Bei einer Weiterbildung ist die Frage aufgetaucht, wie man sinnvollerweise Smartphone-Screens bei Schulungen anzeigt.
Ich stelle hier drei Möglichkeiten vor, wie das mit iPhones klappt. Die entsprechenden Hinweise für Android habe ich in den Kommentaren und auf Twitter erhalten – ich habe sie selbst nicht erprobt. Ich danke allen herzlich für Ihre Inputs!
iPhone direkt anschließen.
Mit diesem Adaptor kann ein iPhone 5 direkt mit dem Projektor verbunden werden. Alles, was auf dem iPhone angezeigt wird, ist auch auf der Leinwand zu sehen. Für Android funktioniert das – sofern der Projektor einen HDMI-Anschluss besitzt – mit dem Miracast-Adapter.
iPhone drahtlos am Computer anzeigen.
Ist ein Computer mit dem Projektor verbunden, ermöglicht das Programm Reflector (es kann gratis ausprobiert werden), dass der iPhone Bildschirm am Computer zu sehen ist. Eine entsprechende Lösung für Android gibt es z.B. hier.
AirPlay mit AppleTV.
Am elegantesten ist die Lösung, die per AppleTV eine drahtlose Übertragung verschiedener Geräte ermöglicht. Das erlaubt dann, dass auch Lernende ihre Bildschirme mit dem Projektor synchronisieren können, und zwar vom Platz aus.
Diese Lösung funktioniert auch für Nicht-Apple-Geräte, wie Axel Krommer in einer ausführlichen Anleitung ausführt.
Beat Rüedi zeigt AirPlay und AirServer in einem Youtube-Video:
Japan ist sowohl demografisch wie auch in Bezug auf die digitale Kommunikation ein extremes Beispiel – aber auch ein lehrreiches. Es zeigt eine junge Generation, die in schwierigen Bedingungen aufwächst, von Medien und älteren Menschen aber gleichzeitig wenig Respekt erfährt, sondern als moralisch verkommen und faul abgewertet wird.
Neben so genannten NEETs (Not in Education, Employment or Training), also Jugendlichen, die sich nicht in die Arbeits- oder Bildungswelt integrieren, geben besonders Hikikomori Anlass zur Sorge. Dabei handelt es sich um Jugendliche, die ihr eigenes Zimmer nicht mehr verlassen und sich dabei oft auch in medialen Welten verlieren oder orientieren.
Die Kluft zwischen einer immer größer werdenden Generation von Senioren und einer schrumpfenden Generation Jugendlicher, kann in Japan an der erstaunlichen Tatsache festgemacht werden, dass 2012 erstmals mehr Windeln für inkontinente Erwachsene verkauft wurden als für Babys. Die Geburtenrate von 1.4 Kindern pro Frau steigt zwar in Japan leicht an, reicht aber bei weitem nicht aus, um die Bevölkerung von 120 Millionen zu halten. Prognosen gehen davon aus, dass sie sich bis 2060 um einen Drittel reduzieren wird.
Anteil der Digital Natives 18-34 an der Gesamtbevölkerung, Quelle
Der große Abstand zwischen den Generationen schlägt sich auch digital nieder: Während in Japan 99.5 Prozent der Jugendlichen als »Digital Natives« bezeichnet werden können, womit das Land weltweit die Spitzenposition einnimmt, ist der Anteil dieser Jugendlichen an der Gesamtbevölkerung mit 9.6 Prozent vergleichsweise klein, was durch die Demografie Japans zu erklären ist.
Demografie und die starke Präsenz digitaler Medien im Leben Jugendlicher führt nun nach Ansicht von Expertinnen und Experten dazu, dass diese immer stärker darauf verzichten, romantische und sexuelle Beziehungen einzugehen. 50 Prozent der erwachsenen Frauen und 60 Prozent der erwachsenen Männer unter 34 befinden sich nicht in einer Beziehung – ein Wert, der sich in den letzten fünf Jahren um 10 Prozent erhöht hat. 45 Prozent der jungen Frauen und 25 Prozent der jungen Männer geben an, kein Interesse an Sex zu haben.
Eri Tomita ist eine 32-jährige Japanerin, die in der Personalabteilung einer Bank arbeitet. Sie sagt:
»Mein Leben ist großartig. Ich gehe mit Freundinnen aus, alles Karrierefrauen wie ich. Wir essen in französischen und italienischen Restaurants. Ich kaufe stilvolle Kleider und kann mir schöne Ferien leisten. Ich liebe meine Unabhängigkeit. […] Oft werde ich von verheirateten Männern im Büro angesprochen, die gerne eine Affäre hätten. Sie nehmen an, ich sei verzweifelt, weil ich Single bin. Mendokusai.«
Mendokusai heißt übersetzt, dass etwas zu anstrengend oder mühsam für einen sei. Es ist ein Ausdruck, den die Gesprächspartnerinnen und –partner von Abigail Haworth, welche die sexuelle Enthaltsamkeit der jungen Erwachsenen in Japan untersucht hat, immer wieder bemühen, um zu erklären, weshalb sie weder erotische noch romantische Kontakte besuchen. Die Gründe dafür sind in verschiedenen Bereichen zu suchen: Obwohl die japanische Kultur praktisch keine religiösen gesellschaftlichen Normen kennt, ist es für Frauen praktisch unmöglich, eine anspruchsvolle Arbeit mit dem Leben als Mutter zu verbinden. Viele Berufe sind so anspruchsvoll, dass sie sich nicht mit einem Privatleben kombinieren lassen. Digitale Welten, die oft in mobilen Computerspielen erkundet werden, enthalten oft breite Möglichkeiten für soziale Kontakte. Eine 22-jährige Studentin erklärte Haworth, sie habe nun zwei Jahre damit verbracht, ein virtuelles Süssigkeitengeschäft zu betreiben, ohne dass sie das als Verlust empfindet.
Die Angst um die Kinder und vor ihnen erfasst vor allem die Eltern. Dies kann mitunter zu grotesken Reaktionen führen, etwa wenn sich Mütter die Überwachungstechnik zunutze machen, um ihren Kindern auf dem Schulweg virtuell zu folgen. Dafür kann zum Beispiel die elektronische Bahnkarte so aufgerüstet werden, dass sie bei der Entwertung ein Signal auf Mamas Handy sendet und ihr dadurch den Standort ihres Kindes verrät.
Die Krise der japanischen Jugend, deren Symptome die Hikikomori sind, hat wirtschaftliche und soziale Ursachen. Dass Eskapismus verbreitet ist, wenn es keine klare gesellschaftliche Orientierung an Werten gibt und auch harte Arbeit keinen wirtschaftlichen Erfolg garantiert, erstaunt nicht.
Die japanische Gesellschaft unterscheidet sich in vielen Belangen von denen in Europa. Und doch sind einige Tendenzen vergleichbar: Immer mehr ältere Menschen setzen jüngere unter Druck, ohne ihnen aber eine klare Vision von einem erfüllten Leben anbieten zu können. Gleichzeitig beurteilen und verurteilen sie Jugendliche aber recht schnell, wenn sie versuchen, eigene Wege zu finden um mit den Schwierigkeiten in ihrem Leben umgehen zu können.
Ich werde jeden Monat einen Wikipedia-Artikel substantiell überarbeiten und seine Qualität merklich steigern. Die bearbeiteten Artikel publiziere ich auf meiner Benutzerseite.
Gerne lade ich Interessierte ein, es mir gleichzutun. Als Hashtag schlage ich #besserewiki vor.
Eine Woche lang, so habe ich mir vorgenommen, würde ich Meldung auf Twitter nur weiterleiten (retweeten = RT) oder auf andere Meldungen antworten, aber keine selber schreiben.
Was wäre der Sinn dieses Vorgehens? Wie David Bauer schon mehrfach bemerkt hat – kürzlich auf medium.com – verstehen sich zu viele Menschen in sozialen Netzwerken als Urhebende von Informationen, die sie eigentlich lediglich weiterleiten. Aufsehenserregende Nachrichten stammen selten von den Menschen, die darüber schreiben, sondern werden von ihnen lediglich zitiert oder paraphrasiert. Bauers Fazit:
Don’t add to the noise, amplify the signal. The interwebs thank you.
Ich wollte also versuchen, hier etwas disziplinierten zu agieren. Es ist mir gelungen: Abgesehen von Hinweisen auf meine Blogposts, die von WordPress automatisch generiert werden, habe ich eine Woche keine Tweets verschickt, die nicht Antworten waren oder Retweets.
Das fiel mir oft nicht ganz einfach. Die Parallele zwischen dem Gripen und dem iPhone, die beides unnötige teure Spielzeuge sind, die trotz besseren Wissens gekauft werden, hätte einen guten Tweets abgegeben. Zudem wollte ich fragen, welches Swisscom-Infinity-Abo denn jemand wie ich wählen sollte (das habe ich dann auf Facebook gemacht, aber nur eine Antwort erhalten); ich wollte Diskussionen zu den Fingerabdrücken auf dem iPhone starten (habe ich dann per Reply gemacht) oder mich über vieles ärgern, was diese Woche so vorgefallen ist. Zudem wollte ich oft auf interessante Texte verweisen und sie mit einem spezifischen Kommentar versehen, statt einen Tweet weiterzuleiten, der in meinen Augen ungenau war.
Solche Experimente zeigen immer wieder Aspekte der eigenen Mediennutzung auf, die man ohne sie nicht bemerken würde (z.B. meinen Drang, zu allem meine Meinung kundzutun; oder: die Bedeutung der Möglichkeit, auf Twitter Fragen stellen zu können und hilfreiche Antworten zu erhalten). Aber sie beschränken die Möglichkeiten, ein eigenes, aussagekräftiges Profil aufzubauen.
Wie ich z.B. gestern im Interview mit tagi.ch erwähnt habe, entwickeln Schülerinnen und Schüler bei Blogprojekten oft »oft Freude an der Sprache und am Schreiben«. Ein schönes Beispiel dafür habe ich gestern lesen dürfen.
Meine 10. Klasse hatte zunächst den Auftrag, Hebbels Gedicht »Sie sehn sich nicht wieder« und Brechts »Die Liebenden« zu vergleichen – die Vorlage gibts hier als pdf. In einem weiteren Schritt wurden sie gestern aufgefordert, eines der Gedicht auf der wörtlichen oder auf der übertragenen Ebene in einen Prosatext umzuschreiben: Ganz herkömmlich mit Papier und Bleistift – die Texte werden morgen dann ausgewertet.
Eine Schülerin hat auf ihrem Blog, den sie im vergangenen Semester für die Schule genutzt hatte, ihren lesenswerten Text nicht nur publiziert, sondern ihn auch mit einem Bild versehen, das sie dafür speziell bearbeitet hatte. Der Blog wird zur Schnittstelle der Schule nach außen, zur Möglichkeit, die Freude an der sprachlichen Bearbeitung zu teilen, das eigene Talent auszustellen und Medien miteinander zu verbinden, wie das in der Lektion gar nie möglich gewesen wäre.
In der aktuellen Ausgabe von Curaviva (4/2013) zum Thema »Digitale Medien« ist ein Artikel über das Vorgehen der Kantonsschule Wettingen in Bezug auf den Umgang mit Smartphones erschienen, in dem meine Haltung ausführlich zitiert wird.
Auf dieser Idee basiert die Seite, mit der man Medienkompetenz vermitteln kann. ismytwitterpasswordsecure.com gibt vor, dass man mit ihrer Hilfe überprüfen kann, wie sicher das eigene Twitter-Passwort ist. Liest man den Text durch, fällt der letzte Abschnitt auf, der das Resultat vorwegnimmt: Das Passwort ist nicht sicher genug.
In order to help everyone out a little, we’ve created an algorithm that will examine your password and tell you if it’s secure enough. Spoiler alert: it isn’t.
Warum ist es das nicht? Weil die mit Abstand erfolgreichste Hacking-Methode so genanntes »social engineering« ist: Menschen werden mit Manipulationen dazu gebracht, Passwörter und wichtige Informationen weiterzugeben, die sie nicht weitergeben sollten. Dasselbe gilt für diese Seite: Sie will einen dazu bringen, das eigene Passwort einzugeben – dazu noch zusammen mit dem Usernamen.
Wer etwas von Internetsicherheit versteht, ist alarmiert: In diese Box darf man alles reinschreiben, nur nicht den Usernamen und das Passwort.
Und damit ist man schon einen Schritt weiter: Den Link hat man nämlich von jemandem erhalten, die oder der nicht ganz dumm und inkompetent ist. Warum würden sie einen auf eine Seite lotsen, die Usernamen und Passwort speichert. Damit erreicht man eine zusätzliche Ebene in Bezug auf Medienkompetenz: Reflexion über das eigene Verhalten und das anderer.
Und man gibt einfach mal einen Buchstaben ein bei Username, nicht den richtigen. Und dann passiert das: Fazit: Medienkompetenz basiert aus folgenden Bestandteilen:
Fertigkeiten im Umgang mit Medien entwickeln: Sichere Passwörter gewählt werden und sie nicht weitergeben.
Wissen über Sicherheit im Internet erwerben und es anwenden können.
Über das eigene Verhalten und das anderer nachdenken und Distanz gewinnen.
Die Seite zeigt auch, dass Verwirrung auch pädagogisch eingesetzt werden kann. Gerade weil Missbrauch oft solche Taktiken einsetzt, kann eine wirkungsvolle Schulung darauf nicht verzichten.
In einem Auszug aus seinem neuen Buch hält Evgeny Morozov fest, wie Algorithmen, Daten und Social Media dazu führen könnten, dass Verbrechen verhindert werden können, bevor sie begangen werden – und kritisiert diesen Zugang zugleich.
»Predictive Policing« wertet statistisches Wissen über Kriminalität systematisch aus. So können beispielsweisen die Ressourcen der Polizei gezielt dort eingesetzt werden, wo die Wahrscheinlichkeit größer ist, dass es zu gewaltsamen Übergriffen kommt. Einbezogen werden aber auch real-time Daten: In den USA gibt es in den Städten ein Netzwerk von Mikrofonen und Kameras, die z.B. Schüsse sofort melden, Autokennzeichnen überprüfen und mit großen Rechnern diese Daten in Verbindung bringen.
Das Problem sind dabei, so Morozov, die Algorithmen: Auch wenn sie als objektiv wahrgenommen werden, sind sie es wahrscheinlich nicht. Die fehlende Transparenz, die nötig ist, um den Vorteil der maschinellen Verfahren zu sichern (wenn Verbrecher die Algorithmen einsetzen könnten, dann wären sie teilweise nutzlos), führt dazu, dass eingebaute Vorurteile (z.B. über Rassen, soziale Schichten etc.) nicht erkannt werden können und versteckt eine immense Wirkung entfalten. Ein weiteres Problem sind die Dunkelziffern: Die Statistiken, auf denen die Algorithmen beruhen, erheben nur die erfassten Verbrechen, nicht aber die der Polizei nicht bekannten. Dieser Effekt verstärkt sich durch die maschinelle Verarbeitung.
Soziale Netzwerke setzen ebenfalls auf »Predictive Policing«: Um dem Vorwurf zu entgehen, Verbrechern zu erleichtern, durchsuchen Facebook und ähnliche Anbieter die Daten ihrer Nutzer systematisch nach Auffälligkeiten (z.B. alle Kontakte sind minderjährig, spezielle Keywords für Drogenhandel, Vergewaltigung etc.)
Daraus konstruiert Morozov seine Kritik:
Private Internetfirmen müssen sich nicht an die Verfahrensregeln halten, die Menschen in Staaten vor der Staatsgewalt schützen – sie können sie also systematisch überwachen.
Während heute vor allem problematische Äußerungen die Grundlage für einen Verdacht darstellen, können mit der Verarbeitung großer Datenmengen auch unproblematische Äußerungen die Basis für einen Verdacht darstellen:
Thus, even tweeting that you don’t like your yoghurt might bring police to your door, especially if someone who tweeted the same thing three years before ended up shooting someone in the face later in the day.
Das Fazit: Der Nutzen von »Predictive Policing« ist überzeugend. Es muss aber verhindert werden, dass diffuse und unfaire Methoden im großen Stil eingesetzt werden und so unschuldige Menschen gefährden. Das kann nur geschehen, wenn die Verfahren der Polizei überprüft werden können und transparent sind.
Auf Google Plus hat Martin Lindner die Frage gestellt, ob man nicht genauer verstehen müsste, wie »Lernen« funktioniert – unabhängig von Schlagwörtern, Annahmen und traditionellen Methoden. Er denkt, ein erster Schritt könnte folgende Vorgehensweise sein:
so wie man sich selbst fragen kann: was habe ich im letzten jahr gelernt? ist ein „ruck“ klar identifizierbar, oder war es eher „immersiv“? wenn ruck: wie genau habe ich das gelernt, also mit welchen kettenreaktionen? wieviel tätigkeit war dabei, wieviel feedback, wieviel fokussierte anstrengung, wieviel nicht-fokussiertes sich-beschäftigen-mit, wieviel impulse von außen …
Lisa Rosa weist diesem Vorgehen in einem Kommentar einen konkreten, aber subjektiven Nutzen zu:
individuelles rückblickendes reflexives lernportfolio am meisten für den sinn macht, der es für sich selbst macht. eine persönliche bilanz- u perspektivenkonferenz mit sich selbst sozusagen
In der Hoffnung, daraus allgemeine Erkenntnisse ableiten zu können, möchte ich kurz darstellen, wie ich meiner Erinnerung Textverarbeitung gelernt habe.
(1) Textverarbeitung als Kompetenz
Volker Ladenthin schreibt in einer lesenswerten Kritik des Kompetenzbegriffs (pdf, S. 22):
Man kann zwar analysieren, welche Kompetenzen eine komplexe Handlung beinhaltet, aber man kann aus psychischen – bedeutungsneutralen – Kompetenzen keine komplexe Handlung aufbauen. Kompetenzen beschreiben psychische Grundvermögen, benennen ‚nicht-mehr-teilbare‘ Denkoperationen und zwar in zu Teilhandlungen zerlegten Arbeitsschritten, aber aus ihnen lässt sich nicht Bedeutung konstruieren. Selbst wer alle Operationen im Einzelnen beherrscht, muss sie nicht zur Synthese bringen können.
Zunächst Textverarbeitung als ein Grundvermögen, es ist aber wiederum eine komplexe Handlung, die aus mehreren Kompetenzen besteht. Meine Liste wird wohl nicht vollständig sein:
Auf einer Tastatur hinreichend schnell und präzise tippen können.
Texte digital verarbeiten können, d.h. sie speichern, überarbeiten, Elemente löschen, kopieren, einfügen etc.
Texte digital layouten können.
Die Bedürfnisse der Lesenden kennen und berücksichtigen.
Die Form des Textes an seinen Inhalt anpassen.
Kenntnisse über die Wirkung von Typographie haben und anwenden können.
Texte und Bilder kombinieren können.
Gepflogenheiten und Standards im Umgang mit Texten kennen.
Hilfsmittel kennen und anwenden, um komplexe Texte erarbeiten zu können: Serienbriefe, Inhaltsverzeichnisse, automatische Literaturverzeichnisse, Verweise, Felder etc.
Texte kollaborativ bearbeiten können und Änderungen nachverfolgen.
(2) Schulzeit
Als ich in die Schule kam, gab es in meinem Dorf die ersten persönlichen Computer; bei mir zuhause ungefähr in der dritten Klasse. Ich habe das Schreiben komplett analog gelernt, dann aber längere Aufsätze und Arbeiten ungefähr ab der sechsten Klasse auch am Computer geschrieben. Textverarbeitung war für mich ein Mittel, den Computer benutzen zu dürfen: Meine Eltern hatten den einzigen Fernseher in ihrem Schlafzimmer stehen und ich durfte ungefähr ein Mal pro Woche eine halbe Stunde an den Bildschirm. Das Schreiben am Computer war also etwas Neues und deshalb Lustvolles – weshalb ich es intensiver getan habe.
Word 4 unter DOS; mein erstes Textverarbeitungsprogramm (mit orangem Bildschirm)
Schnell nahm ich Herausforderungen in Angriff, habe längere Texte geschrieben und auch an Wettbewerben mitgemacht. Ich habe so gelernt, mit zwei Fingern recht schnell zu tippen. Viele Abstürze haben mich gelehrt, Texte sorgfältig zu speichern; zu dieser Zeit konnten Disketten leicht kaputt gehen und waren auch sehr teuer.
Bald kam Windows auf und damit kannte Word schnell den Funktionsumfang, den es auch heute kennt. In der Schule belegte ich einen Kurs um Tastaturschreiben zu lernen, ich lernte es aber nicht, weil ich mit zwei Fingern schneller tippen konnte, als erforderlich war. Dennoch erledigte ich Schularbeiten gerne am Computer, weil ich so – oft im Geheimen – auch Zeit fand, um Spiele zu spielen oder an Computereinstellungen rumzubasteln. Weil die Programme immer mehr Funktionen hatte, experimentierte ich mit mir unbekannten Möglichkeiten.
Gleichzeitig entwickelte ich mit und nach 16 auch Künstlerfantasien. Die Lektüre von Texten von Andersch und Frisch führte mich dazu, mit der Schreibmaschine zu schreiben, was ich dann auch tat. Dort traten plötzlich starke Restriktionen auf: Ein Layout war vorgegeben, nur wenig konnte beeinflusst werden. Das Schreiben schien mir reiner, das Tippen musste präziser sein.
Im Austauschjahr in den USA verlor ich mein Gefühl für Orthografie. Ich machte – plötzlich – viele Fehler, obwohl ich viel schrieb. Deshalb zwang ich mich dazu, die automatische Rechtschreibkorrektur zu verwenden; Stunden verbrachte ich damit, Texte durchzugehen.
(3) Ferienjob
Während den Ferien arbeitete ich immer wieder wochenweise bei ABB Turbosystems. Dort war ich der Informatikabteilung zugewiesen und musste Verzeichnisse, Berichte etc. erstellen. Ich erhielt strikte Vorgaben in Bezug auf Layout und Formatierung, Textverarbeitung war streng standardisiert. An diesen Vorgaben rieb ich mich zuerst, weil mir andere besser gefiel und ich persönlich auch viele Abkürzungen genommen hatte. Sie halfen mir aber dabei zu verstehen, wie Formatvorlagen funktionieren – weil ich keine andere Wahl hatte. Ich erhielt einen Blick auf minimale Textverarbeitung: So wenig wie möglich manuell verändern, so viel wie möglich automatisieren.
Zudem war ich beauftragt, Serienbriefe an 300 Adressen zu verschicken und 200-seitige Berichte zu formatieren. Ich lernte so ganz neue Formate kennen.
(4) Studium
Meine Kompetenzen erweiterten sich im Studium zunächst graduell – mit einer Ausnahme: Beschränkungen machten mich kreativ. Vorgaben in Bezug auf Seitenlänge, Schriftgröße etc. ließen mich in Bezug auf Abschnittsabstände, Seitenränder etc. kreativ werden; ich verstand die verschiedenen Möglichkeiten, wie eine Seite eine Darstellung erhielt und wie sie sich gegenseitig beeinflussten. Gleichzeitig wurde der Computer zum Hauptschreibgerät, ich schrieb immer weniger von Hand und lernte so schließlich auch das Zehnfingersystem (wahrscheinlich während des zweiten Studienjahres).
In der Generativen Grammatik erstellte ich viele Baumdiagramme und lernte so neue Funktionen der Programme kennen, mit denen Texte zu Grafiken erweitert werden können.
Baumdiagramm.
(5) Post-Studienphase: LaTeX
An mein Studium schloss die Didaktik-Ausbildung an und ein Dissertationsprojekt. In der Mathedidaktik wurde ich gezwungen, LaTeX zu verwenden (fürs Mathematikstudium brauchte ich keinen Computer). Da ich gerne programmierte, arbeitetet ich begeistert damit und steckte viel Zeit rein, so dass ich auch mein ganzes Dissertationsprojekt mit LaTeX konzipierte. Zum Glück hatte ich Bekannte und Freunde, die damit große Erfahrungen gesammelt haben – sie halfen mir bei Problemen und gaben mir Tipps.
LaTeX zeigte mir, wie wenig ich ästhetisch von Textverarbeitung verstand. Von Typographie über Seitengestaltung – das Programm erzielte bessere Resultate als ich. Layout ist eine Angelegenheit für Profis, die damit Werkzeuge erstellen. Diese Einsicht führte zu einem stärkeren Minimalismus: Zunächst einfach mit Nur-Text arbeiten, Layout als sekundäres Problem betrachten und möglichst automatisiert lösen.
Zudem erweiterte LaTeX noch einmal die Möglichkeiten: Alles war plötzlich möglich: Verknüpfung von Dokumenten mit Literaturdatenbanken, Einfügen von präzisen Diagrammen etc.
(6) Bloggen und Social Media
Je mehr ich bloggte, desto schneller schrieb ich. Das Layout übernahm die Blog-Software. Fehler korrigierte ich beim Durchlesen, oft melden auch Leserinnen und Leser Fehler zurück. Texte sind lange provisorisch: Sie werden immer wieder überarbeitet, Versionen können nachvollzogen werden. Kommentare und Anmerkungen können eingebaut und berücksichtigt werden. Viele Texte entstehen kollaborativ und unter öffentlicher Beobachtung.
Mein erstes Blog, 2006.
(7) Wie habe ich gelernt?
Es war selten ein »Ruck« ausmachbar; mit zwei Ausnahmen: Sowohl vom Arbeitgeber wie auch von den Fachdidaktikern wurde ich gezwungen, bestimmte Methoden zu verwenden und Standards einzuhalten. Dieser Zwang hat einen großen Lerneffekt auf mich gehabt: Ich konnte nicht anders, ich musste lernen.
Der größte Teil des Lernens ist eigentlich beiläufig erfolgt: Ich habe Texte geschrieben und dabei immer mal wieder was dazu gelernt. Oft haben mich Probleme auf mangelnde Kompetenzen aufmerksam gemacht: Beispielsweise war es ärgerlich, dass sich oft Verschiebungen in Dokumenten ergeben haben, wenn ich eine Zeile gelöscht oder eingefügt habe; also habe ich gelernt, Seitenumbrüche zu verwenden. Ich weiß nicht, wie viele Stunden ich mit Textverarbeitung zugebracht habe, aber ich würde sagen, dass ich seit ich 16 war rund zwei Stunden täglich am Computer Texte schreibe, also rund 20 Jahre à 365 Tage à 2 Stunden: Rund 15’000 Stunden; also deutlich mehr als Gladwells 10’000-Stunden-Regel besagt (nicht dass ich besonders erfolgreich wäre mit Textverarbeitung!).
Erfolgsfaktoren nach Gladwell, Outliers.
Impulse von außen gab es wenige: Ich hatte Freunde, die sich für Layout interessierten und mir ihre Vorgehensweisen zeigten. In der Schule und im Studium hatte ich kaum Lehrerinnen und Lehrer, die etwas von Textverarbeitung verstanden und mich angeleitet hätten. Dasselbe gilt fürs Bloggen – generell lerne ich recht autodidaktisch und bewerte Inputs ständig; sobald sie mir nicht hilfreich erscheinen, blende ich sie aus.
D.h. dass ich wohl recht viel reflektiere; nicht konkret darüber, was ich gelernt habe, sondern darüber, was mir weiterhelfen könnte. Ich bin wohl auch einigermaßen eitel, mein Auftreten spielt mir – je nach Kontext – eine große Rolle. So betrachte ich meine Layout-Versuche immer wieder kritisch (wie z.B. hier) und feile auch daran.
(8) Kann man daraus etwas übers Lernen an sich ableiten?
Das dürfte schwierig sein. Mein Verdacht wäre:
Es hilft, etwas Konkretes zu tun, immer wieder, oft beiläufig; so werden Lernprozesse angestoßen.
Zwang und Freiheit sind als dialektische Momente hilfreich: Ich konnte Textverarbeitung phasenweise sehr spielerisch lernen, wurde aber auch zu ganz konkreten Vorgehensweisen gezwungen.
Halb-Öffentlichkeit kann auch helfen. Viel Lernen in der Schule findet völlig privat statt. Es handelt sich oft um eine fast private Form der Kommunikation zwischen Lernenden und Lehrenden. Die Wahrnehmung durch einen größeren Personenkreis kann motivierend wirken.
Reddit – »The Front Page of the Internet« – ist in den USA eines der bedeutesten Social Media-Angebote. Das Forum mit einer eigenwilligen Grafik ist sehr breit in seinem Angebot – und qualitativ sehr hochstehend. Die User von Reddit können eigentlich jedes Problem lösen; Präsident Obama hat sich sogar die Zeit genommen, auf Reddit Fragen der User zu beantworten.
Ich habe ein Mädchen online während Monaten gestalkt…
…bis ich einen Schritt zu weit ging.
Zunächst fand ich das Mädchen per Zufall auf Tumblr. Ich klickte durch Posts und Quellenangaben bis ich ihr Bild sah. Ihr Bild. Gott, ist sie schön. Und sexy. Zweifelsohne eines der schönsten Mädchen, das ich je gesehen hatte.
Ich durchsuchte ihre Tumblr-Seite bis ich ihre anderen Social Media-Profile gefunden hatte. Alle waren öffentlich…
Twitter, Instagram, Facebook, Pinterest. Sie war nicht zurückhaltend mit dem, was sie veröffentlichte. Viele Nacktbilder und andere sexy Aufnahmen, aber auch viele Schnappschüsse. Das Mädchen ist atemberaumbend.
Schließlich schaute ich mir ihre Instagram-Bilder auf einer Drittseite an und bemerkte – ihre Bilder waren mit Geotags versehen. Eins. Zwei. Drei. Und so weiter. Geotags verzeichneten ihr ganzes Leben auf einer Karte. Shit, das kann ja nicht sein. Diese Tags. Die meisten waren weniger als eine Stunde von mir zuhause entfernt. Dieses Mädchen lebt nicht auf der anderen Seite der Welt, sondern in nächster Nähe! Da begann es. Ich weiß nicht, was mich ergriff, aber ich begann, tiefer zu graben. Ich musste einfach.
Während der nächsten Monate sammelte ich alle Informationen von allen Social Media Profilen des Mädchens.
Ich fand heraus, wo sie wohnte, wo sie arbeitete, wo sie zur Schule ging, was sie studierte, in welchem Schulareal, in welchem Gebäude. Ich fand auch ihren Stundenplan heraus. Ich wusste, wer ihre nächsten Freunde waren, ihre Namen und wo sie wohnten (sie hatte auch diese Bilder mit Geotags versehen). Ich wusste, wo ihre Eltern wohnten, ihre Schwester und ihr Freund. Sie machte so viele Fotos von ihrer Wohnung, dass ich einen Plan hätte zeichnen können. Ich wusste, wo sie ihre Freizeit verbrachte und welche Lokale sie frequentierte. Ich wusste, was für ein Auto sie fuhr und wo sie tankte.
Um sicher zu sein, schaute ich die Satellitenbilder von Google Maps an und benutzten Google Street View um Bäume und andere Objekte zu identifizieren, die man im Hintergrund von Bildern sah. Ich konnte nicht aufhören, es ergriff mich. All das hätte ich nicht wissen sollen und auch sonst niemand.
Mit all diesen Fragmenten konnte ich ihr ganzes Leben zusammensetzen. Es war erstaunlich und fühlte sich gut an, obwohl ich nicht weiß, warum. Aber ich tat nichts; es war einfach wie ein Spiel.
Bis ich eines Tages, auf meinem Heimweg – ich machte zuerst ein paar Einkäufe. Ich hielt an einem Rotlicht und plötzlich wurde mir klar: Hier wohnt sie. Ich bin in ihrer Nähe. Ich erkannte alles um mich herum, obwohl ich noch nie hier gewesen war. Ich erkannte Schilder, Läden, Bäume. Ich war da. Es war kein SPiel mehr. Sobald die Ampel grün wurde, entschied ich mich. Ich tat es. Ich fuhr herum, bis ich zu ihrer Strasse kam.
Dort war es. Ich fuhr weiter und da vorne war ihr Haus. Ihr Auto. Sie selber.
Alles, was ich zusammengesetzt hatte, war echt. Nicht nur Daten im Computer, Einsen und Nullen. Ich fuhr vorbei, schaute mir das Haus an. Ich erkannte die Vorhänge, sie hatte sie auf Instagram gepostet.
Was zum Teufel tat ich hier?
Ich drückte aufs Gas und fuhr heim. Ich musste weg. Das ist kein Spiel, du Idiot, das ist ein Leben von jemandem.
Ich weiß nicht, warum ich das hier aufschreibe. Es ist über ein Monat her, dass ich bei ihrem Haus vorbeifuhr, und bisher habe ich nicht einmal mehr ans Stalking gedacht. Aber ich musste das einfach loswerden. Bitte nimm das als Warnung, deine Online-Identiät zu schützen. Ihre Postings enthielten alleine nicht zu viel Information. Aber sie erwartete nicht, dass sich jemand die Mühe machte, alles zu kombinieren.
Entscheidende Punkte sind:
Der Wille zum Stalking entstand als Nebenprodukt, aus einer Social Media-Dynamik.
Problematisch ist die Verknüpfung verschiedener Accounts.
Geotagging ist etwas, was viele Kameras automatisch machen. Die entsprechenden Seiten zeigen Informationen an, als User merkt man das unter Umständen gar nicht.
Das Risiko berechnet sich nicht aus einzelnen Postings, sondern aus ihrer Kombination.
Der Stalker kannte zunächst keine Daten wie Adresse, Telefonnummern oder Namen.