Kettenbriefe auf WhatsApp

Nach einem Artikel im Mamablog über einen verstörenden WhatsApp-Kettenbrief habe ich gestern mit Gabriela Braun darüber gesprochen, dass Kinder oft bei Kettenbriefen zum ersten Mal auf ein Medienproblem stoßen, das sie selbst nicht bewältigen können. Im Interview wird deutlich, wie wichtig es ist, dass die Mediennutzung von Kindern begleitet wird – Medienkompetenz entsteht nicht, wenn solche Situationen vermieden werden, sondern wenn Kinder sie bewältigen können. Dafür brauchen sie die Begleitung von Erwachsenen.

Online ist ein kurzes Interview mit mir entstanden, der Print-Artikel zitiert eine Aussage von mir.

WhatsApp Kettenbrief TA

Warum ich WhatsApp mit Schülerinnen und Schülern nutze

WhatsApp Bsp.Für eine Weiterbildungsveranstaltung habe ich Gründe zusammengetragen, warum ich WhatsApp in der Schule nutze. Da ein Schweizer Gymnasium das offenbar nun auch offiziell tut, notiere ich sie hier – eine pdf-Version gibts auch:

  1. Ich telefoniere ungern, weil mich das zu einer bestimmten Zeit beansprucht.
  2. Ich kommuniziere nur mit dem Mobiltelefon mit Eltern/SuS, weil ich das während Familienaktivitäten oder privaten Anlässen abschalten kann.
  3. Meine Mails wurden von einzelnen Mitgliedern der Klasse unzuverlässig nach WhatsApp übertragen, weil grosse Teile der Klassen keine Mails mehr lesen.
  4. WhatsApp ermöglicht mir, Fragen so zu beantworten, dass alle SuS einer Klasse die Antwort sehen.
  5. WhatsApp bedingt, dass alle ein Smartphone haben oder von jemandem gesondert benachrichtigt werden.
  6. WhatsApp führt schnell zu unterhaltsamen und belanglosen Äusserungen, die gefiltert werden müssen.
  7. Gegen den Anspruch, ständig erreichbar zu sein, wehre ich mich, indem ich Nachrichten, deren Beantwortung ein Problem nicht lösen könnten, gar nicht erst bearbeite (wenn möglich nicht einmal lese), sondern im persönlich Gespräch darauf aufmerksam mache, dass dieser Weg der falsche ist.
  8. Medien – weder Telefon noch Mail oder WhatsApp – können pädagogische Gespräche unter vier oder mehr Augen nicht ersetzen

WhatsApp hacken

Disclaimer: Diese Anleitung dient nur dazu, aufzuzeigen, wie unsicher WhatsApp ist. Sie soll nicht genutzt werden, um die Privatsphäre Dritter zu verletzen – die Details sind aber nötig, um deutlich zu machen, wie einfach es ist, im Namen anderer Personen zu chatten. 

In meiner Vorstellung von WhatsApp habe ich erwähnt, wie oft Jugendliche das Tool verwenden, um Nachrichten zu verschicken – auch in Gruppen. In einer Schlussbemerkung habe ich angefügt, das Tool sei unsicher.

Wie unsicher es wirklich ist, zeigt eine Seite, die einem ermöglicht, WhatsApp in jedem Broswer zu nutzen. Unter whatsapp.filshmedia.net erreicht man ein Interface, das wie folgt aussieht:

Man gibt drei Dinge ein:

  1. Die Telefonnummer im Format 41xxxxxxxx, also mit Ländervorwahl, aber ohne + oder 0 (im Bild falsch)
  2. Die so genannte WLAN-Adresse, im iPhone abrufbar unter Einstellungen > Allgemein > Info > WLAN-Adresse; Format xx:xx:xx:xx:xx:xx
    Alternativ: *#06# wählen auf dem Telefon.
  3. Einen Nickname (frei wählbar).

Nun kann man in WhatsApp chatten, indem man eine beliebige Nummer eingibt:

 

Warum ist das gefährlich? Es bedeutet, dass ich nur die oben genannten Informationen brauche, also i. eine Telefonnummer und ii. die WLAN- oder IMEI-Adresse; um vorgeben können, eine andere Person zu sein und Chats in ihrem Namen führen zu können (Mitteilungen können nicht nur empfangen, sondern auch gesendet werden).

 

Wie Jugendliche WhatsApp nutzen

WhatsApp ist eine App, die man auf jedem Smartphone installieren kann. Sie nutzt eine bestehende Internetverbindung um Nachrichten, Bilder oder Videos zu verschicken – tut also das, was auch mittels SMS oder MMS möglich wäre.

Durchgesetzt hat sich WhatsApp aus zwei Gründen:

  • es war immer kostenfrei, auf WhatsApp Nachrichten zu verschicken
  • die App gibt es für jede gebräuchliche Plattform, sie verbindet insbesondere Nutzerinnen und Nutzer von Android mit denen von iOS.

Seit einigen Monaten bietet WhatsApp auch eine Gruppenchatfunktion, die sich vor allem bei Jugendlichen großer Beliebtheit erfreut. Damit können bis zu 30 Kontakte einer Gruppe hinzugefügt werden, alle können dann die Chatnachrichten von allen anderen lesen.

WhatsApp verbindet damit die Möglichkeiten eines (Video-)Chats mit den Stärken mobiler Kommunikation – und das meist kostenlos. Hinzu kommt der Aspekt, dass es sich zwar um ein soziales Medium handelt, bei dem Privatsphäre aber kein problematischer Aspekt zu sein scheint: Die Chats sind auf die Teilnehmenden beschränkt, es gibt nicht wie bei Facebook oder anderen sozialen Netzwerken potentielle Mitlesende.

Jugendliche organisieren sich z.B. in Klassenverbänden, aber auch in Cliquen, Sportvereinen etc. oft mit WhatsApp-Gruppen. So verschicken sie wichtige Infos, tauschen aber auch Bilder aus und klatschen. In Pausen kann es in Klassenzimmern oft vorkommen, dass Gespräche nicht mehr direkt, sondern per WhatsApp geführt werden: Was nicht alle Beteiligten als Verlust empfinden. Gerade die Möglichkeit, Bilder einzubeziehen wird als bereicherndes Element empfunden. (Vgl. meinen Vorschlag für einen sinnvollen Umgang mit Smartphones an Schulen.)

Vermehrt wird WhatsApp auch benutzt, um bei Prüfungen zu betrügen. Wenn Klassengruppen existieren, reicht es, dass jemand eine gute Lösung fotographiert und sofort auch verschickt – und alle erhalten sie innert Sekunden auf ihrem Smartphone.

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WhatsApp ist momentan gerade im Gespräch, weil die Software enorm unsicher ist. Gerade weil damit täglich eine Millarde Nachrichten verschickt werden, kein zu vernachlässigendes Problem. Wie man hier nachlesen kann, betreffen die Sicherheitsprobleme alle Ebenen der Software: Hacker können sich über WhatsApp leicht Zugriff zu allen gespeicherten Telefonnummern in einem Gerät verschaffen, sie können alle Nachrichten abhören oder sich als eine bei WhatsApp registrierte Person ausgeben.