernt werden können?
  3. Wie erfolgt die Anerkennung von Lernerfolgen im digitalen Lernen?
  4. Mit welchen Technologien sollen digitale Inhalte abgerufen und bearbeitet werden?

Wie wichtig Punkt ii. ist, zeigt ein Zitat von Philipp Schmidt, der die Gratis-Online-Universität P2PU gegründet hat:

The things I care most about is collaborative skills, are you a good communicator, can you get stuff done? I think that’s the number one thing that isn’t being assessed anywhere that is super important. That’s what you ask when someone wants a job from you: do they get stuff done.
[Übersetzung phw] Ich interessiere mich am meisten für Kompetenzen im Bereich der Zusammenarbeit: Kannst du kommunizieren? Kannst du Aufgaben erledigen? Das ist die wichtigste Fähigkeit, die von allen verlangt wird. Wenn jemand angestellt werden soll, geht es genau darum: Kann die Person Aufgaben erledigen?

Punkt i. hingegen ist der Gegenstand von Barseghians Post. Ihre Forderung ist klar und wurde auf diesem Blog schon mehrfach wiederholt: Technologie verfügbar zu haben ist nur dann hilfreich, wenn es auch effiziente Methoden gibt, sie für pädagogische Zwecke einzusetzen. Zudem müssen digitale Geräte so zugänglich gemacht werden, dass sich privates und schulisches Lernen vermischt. Barseghians und ihre Gewährsleute skizzieren eine Learning-By-Doing-Mentalität, die durch Hilfsmittel wie Smartphones und iPads gefördert werden kann.

Abschließend ein Zitat von Shelley Pasnik, der Leiterin des Center For Childern & Technology:

That’s where the pedagogical practice comes to play, a thoughtful use of tool sets. Having the apps sitting on your phone on your desk in and of itself isn’t going to make you smarter, and it won’t make the classroom more anything. It’s what you do with it, and how it’s supported, how teachers and students know to learn, to use those tools. It’s part of a complex nature of learning.
[Übersetzung phw]: Das ist der Punkt, wo die pädagogische Praxis relevant wird: Ein durchdachter Einsatz von Werkzeugen. Nur Apps auf seinem Telefon zu haben macht niemanden schlauer und es verbessert auch die Erfahrung im Klassenzimmer in keiner Hinsicht. Es kommt darauf an, was man mit den Geräten und den Apps macht und wie dieses Handeln unterstützt wird, wie Lehrpersonen und SchülerInnen ihr Lernen und ihren Einsatz von Hilfsmitteln verstehen. Es ist ein Teil der komplexen Natur des Lernens.

Bloggen im Unterricht

Ich habe schon mehrfach Blogs im Unterricht eingesetzt. Die Methode verfolgt parallel mehrere Ziele:

  1. Medienkompetenz und -reflexion
  2. Berufs- und Studienkompetenz
  3. viel schreiben
  4. Schreiben in dem Moment, in dem man kreativ / dazu gelaunt ist
  5. Schülerinnen und Schüler geben sich gegenseitig Rückmeldungen
  6. die eigene Biographie und eigene Eigenschaften reflektieren und anderen präsentieren.

Das Blogprojekt wurde mit einem Dossier eingeführt, das man hier runterladen kann.

Zentral schienen mir folgende Aspekte:

  1. Konzentration auf eine Blogplattform – in diesem Fall WordPress.
  2. Learning by Doing – keine großen technischen Einführungen in die Blogplattform.
  3. Dafür: Individuelles Coaching, Gelegenheit, um Fragen zu stellen.
  4. Niemand muss mit vollem Namen bloggen, Pseudonyme sind explizit möglich.
  5. Blogs können auch als »private« geführt werden – nur die anderen Lernenden der Gruppe müssen Zugriff haben.

Die Punkte 2. und 3. könnten in einer weiteren Durchführung sicher verbessert werden.

Im Folgenden sollen einige ausgewählte Beispiele vorgestellt werden. Nicht notwendigerweise die besten, einfach solche, die einen Überblick verschaffen und zeigen, was in einem Semester möglich ist (10. Schuljahr, ca. 16 Jahre):

  1. Über Lotta und die Welt. 
    Schönes Beispiel dafür, wie Blogs anonym und doch persönlich geführt werden können.
  2. Japanis.ch.
    Hinter diesem Blog steht ein Talent: Ein Talent für Informationsarchitektur, Design und für Debatten.
  3. IvanMitDenBlauenAllstars.
    Blogs müssen nicht notwendigerweise viele Links enthalten, tolle Bilder – sie können auch einfach gut geschrieben sein.
  4. WirtschaftsWissenschaft.
    Oder von einer fachlich kompetenten Person geschrieben sein.
  5. chocolatechipgina
    Hier noch eine Kombination: Persönlich, intelligent – und gut geschrieben…

Und ja: Es gibt Noten für die Blogs. Ziemlich gute, meistens.