Programme lassen Menschen arbeiten – Amazons »Mechanical Turk«

Seit längerem beschäftigt mich die Herausforderung, die programmierte Maschinen für Menschen und ihre soziale Organisation bedeuten. Symbol der Beziehung zwischen Mensch und Maschine ist das Schachspiel, bei dem schon im 18. Jahrhundert Maschinen gebaut wurden, die mit menschlicher Hilfe Schach spielen können. Genauere Ausführungen dazu finden sich hier.

War die Debatte lange auf die Frage der Intelligenz und des Bewusstseins fokussiert, so scheint es heute – auch aufgrund eines veränderten Verständnisses von Bewusstsein – naheliegend, dass Maschinen intelligent und bewusst handeln könnten. Eine selbstverständliche Abgrenzung von Mensch und Maschine ist kaum haltbar. Interessanter ist deshalb die Frage, ob Maschinen Aufgaben für Menschen erledigen oder ob dieses Machtverhältnis kippen könnte. Menschen, die im Auftrag von Maschinen arbeiten, scheinen eine der düstersten Visionen für die Zukunft zu sein.

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Und doch gibt es diese Maschinen schon. Die »Crowdsourcing«-Plattform »Mechanical Turk« von Amazon bezieht sich nicht zufällig auf den »Schachtürken«, die anthropomorphe Maschine, in der sich ein Mensch versteckt hat, der sie bedienen musste, damit sie Schach spielen konnte. Amazon bezeichnet die Plattform als »artifical artificial intelligence«, also künstliche künstliche Intelligenz. Die deutschsprachige Beschreibung von Amazon ist vielsagend:

Amazon Mechanical Turk ist ein Marktplatz für Arbeiten, für die menschliche Intelligenz benötigt wird. Der Webservice Mechanical Turk bietet Unternehmen die Möglichkeit, programmatisch auf diesen Marktplatz und eine vielseitige On-Demand-Mitarbeiterschaft zuzugreifen. Entwickler können diesen Service nutzen, um bei der Erarbeitung ihrer Anwendungen direkt auf die Ressource „menschliche Intelligenz“ zuzugreifen.

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Menschliche Intelligenz wird zur »Ressource«, über die Programme verfügen können. Typische Aufgaben sind Bildbearbeitungen und -beschriftungen, Bereinigungen von größeren Datenmengen, Übersetzungen aber auch kreative Aufgaben. Diese werden enorm günstig erledigt: In den USA werden die »Turks«, also die Arbeiterinnen und Arbeiter, welche diese Plattform nutzen, für so genannte HITs (»human intelligence tasks«) für Aufgaben, die 10 Minuten Aufwand benötigen, teilweise mit 1 oder 2 Cents entschädigt – erhalten also pro Stunde nicht einmal einen Dollar. Ein Dollar pro Stunde ist ein guter Richtwert, der sehr gut bezahlte Arbeiten von weniger gut bezahlten trennt.

Jason Huff hat »Turks« beauftragt, ihre Erfahrungen zu beschreiben. In seinem lesenswerten Essay kommt er zu folgenden Schlüssen: Wer auf der Plattform aktiv ist, verdient damit nicht genug, um die monatlichen Internetkosten zu bestreiten. Es handelt sich um pragmatische Personen, die lieber beschäftigt als gelangweilt sind. Gerade in wirtschaftlichen Krisen oder in Fällen, in denen es schwierig ist, das Haus zu verlassen, ist das Einkommen des »Mechanical Turk« oft sehr wichtig, auch wenn es gering ist. Gleichzeitig gibt es aber auch Menschen, welche die Plattform als Beschäftigungstherapie ansehen.

Waren in einer ersten Untersuchungsphase 2009 vor allem Amerikanerinnen und Amerikaner auf der Plattform aktiv, waren es vier Jahre später zunehmend Menschen aus Indien, die Turking nicht als Nebeneinnahme, sondern als Haupteinnahme ansahen. Neben der Amazon-Plattform gibt es eine Reihe weiterer – z.B. Textbroker in Deutschland. Die Plattformen schaffen in der Regel sehr schlechte Bedingungen für die Arbeitenden: Ihnen kann meist grundlos die Auszahlung verweigert werden, es gibt viel Konkurrenz und kaum Bemühungen, ihren Lohn anzuheben oder zu sichern.

Beängstigend ist das vor allem dann, wenn man hinzunimmt, wie viele Arbeitsschritte in naher Zukunft automatisiert werden können. »Menschliche Intelligenz« mittels Crowdsourcing zur Ressource zu machen, löst eine ganze Reihe weiterer Arbeitsplätze auf und überträgt generell die schlechteren Arbeitsbedingungen in soziale Gefüge mit besseren.

Studie: Facebook führt zu schlechter Stimmung

Eine neue Studie von Christina Sagioglou und Tobias Greitemeyer, die im Juni publiziert wird, belegt einerseits, dass die Nutzung von Facebook zu schlechterer Stimmung führt, kann aber andererseits auch nachweisen, warum das Menschen nicht davon abhalten kann, Facebook zu nutzen.

Ich fasse die relevanten Ergebnisse und Methoden zusammen, wie immer verschicke ich gerne Privatkopien der Untersuchung an interessierte Leserinnen und Leser (Mailanfrage).

Die Forscherin und der Forscher ließen Studienteilnehmer nach einer Aufforderung entweder 20 Minuten Facebook nutzen, 20 Minuten im Web surfen oder 20 Minuten nichts dergleichen tun, um eine Vergleichsbasis zu etablieren. Direkt im Anschluss – das das Neuartige an der Studie – wurden sie online befragt.

Facebook führte zu einer leicht (aber signifikant) schlechteren Stimmung und zu einer Aktivität, die als deutlich weniger bedeutsam erlebt wurde als die anderen beiden Tätigkeiten. Allerdings ändert sich die Stimmung bei den Facebook-Usern nicht, die das soziale Netzwerk als gehaltvoll erleben. Es wäre also denkbar, dass die erlebte Bedeutungslosigkeit der Facebooknutzung auf die Stimmung schlägt.

Diese Frage wurde aber separat noch einmal untersucht. Besonders erstaunlich ist, dass die Facebooknutzung nicht minimiert wird, obwohl sie zu schlechter Stimmung führt. Allerdings gibt es vergleichbare Phänomene: Auch Rache oder die Möglichkeit, eine Entscheidung zu ändern, führen im Vergleich zu alternativen Handlungen nicht zu befriedigenden Resultaten, werden aber dennoch häufig gewählt, wenn die Möglichkeit besteht. Bei Facebook stellte sich heraus, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Studie die Erwartung hatten, sich nach der Facebooknutzung besser zu fühlen, das aber nicht eintrat.

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In der Diskussion ihrer Ergebnisse merkt das Autorenteam an, dass die Motivation, weshalb Menschen Facebook nutzen, genauer untersucht werden müsse – weil die bewussten Gründe oft nicht präzise sind. Hinzu kommt das Problem, dass Selbstauskünfte in Online-Befragungen einer Reihe von möglichen Verzerrungen ausgesetzt sind.

 

Ein einfacher Tipp für mehr Online-Sicherheit

Betrachtet man Beispiele, wie die Online-Präsenz von exponierten Menschen angegriffen wurde – z.B. dieser Journalist oder dieser Twitter-User – dann zeigen sich immer dieselben Methoden: Der Zugriff zu einem Konto (Amazon, Gmail, iTunes, Twitter, Facebook etc.) wird verwendet, um andere Zugriffe zu erschließen. Konkret: Wer auf das Amazon-Konto Zugriff hat, weiß meistens Details der Zahlungsinformationen (Teile der Kreditkartennummer etc.), mit denen am Telefon oft der Zugriff auf andere Dienste gewährt wird.

Um sich besser zu schützen, sollte man auf drei Dinge achten:

  1. Nie dieselben Passwörter mehrmals verwenden.
  2. Nie zwei Dienste miteinander verbinden (z.B. ein wichtiges Konto über den Facebook-Login betreiben).
  3. Bedenken, wie Sicherheitsfragen funktionieren.

Bildschirmfoto 2014-03-03 um 16.38.27Das kann man bei Apple gut ausprobieren. Auf dieser Seite kann man seine iTunes-ID eingeben und sehen, mit welchen Fragen sich das Passwort zurücksetzen lässt. Betreffen diese Fragen Informationen, die sich leicht im Netz zusammensuchen lassen, ist das Konto akut gefährdet.

Generell – und das ist der Tipp – sollten die Fragen wiederum auf eine Art Passwörter verweisen und nicht auf die Realität. Die Vornamen der Mutter oder das liebste Reiseziel sind schlechte Fragen, wenn die Antworten echt sind. Es sind dann gute Fragen, wenn man sich einen Vornamen für die Mutter ausdenkt (also ein Passwort) und den als Antwort einträgt.

(Quelle dieser Überlegung ist dieses Video.)

 

Das komplexe Verhältnis von Social Media und Magersucht

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Ein Instagram-Profil einer jungen Frau. Sie sagt von sich, sie sei 13 Jahre alt und 56 kg. Sie wäre gerne 45 kg, bei einer Körpergröße von 163 cm. Ihr aktuelles Gewicht liegt in ihrer Altersgruppe zwischen den Perzentilen 75 und 90, d.h. sie ist normalgewichtig, aber überdurchschnittlich schwer. Ihr Wunschgewicht liegt knapp über der Perzentile 10, die gemäß Gesundheitsförderung.ch die Grenze zu Untergewicht markiert.

Das Mädchen veröffentlicht Bilder unter dem Profil wantaskinnybody_ und entschuldigt sich darauf: »I’m sry I’m Fat« – »entschuldigung, ich bin dick«. Ihr Einträge – siehe unten – versieht sie mit einer Reihe von Hashtags, darunter auch #anorexia, #skinnylove, #ana, #magersucht. Sie weist immer wieder auf ihre Profile bei Kik und WhatsApp hin.

Bildschirmfoto 2014-02-04 um 13.00.18Wie authentisch das Profil ist, kann schwer beurteilt werden. Aber es zeigt, mit welchen Mechanismen Menschen – betroffen sind überwiegend junge Frauen – Social Media nutzen, um eine Gemeinschaft zu finden, die sie in ihrem Ziel, dünn zu werden und zu bleiben, unterstützt und berät. Diese Gemeinschaften gibt es schon länger. Im Netz gibt es unzählige Seiten mit Tipps, konkreten Diätvorschlägen für anorexische Menschen und so genannter »thinspiration«, also Inspriation, dünn zu werden oder zu bleiben, meist Bilder und Zitate.

Was für Außenstehende krank wirkt und auch im medizinischen Sinne eine Krankheit ist, wird zum Thema einer Community, deren Mitglieder Essstörungen zwar teilweise rational beurteilen können, aber dennoch keinen Wunsch verspüren, sich behandeln zu lassen. Eine Bloggerin schreibt beispielsweise:

Man sagt, Anorexie sei eine Krankheit. Und das stimmt auch. Es ist eine psychische Krankheit, die einen nur schwer wieder los lässt. Abnehmen um jeden Preis. Auch oft um das eigene Leben, also rate ich jedem, der nicht betroffen ist, sofort diese Seite zu verlassen! Ich bin zwar pro-ana, aber nur, weil ich es mit mir so besser vereinbaren kann. Ich finde mich nur schön oder eigentlich nur annehmbar, wenn ich wenig esse und dünn bin. Das trifft aber nicht auf andere Personen zu. Weiblich zu sein und dazu zu stehn ist sicher das Größte auf dieser Welt!! Doch kann ich das nicht… Für mich ist Ana (Anorexie) also zu einer Art Lebenseinstellung geworden, denn wenn ich täglich daran denke krank zu sein, hilft es mir nicht. Noch will ich nicht raus aus dieser Sache. Vielleicht ändert sich das ja eines Tages. Aber ich kann es mir nur schwer vorstellen…

Wie Sonja Samuda in einer Notiz festgehalten hat, handelt es sich bei Pro-Ana-Gruppen um Selbsthilfegruppen, bei denen aber die gegenseitige Unterstützung widersprüchlich ist. Während die meisten TeilnehmerInnen die Zugehörigkeit als wertvoll empfinden, sind »die Erwartungen der TeilnehmerInnen an die zahlreichen Gruppen dabei keineswegs homogen«, wie Samuda schreibt. Einige beziehen Tipps, und zwar nicht nur für Diäten, sondern auch dafür, wie eine medizinische Behandlung unwirksam gemacht werden kann. Anderen ebnet die Community den Weg zu einer Therapie.

* * *

Um diese Eindrücke zu vertiefen und mit Studien zu verbinden, seien die wichtigsten Ergebnisse aus der wissenschaftlichen Forschung zu Social Media und Essstörungen im Folgenden kurz zusammengefasst:

  1. Extreme emotionale Reaktionen zu Bildern von Essen und über- oder untergewichtigen Menschen scheint ein Symptom einer Erkrankung an Anorexia Nervosa zu sein. (Spring und Bulik, 2014)
  2. Pro-Ana-Profile führen zu einer spezifischen Online-Identität, welche die Offline-Identität beeinflusst und von ihr beeinflusst wird. Die Online-Rituale, die sich in entsprechenden Gemeinschaften ergeben, führen zur Arbeit an dieser Identität und lösen eine breite Palette von Emotionen aus (Euphorie, Verbundenheit, Zielorientierung, Ekel). Diese Rituale führen – ähnlich wie bei religiösen Bewegungen – zu einer Gruppenidentität, für welche die körperliche Anwesenheit nicht nötig ist, aber teilweise durch Bilder ersetzt wird. Sie etablieren spezifische Ausschlussverfahren für Outsider, teilen ein Ziel und viele Erfahrungen. Die Wirkung der Rituale ist für Teilnehmende eine Bestärkung: Viele sagen, sie könnten nur mit ihrer Anorexie weitermachen, weil es Pro-Ana – also den Austausch im Netz – gebe. (Maloney, 2012)
  3. Präventionsarbeit ist wenig wirksam, wenn sie die Widersprüche zwischen Anorexie als Lifestyle und Anorexie als Krankheit einerseits, zwischen Verhaltensweisen offline und online andererseits aufzulösen sucht. Anorexie ist ein Beispiel dafür, wie Körper, Begehren und Identität zusammenspielen und medialisiert und nicht-medialisiert komplexe Einflussmuster entfalten, die nicht in einfache Modelle rückübersetzt werden können. (Dyke, 2013)
  4. Der Einfluss von Medien und Social Media auf das Körpergefühl und Essverhalten wird in der Forschung kontrovers diskutiert. Juarez et al., 2012, haben nachgewiesen, dass die Beschäftigung mit Pro-Ana-Seiten sowohl zum Wunsch nach Gewichtsverlust wie zum Wunsch nach Muskelaufbau signifikant beitragen, während die Daten von Ferguson et al., 2012, eher dafür sprechen, dass Gruppeneffekte zu Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper und zu Symptomen von Essstörungen führen, während Medien keinen nachweislichen Einfluss darauf haben. Social Media können Gruppeneffekte verstärken.
  5. Die Peer Group ist hauptverantwortlich für die »Stimme der Autorität«, die Patientinnen und Patienten mit Anorexie oft erleben. Über Imitation und Wettbewerb entsteht so ein massiver Einfluss, welcher Heilungschancen von Therapien stark beeinträchtigen kann. Er wird mittels Social Media effizient organisiert, so dass ein Einbezug und eine Analyse von individueller Interaktion mit Pro-Ana-Gruppen und -Peers in eine Therapie heute unumgänglich scheint. (Allison et al., 2014)
  6. Eine Netzwerkanalyse französischer Pro-Ana-Seiten zeigt, dass Zensur im Netz deshalb fatale Folgen haben kann, weil sich über diese Netzwerke auch die Informationen verbreiten, welche den Anstoss für Therapien geben können oder die an Anorexie Leidenden psychisch unterstützen können, wenn es das Umfeld nicht mehr kann. (anamia.fr, 2013)

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Was Karen Dias aus einer feministischen Perspektive schreibt, gilt gemäß der aktuellen Forschung für die ganze Pro-Ana-Bewegung:

Given that women’s bodies and experiences of embodiment are subjected to relentless surveillance in the public sphere, cyberspace can potentially provide a space for women to meet safely as opposed to traditional public spaces and places in the built environment. Cyberspace can be conceptualized as an alternative space for women with eating and body issues, one that may serve as a sanctuary.

Das Verhältnis von Social Media, Essstörungen, Gruppenverhalten und Identität ist ein komplexes. Es gibt kaum einfache Einflüsse, aus denen sich Massnahmen ableiten ließen. Wertungen sind so wenig möglich wie generelle Aussagen – alle wissenschaftlichen Studien betonen, wie individuelle sich an Anorexie Erkrankte und ihre Peer Groups verhalten würden. Lifestyle und Selbsthilfe, Inszenierung und Leiden, Unterstützung und Gruppendruck verschmelzen, gehen in einander über.

Eine Interpretation des Offline-Diskurses

Disconnect.
Disconnect. Elena Sariñena

Schweizer Blogger haben den kommenden Sonntag, den 15. Dezember, als Offlinetag designiert. Ihre Aufforderung:

Verbringt den Tag offline – mit Freunden und Familie, zu Hause, in der Natur, im Lieblingsrestaurant.

Was steckt hinter diesem Wunsch von Menschen, die ihre Smartphones und Laptops ständig nutzen?

Wie die knappe Aufforderung, die ich oben zitiert habe, zeigt, wird in der Vorstellung von Offline-Phasen der Mythos konstruiert, das Leben ohne digitale Kommunikation sei reichhaltiger, echter. »Freunde und Familie«, »Natur«, »Lieblingsrestaurant« – all das wird uns ja durch unser Smartphone nicht genommen. Der nostalgische Wunsch nach einer Zeit, in der Begegnungen und Gespräche tiefer waren, der Mensch mit seiner Umwelt verankert, Konzentration einfacher und Tätigkeiten sinnerfüllt – dieser Wunsch kennzeichnet die Moderne, deren Denkerinnen und Denker seit der Romantik über die Entfremdung klagen, zu welcher die Technologie geführt habe.

Das hat stark mit der Wahrnehmung unsere Identität zu tun. Die Kehrseite des Mythos ist die Vorstellung, es gäbe hinter unseren Avataren und unseren Inszenierung von uns selbst ein wahres Ich. »Sei ganz dich selbst« ist die paradoxe Aufforderung der Lifestyle-Magazine, die einem gleichzeitig die Anweisung mitgeben, wie denn dieses authentische Ich sich kleiden, ernähren und sexuell erfüllen müsse. Genau so selbstverständlich wie die Erfahrung einer Entfremdung ist die Einsicht der modernen Philosophie, dass Identität aus der Spannung zwischen der eigenen Wahrnehmung und der Wahrnehmung der anderen besteht, oder kurz: Dass es kein Ich ohne die Inszenierung eines Ichs geben kann.

Bezeichnend am Diskurs über Offline-Phasen ist die Pathologisierung von gewissen Verhaltensweisen. Wer zu oft auf einen Bildschirm starrt, gilt als süchtig und krank. Ohne neuartige Verhaltensweisen beschreiben zu können, werden sie als eine Abweichung von dem angesehen, was gesund und normal ist. Das zeigt auch das bekannte Video »I Forgot my Phone«: Als abweichend wird nicht die junge Frau angesehen, die sich der Vernetzung entzieht, sondern die Menschen, welche Verhaltensweisen an den Tag legen, die wir in unserem Alltag alle reproduzieren.

Letztlich geht es um die Bedrohung der neuen Möglichkeiten. Smartphones verändern Menschen: Sie erweitern unser Gedächtnis, unser Denken, sie verändern unsere Gefühle, unser Begehren. Wie das geschieht, wissen wir noch nicht genau – aber es wird Menschen nicht weniger echt und nicht weniger gesund machen, als sie es ohne digitale Technologie sind. Das Bedürfnis, Gefühle und Begehren zu normalisieren, ist die treibende Kraft hinter den Disconnectivistinnen und Disconnectivisten.

Dagegen spricht nichts. Es ist völlig legitim, Erfahrungen zu sammeln und zu reflektieren. Aber die Hoffnung, dadurch gesunder oder echter zu werden, ignoriert wesentliche Erkenntnisse über das Wesen des Menschen.

Das hält auch ein lesenswerter Artikel von Holm Friebe fest, der zeigt, wie stark diese Widersprüche auch mit den Gegebenheiten der Arbeitswelt und den Vorstellungen von Arbeit zusammenhängen:

Dass in einem derart nervösen Klima Besinnungsappelle, die uns zum achtsameren Umgang mit unserer Zeit mahnen und zu einem diätetischen Medienverhalten animieren, erneut Konjunktur haben und gerade in den sozialen Medien eine hohe Viralität erzielen, ist nicht Dialektik, sondern Ausdruck einer widersprüchlichen Wehmut.

(Viele Argumente nehmen Bezug auf Nathan Jurgensons Analyse der  »Disconnectionists«, wie er sie nennt.) 

»Vorsicht, falsche Fuffziger« – über Fake-Profile im Internet

Falsche Fuffziger

In der Rheinpfalz am Sonntag ist gestern ein Artikel von Thomas Huber über Fakes erschienen, zu dem ich auch beigetragen habe. Er basiert auf meinen Tipps, wie man sich vor falschen Profilen im Netz schützen kann. Ausgangspunkt ist der Fall von Victoria Hamburg, den ich sehr zur Lektüre empfehle. Mittlerweile ist auch eine Fortsetzung mit weiterführenden Gedanken erschienen.

Ein Klick auf das Bild öffnet den ganzen Beitrag als Bild-File, hier ein Auszug:

Auf keinen Fall sollten sich Netznutzer von der Vollständigkeit eines Profils blenden lassen. Manche Faker betreiben einen recht großen Aufwand, um ihre digitale Zweitpersönlichkeit mit so vielen Details wie möglich anzufüttern, erfinden auch Lebensereignisse und reichern so die Zeitleiste bei Facebook an. Auch die nächste Stufe des Fakertums erklimmen manche: Sie legen weitere Profile an und verbinden sie mit dem ursprünglichen Profil. Das Ergebnis ist ein Netzwerk von „Sockenpuppen“, die einander gegenseitig ihre Existenz bestätigen können. Im Fall von Victoria aus Hamburg geht die Bloggerin davon aus, dass ihr Faker nicht weniger als 16 verschiedene Identitäten erschaffen hat, um sie und andere Frauen von seiner Echtheit zu überzeugen.

Den Trick, den Wampfler vorschlägt, um solche Sockenpuppen zu enttarnen, nennt er „Triangulationsmethode“. Dabei müssen 2 weitere Personen, die beide vertrauenswürdig sind, die Existenz des betreffenden Profilinhabers bestätigen. Auf Facebook gibt es einen Automatismus, der etwas darüber aussagt, wie viele gemeinsame Bekanntschaften es mit einem anderen Benutzer gibt. Allerdings: Facebook wird normalerweise benutzt, um bestehende Bekanntschaften zu bestätigen, nicht um neue Leute kennen zu lernen. Unbekannte, die sich dort an einen ranwanzen und keinerlei gemeinsame Bekannte aufweisen, sollten ohnehin mit äußerster Vorsicht betrachtet werden. Im Zweifelsfall und vor allem für Anfänger mit Facebook & Co. hilft es laut Wampfler auch, ein „Zweitgutachten“ erstellen zu lassen: Das heißt, jemand, der schon lange in den Sozialen Netzwerken unterwegs ist, sollte sich ein zweifelhaftes Profil ansehen. Solche Leute haben meistens einen Riecher dafür, wenn etwas faul ist.

Kettenbriefe auf WhatsApp

Nach einem Artikel im Mamablog über einen verstörenden WhatsApp-Kettenbrief habe ich gestern mit Gabriela Braun darüber gesprochen, dass Kinder oft bei Kettenbriefen zum ersten Mal auf ein Medienproblem stoßen, das sie selbst nicht bewältigen können. Im Interview wird deutlich, wie wichtig es ist, dass die Mediennutzung von Kindern begleitet wird – Medienkompetenz entsteht nicht, wenn solche Situationen vermieden werden, sondern wenn Kinder sie bewältigen können. Dafür brauchen sie die Begleitung von Erwachsenen.

Online ist ein kurzes Interview mit mir entstanden, der Print-Artikel zitiert eine Aussage von mir.

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Das Vertrauensparadox – zur Sexting-Kampagne von Pro Juventute

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Eine neue Kampagne von Pro Juventute nimmt neben Cybermobbing auch Sexting in den Blick. Jugendliche verschicken beim so genannten Sexting (Sex – Texting (SMS)) dabei erotische Fotos von sich selbst, meist einzelnen nahen Freundinnen und Freunden, denen sie vertrauen und mit denen sie intime Beziehungen pflegen. Bricht das Vertrauen, können diese Bilder an eine breitere Öffentlichkeit gelangen, meist mit verheerenden Folgen. Die Merkblätter von Pro Juventute bieten sehr gute Informationen für Jugendliche, Eltern und Lehrpersonen.

Es ist wichtig, darauf aufmerksam zu machen und darüber zu sprechen. Durch Sensibilisierung kann das  Problem aber nicht gelöst werden. Vertrauen ist sehr paradox – es erfolgt nicht begründet, sondern basiert auf einer Annahme: »Ich kann dem anderen vertrauen.« Deshalb haben so genannte Vertrauensbeweise einen hohen Stellenwert. Je gefährlicher etwas  ist  – ein Nacktbild verschicken, ein Passwort tauschen, desto besser eignet es sich für den Versuch zu beweisen, dass man einer anderen Person vertraut.

Der Kinder- und Jugendpsychologe Urs Kiener sagt dem Tages Anzeiger zur Kampagne:

Die Hauptproblematik ist die Verletzung der Privatsphäre. Eine solche Nacktaufnahme wird häufig von einem jungen Mädchen auf Aufforderung ihres Freundes gemacht − als eine Art Liebesbeweis. Wenn die Liebe, wie oft bei Jugendlichen, nicht ewig hält, veröffentlicht der Junge das Bild, indem er es an seine Kollegen schickt, vielleicht aus Frustration, vielleicht aus Blödsinn oder weil er damit bluffen will. Weiss plötzlich die ganze Schule von dem Bild, löst das bei der jungen Frau unglaubliche Ohnmachtsgefühle aus.

Obwohl das Problem in der Schweiz gemäß der JAMES-Studie lediglich sechs Prozent der Jugendlichen betrifft, befürchtet der Experte eine Zunahme – gemäß Daten von EU-Kids Online nimmt er an, dass bald 20 Prozent der Jugendlichen davon betroffen sein werden. Diese Prognose darf man durchaus skeptisch betrachten: Viele Jugendliche wissen um die Gefahren, die mit erotischen Fotos verbunden sind, und verhalten sich entsprechend. Zudem ist es recht schwierig, hier präzise Angaben zu ermitteln.

Quelle: Ergebnisbericht JAMES-Studie 2012
Quelle: Ergebnisbericht JAMES-Studie 2012

Nacktaufnahmen an sich sind also nicht verwerflich?
Nein. Problematisch sind sie nur, weil sie mit Mitteln aufgenommen werden, die die Bilder innert Sekunden ungewollt in die Öffentlichkeit hinauszerren.

Auch diese Aussage im Interview muss man eher kritisch sehen – heute kann jedes Bild innert Sekunden ungewollt publiziert werden. Kieners Verweis auf die Polariod-Kameras unserer Jugend mag zeigen, dass es früher auch eine eher ungefährliche Begeisterung für Bilder gab: Aber heute können auch analoge Bilder innert Sekunden digitalisiert werden. Jedes Bild ist heute potentiell öffentlich.

Hier der Videoclip zur Kampagne:

Überwachung und Naivität

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Der Schluss einer Petition der Schriftstellerin Juli Zeh ist ein Beispiel dafür, wie naiv selbst diskursbestimmende Intellektuelle über die totale Überwachung durch Geheimdienste denken. Daher hier ein paar Feststellungen gegen diese Naivität.

  1. Es gibt heute keine digitale Lösung, der Überwachung zu entgehen. 
    Weder Linux, noch ein alternativer Mailprovider noch Hardwarehersteller schützen uns vor Überwachung im Netz. Unsere Mails werden gesichert, unsere Verschlüsselungen decodiert. Ob Laien sich um Sicherheit bemühen oder nicht ist, ist irrelevant.
  2. Niemand kann uns die Wahrheit über die Überwachung erzählen. 
    Überwachung ist ein so komplexes Geschäft, dass niemand den Überblick über alle Aspekte hat. Auch wenn der Wunsch von Juli Zeh, Frau Merkel könnte ihr und den Menschen in Deutschland »die volle Wahrheit« präsentieren, verständlich ist, so ist er doch auch unglaublich naiv. Angela Merkel weiß weniger als Juli Zeh. Es gibt unzählige Agenturen, Geheimdienste, Datenbanken. Daten werden gespeichert und abgerufen. Das ist alles. Menschen sitzen vor Computern und benutzen sowas wie Google: Nur sagt ihnen ihr Google mehr, als es uns sagt. Mehr ist Überwachung nicht; es gibt keine höhere Wahrheit, kein teuflischer Plan.
  3. Die Überwachung ist politisch gewollt. 
    Natürlich nutzen die Geheimdienste Wege und Verfahren, die nicht durch die üblichen politischen Stellen legitimiert werden. Aber was sie tun, entspricht auch in demokratischen Staaten dem Willen der Gesetzgebenden und einer Mehrheit der Menschen.
    Wer beispielsweise einen Bericht der Sonntagszeitung über Silk Road, ein Handelsplatz für Drogen im Netz liest, begegnet darin der Forderung nach totaler Überwachung: Alle Poststellen müssten mit Kameras ausgestattet werden, damit jede Paketsendung einer Person zugeordnet werden kann, die Post müsste durchsuchbar sein, der Datenverkehr von Bitcoins, einer digitalen Währung, überwacht werden; wie auch das Internet selbst. Wer Drogenhandel im Netz unterbinden will, braucht totale Kontrolle.
  4. Die Überwachung kann nicht eingeschränkt werden. 
    Nur die totale Überwachung ist eine sinnvolle Überwachung. Wenn ein Mailanbieter, ein Land, ein Betriebssystem sich der Überwachung entziehen könnten, dann würde sie als ganze ihren Wert verlieren.
  5. Gesetze sind kein taugliches Mittel gegen Überwachung. 
    Christof Moser ist Journalist bei der Schweiz am Sonntag. Auf seine Anfrage hin hat ihm der NDB (Nachrichtendienst des Bundes) folgendes »wording« zukommen lassen:
    1277747_10201210715284696_1137173102_oDas heißt wiederum: Es gibt einen Austausch von Daten, von dem die Verantwortlichen behaupten, er entspreche den Gesetzen. Ob das so ist, kann niemand wissen.
  6. Es gibt kein Rezept gegen die Überwachungsdynamik. 
    Menschen nutzen Freiheiten, um anderen zu schaden. Deshalb werden sie überwacht, um den Schaden abzuwenden. Die negative Auswirkung dieser Überwachung erfordert neue Freiräume, die wiederum missbraucht werden. Dieser Kreislauf ist so alt wie die menschliche Kultur. Zu meinen, wir könnten heute diese Dynamik ändern, ist naiv. Bevor nicht deutlich wird, dass diese Überwachung gefährlich ist, ändert sich daran nichts.
  7. Überwachung schadet denen am wenigsten, auf die sie abzielt. 
    Dazu Kusanowsky:

    Besser zurecht kommen vor allem diejenigen, die ihre Zeit nicht damit vertrödeln können, gegen diese Überwachung zu protestieren, sondern sofort anfangen, ihr gefährliches Geschäft auch unter der Bedingung der Überwachung fortzusetzen. Gemeint sind damit diese Terroristen. Sie werden nicht darauf warten bis die Welt, in der sie nur Angst und Schrecken verbreiten möchten, eine bessere geworden ist.  Sie mögen sich zwar aufgrund dieser Überwachung zunächst irritieren, aber sie werden ihr Geschäft nicht aufgeben, sondern genau das tun, was Not tut, um ihr Geschäft des Mordens weiter zu betreiben: sie werden lernen, wie es geht.
    So sind die Überwachungsmaßnahmen nicht nur nicht dazu geeignet, den Terror zu bekämpfen. Vielmehr sorgen sie dafür, dass ausgerechnet diese Terroristen von ihren Auswirkungen zuerst verschont bleiben können, weil sie intelligentere Wege suchen müssen, ihre Geheimnisse zu behalten.

Kusanowskys Fazit kann ich mich anschließen: Wir müssen lernen, wie wir Freiheiten zurückgewinnen können.

Denn wer lernen will noch bevor man durch die Umstände zum Lernen gezwungen wird, stellt fest, dass es keine Lehrer gibt, keine Erfahrungen, keine Methoden, keine Beziehungen, ja nicht einmal ist das zu Erlernende bekannt. Und weil das so schwer anzufangen ist, ist es allemal einfacher, Protest, dem keinerlei Widerstand entgegen gebracht wird, zu äußern.

Dieses Lernen wird eine Mischung aus Technik, Politik und sozialer Organisation sein. Ein Rückfall in analoge Kommunikation ist nicht denkbar, schon allein deshalb nicht, weil die ja ebenfalls digitalisiert und überwacht wird (in den USA werden von allen Briefen Metadaten automatisch eingescannt).

Und trotz dieser Einsicht möchte ich einen Kommentar bei Kusanowsky nicht unterschlagen, er stammt von @fritz:

Tatsächlich haben aber die Attentäter, die Anschläge aufs Netz verüben [gemeint: die NSA, PhW], wovor am meisten Angst? Vor harten Abwehrgesetzen, die ihre bislang selbst gemachten Gesetze außer Kraft setzen. Mit so ein bisschen Underground-Darknet-Frechheiten, TOR etc. würden sie dagegen zur Not sicherlich auch noch fertig werden … wenn die Gesetze das frei geben, ist der Rest ja nur noch ein technisches Problem.

Diese Feststellung mag für die USA zutreffend sein. Wenn man beispielsweise Philip Mudd bei Colbert anhört und ihm Glauben schenkt, dann scheint die Gesetzeslage auch für die amerikanischen Sicherheitsinstitutionen, die wenig Skrupel kennen, eine Bedeutung zu haben. Darauf hinzuarbeiten, dass Grundrechte geschützt werden, dürfte eine Art sein, wie man sich einer gewissen Sicherheit annähern kann – ohne zu wissen, ob  nicht ähnliche Systeme von chinesischen, indischen, russischen oder privaten Nachrichtendiensten bereits betrieben werden…

So lassen sich Fake-Profile erkennen

Zwei Geschichten aus den sozialen Netzwerken sorgen in den letzten Wochen für Furore:

  1. Zunächst die Schilderung auf dem Blog von »Victoria Hamburg«, die im Internet »Kai« kennen gelernt hat, der sie über Monate manipuliert hat, um eine Beziehung mit ihr aufzubauen;
  2. dann der Blog kleines-scheusal.de, der zusammen mit einem Twitter-Profil entweder von einer PR-Agentur oder aber einem Mann betrieben wurde, die/der vorgab, eine junge Frau stünde hinter Blog und Profil.

Bei beiden Vorfällen spielen aufwändige Fakes eine große Rolle. Unter einem Fake-Profil verstehe ich im Folgenden ein Profil, mit dem vorgegeben wird, die Betreiberin oder der Betreiber hätten bestimmte Eigenschaften, die sie nicht haben. Diese Eigenschaften werden in der Folge benutzt, um andere Menschen zu manipulieren. (Obwohl es auch viele maschinenbetriebene, automatische Fakes gibt, klammere ich die hier aus. Ein interessantes Zitat dazu findet sich in der NYT: »Dating sites provide especially fertile ground for socialbots. Swindlers routinely seek to dupe lonely people into sending money to fictitious suitors or to lure viewers toward pay-for-service pornography pages.«)

Es geht hier nicht darum, die Tatsache zu beklagen, dass soziale Netzwerke die Möglichkeit bieten, oder Prüfung einer staatlich versicherten Identität Profile aufzubauen. Es kann für viele Zwecke sinnvoll und wichtig sein, erfundene Profile anzulegen. Erfundene Profile erachte ich nicht als verwerflich, selbst dann nicht, wenn Plattformen sie aus irgendwelchen Gründen nicht zulassen. Ein Problem entsteht erst dann, wenn anderen Menschen Schaden zugefügt wird.

Wie erkennt man, ob es sich bei einem Profil um einen Fake handelt oder nicht?

  1. Aufwand spielt keine Rolle.
    Fake-Profile werden oft über längere Zeiträume intensiv gepflegt. Die Betreiberinnen und Betreiber genießen es, andere Menschen zu täuschen und investieren entsprechend viel Zeit in ihre Profile.
  2. Triangulationsmethode.
    Es ist einfach, zu einem falschen Profil ein weiteres hinzuzufügen, das gegebenenfalls die Echtheit bestätigen kann. Aber sobald zwei unabhängige Quellen beigezogen werden, die ebenfalls seit längerer Zeit aktiv sind und echt wirken, wird es schwierig, alle drei Profile gefälscht zu haben.
  3. Bilder überprüfen. 
    Ähnlich wie bei der Verifikation von Nachrichten (die wichtigsten Prinzipien finden sich bei Konrad Weber) geben Bilder oft darüber Aufschluss, ob ein Profil echt oder gefälscht ist. Die Google-Bildersuche ermöglicht es, nach ähnlichen Bildern zu einem bestehenden zu suchen. Das kann dabei helfen, herauszufinden, ob Profilbildern von anderen Menschen und oder Agenturen stammen. Bildschirmfoto 2013-09-03 um 13.11.29
  4. Bei Ausreden skeptisch sein.
    Benutzt jemand ein falsches Bild oder einen falschen Wohnort, dann fallen gewisse Dinge schwer (z.B. Videotelefonie, Beschreibung des Ortes, Treffen etc.). Dabei werden immer wieder Ausreden verwendet, die erklären, warum etwas nicht geht (Kamera kaputt, Unfall, schlechte Erfahrungen gemacht etc.). Sobald diese Ausreden neue Informationen beinhalten, aufpassen.
  5. Realistisch bleiben. 
    Es gibt gewisse Dinge, die auf sozialen Medien nicht passieren, ohne gefälscht zu sein: Dass ein attraktiver Mensch gerade mich besser kennen lernen möchte, beispielsweise. Oder dass mich jemand übermäßig lobt, meinen Schreibstil, meine Ausstrahlung, you name it.

    Google findet Profile, die mit einem Bild einer Agentur versehen sind.
    Google findet Profile, die mit einem Bild einer Agentur versehen sind.
  6. Googlen.
    Menschen hinterlassen an verschiedenen Orten Spuren, die auf Google auffindbar sind. Gemachte Angaben sollten immer wieder überprüft werden.
  7. Beziehungsnetz überprüfen.
    Wer auf Social Media aktiv ist, hat ein ähnliches Beziehungsnetz: Verwandte und Schulfreundinnen/-freunde bei Facebook, alte Bekannte und Arbeitskolleginnen und – kollegen auf allen Profilen. Ist das bei jemandem nicht der Fall, ist das ein Indiz für einen Täuschungsversuch.
  8. Auf das Urteil erfahrener Social-Media-Userinnen und -User hören. 
    Man sieht vielen Fake-Profilen nicht an, dass sie gefälscht sind. Aber einige Dinge, die dort geschehen, machen misstrauisch. Bevor man sich einer anderen Person anvertraut oder eine eigene Grenze überschreitet, sollte man mit jemandem darüber sprechen, die oder der viel Zeit mit sozialen Netzwerken verbringt und bestimmte Effekte beurteilen kann.
  9. Dem eigenen Gefühl misstrauen. 
    Wer Fake-Profile betreibt, ist häufig geschult in Manipulation. Gerade dass ein gutes Gefühl entsteht, Vertrauen möglich ist, kann oft ein Zeichen dafür sein, dass Manipulation vorliegt.

Zu viel Zurückhaltung ist nicht angebracht: Betrügerinnen und Betrüger stecken nicht hinter vielen Profilen. Aber sobald man davor steht, eine aussergewöhnliche Beziehung einzugehen oder die Aussagen, die auf einem bestimmten Profil gemacht werden, zum Anlass für bestimmte Handlungen nimmt, ist Vorsicht geboten.

Über weitere Hinweise in den Kommentaren freue ich mich.