Mein aktuelles Buch, »Generation Social Media«, fasst den Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Auswirkungen Neuer Medien auf Jugendlichen zusammen. Das Thema wird aber intensiv erforscht – und so erscheinen immer wieder neue Studien, die sich mit ähnlichen Themen befassen. Ich werde in loser Folge Studien zusammenfassen, die sich auf Themen aus dem Buch beziehen und bestimmte Aspekte vertiefen.
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Schlafqualität. Universität Basel, Sakari Lemola et al., Journal of Youth and Adolescence, September 2014. (pdf-Privatkopie per Mail erhältlich)
Die Studie geht vom wenig erstaunlichen Befund aus, dass die Smartphone-Nutzung das Medienverhalten Jugendlicher verändert hat, zumal WiFi Kommunikation individualisiert und praktisch kostenlos gemacht hat (im Vergleich mit Anrufen und SMS im frühen Mobilfunk). Sie fasst bisherige Forschungsergebnisse zusammen, unter anderem auch eine Arbeit von Michael Gradisar, dessen Einsichten auch die Basis des entsprechenden Abschnitts in meinem Buch darstellen:

Ein zusätzlicher Fokus der Studie ist der Zusammenhang von Schlafverhalten und Depression – 73 Prozent der Jugendlichen, die unter Depressionen leiden, haben einen gestörten Schlaf. Schlafmangel (maximal 6.5 Stunden Schlaf pro Nacht) ist generell mit einer Reihe emotionaler Störungen assoziiert (extreme Müdigkeit, chronische Nervosität, schlechtes Verhältnis mit den Eltern, negative Stimmung).
Die konkrete Studie untersuchte folgende Thesen, indem 390 Schülerinnen und Schüler (12-20) im Raum Basel befragt wurden. Alle Thesen konnten erhärtet werden.
- Wer ein Smartphone besitzt, nutzt mehr digitale Medien – insbesondere vor dem Einschlafen.
Bemerkung: Trifft mit Ausnahme von Videogames zu. - Wer vor dem Einschlafen digitale Medien nutzt, weist in einem stärkeren Ausmass Symptome für eine Depression auf.
- Wer vor dem Einschlafen digitale Medien nutzt, schläft weniger oder schlechter.
- Reduzierte Schlafdauer oder Schlafprobleme sind die Ursache für Depressionssymptome.
Bemerkung: Schlafstörungen sind stärker mit Depressionssymptomen korreliert als die reduzierte Schlafdauer. - Zusatzaspekt: Welchen Einfluss hat die Art der Mediennutzung vor dem Einschlafen?
- Online-Sein (FB etc.): Schlafdauer, -qualität und Depressionsgefahr
- Videogames: Depressionsgefahr
- Anlassen des Smartphones während der Nacht: Schlafdauer
- reines Chatten oder Telefonieren: keine Auswirkungen
Die Autorinnen und Autoren der Studie vermerken, dass eine reine Befragung Jugendlicher mit gewissen Einschränkungen in Bezug auf die Aussagekraft verbunden sind. Aus ihren Ergebnissen leiten sie die Forderungen ab, dass Jugendliche besser über den Wert des Schlafs informiert werden und verstehen müssen, wie sie »Schlafhygiene« betreiben können. Dazu schlagen sie einerseits Präventionsarbeit in den Schulen, andererseits entsprechende Apps für Smartphones vor, die dabei helfen, bestimmte Regeln einzuhalten.