Fachleute verbreiten Fake-Geschichten

In den letzten Tagen machten drei Fake-Geschichten die Runde:

  1. U2 hat früher schon einmal eine Kassette verschenkt, nicht nur ihr neuestes Album via iTunes:

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  2. Ein Professor hat von einem Studenten eine unanständige Mail erhalten und kritisiert ihn in einem Youtube-Video:

    Bildschirmfoto 2014-09-17 um 22.24.07
  3. Dasselbe Kriegsbild wurde in unterschiedlichen Kontexten verwendet:

Über das letzte Beispiel denkt Konrad Weber intensiv nach:

Darf man bewusst Bilder so neu zusammenstellen, dass sie einen viralen Effekt auslösen und somit die Botschaft, die offenbar nicht der Wahrheit entspricht, weitertragen? Dies gilt es öffentlich zu diskutieren.

Bereits seit Längerem ist beobachtbar, dass die Anreize der Aufmerksamkeitsökonomie (Inhalte in sozialen Netzwerken sollen möglichst breit wahrgenommen werden) auch bei Journalistinnen und Journalisten dazu führt, dass sie die Echtheit ihrer Inhalte dem Interesse des Publikums unterordnen: »Warum muss eine Geschichte wahr sein, genügt es nicht, dass sie gelesen oder betrachtet wird?«

Diese Sichtweise hat – so scheint es – nun auch einen Effekt auf Menschen, die Medien kritisch reflektieren: Alle drei oben genanten Stories wurden von Expertinnen und Experten breit geteilt. Daraus kann man zwei unterschiedliche Schlüsse ziehen:

  1. Es ist in sozialen Netzwerken schlicht nicht mehr möglich, wahre von falschen Geschichten zu trennen. (Hier der Aufwand, den Konrad Weber betreiben musste, um herauszufinden, wie es sich mit seinen drei Bildern verhält.)
  2. Die Effekte, die Fälschungen auslösen – pädagogische, reflektive – sind für viele Menschen wichtiger als die Frage, ob es sich um Fälschungen handelt.

Letztlich ergibt sich die Gefahr, dass uns der Confirmation Bias egal wird: »Ich publiziere und verbreite einfach das, was meinen Standpunkt unterstützt. Ob es stimmt, ist mir egal – weil seine Wirkung immer größer ist als der negative Eindruck, den eine Fälschung erzeugt.«

»Vorsicht, falsche Fuffziger« – über Fake-Profile im Internet

Falsche Fuffziger

In der Rheinpfalz am Sonntag ist gestern ein Artikel von Thomas Huber über Fakes erschienen, zu dem ich auch beigetragen habe. Er basiert auf meinen Tipps, wie man sich vor falschen Profilen im Netz schützen kann. Ausgangspunkt ist der Fall von Victoria Hamburg, den ich sehr zur Lektüre empfehle. Mittlerweile ist auch eine Fortsetzung mit weiterführenden Gedanken erschienen.

Ein Klick auf das Bild öffnet den ganzen Beitrag als Bild-File, hier ein Auszug:

Auf keinen Fall sollten sich Netznutzer von der Vollständigkeit eines Profils blenden lassen. Manche Faker betreiben einen recht großen Aufwand, um ihre digitale Zweitpersönlichkeit mit so vielen Details wie möglich anzufüttern, erfinden auch Lebensereignisse und reichern so die Zeitleiste bei Facebook an. Auch die nächste Stufe des Fakertums erklimmen manche: Sie legen weitere Profile an und verbinden sie mit dem ursprünglichen Profil. Das Ergebnis ist ein Netzwerk von „Sockenpuppen“, die einander gegenseitig ihre Existenz bestätigen können. Im Fall von Victoria aus Hamburg geht die Bloggerin davon aus, dass ihr Faker nicht weniger als 16 verschiedene Identitäten erschaffen hat, um sie und andere Frauen von seiner Echtheit zu überzeugen.

Den Trick, den Wampfler vorschlägt, um solche Sockenpuppen zu enttarnen, nennt er „Triangulationsmethode“. Dabei müssen 2 weitere Personen, die beide vertrauenswürdig sind, die Existenz des betreffenden Profilinhabers bestätigen. Auf Facebook gibt es einen Automatismus, der etwas darüber aussagt, wie viele gemeinsame Bekanntschaften es mit einem anderen Benutzer gibt. Allerdings: Facebook wird normalerweise benutzt, um bestehende Bekanntschaften zu bestätigen, nicht um neue Leute kennen zu lernen. Unbekannte, die sich dort an einen ranwanzen und keinerlei gemeinsame Bekannte aufweisen, sollten ohnehin mit äußerster Vorsicht betrachtet werden. Im Zweifelsfall und vor allem für Anfänger mit Facebook & Co. hilft es laut Wampfler auch, ein „Zweitgutachten“ erstellen zu lassen: Das heißt, jemand, der schon lange in den Sozialen Netzwerken unterwegs ist, sollte sich ein zweifelhaftes Profil ansehen. Solche Leute haben meistens einen Riecher dafür, wenn etwas faul ist.