Die unten stehende Infografik von Schools.com zeigt mehrere interessante Aspekte, welche die Verbreitung von Nachrichten über Social Media auszeichnen:
Sie sind schnell, demokratisch zugänglich und überall aufzeichenbar – dafür auch möglicherweise unzuverlässig und ungenau.
In den USA stehen Social Media als Nachrichtenquelle an dritter Stelle: Nach dem Fernsehen und Zeitungen.
Fast die Hälfte aller User von Social Media haben schon Nachrichten empfangen, die sich als falsch herausgestellt haben.
Die Infografik präsentiert lockere Fakten, die nicht sensationell Neues enthalten, aber aufzeigen, dass die Art, wie wir und insbesondere Jugendliche über die Welt informiert werden, sich wandelt.
Sie ermöglicht es, sich Visualisierungen von verschiedenen Statistiken in Bezug auf ortsbezogene Artikel und Objekte anzeigen zu lassen, um die globale Bedeutung von Wikipedia zu veranschaulichen. Es lohnt sich, damit zu spielen – nicht nur, um zu merken, wie Wikipedia-verwöhnt man in Europa ist, sondern auch, weil die Darstellungen wunderschön aussehen, wie ein paar Beispiele von der Projektbeschreibungsseite zeigen:
Der Psychologe und Arzt Leonard Sax hat ein Buch über krisenauslösende Momente im Leben junger Frauen geschrieben: Girls on Edge. Er behauptet, Facebook mache junge Frauen unglücklich. Konkreter: Je mehr Zeit eine junge Frau auf Facebook verbringe und je mehr FB-Freunde sie habe, desto eher würde sie depressiv.
Er argumentiert wie folgt: Erstens würde auf Facebook ein Vergleich der Lebensqualität vorgenommen. Je mehr andere Menschen man sehe, die scheinbar glücklich sind, desto unglücklicher fühle man sich selbst, weil das eigene Leben im Vergleich mit den auf Facebook präsentierten Leben nicht standhalten könne. Zweitens würde man auf Facebook gezwungen, eine hohe Zahl an halb-intensiven Freundschaften zu pflegen, was einen der Fähigkeit beraube, wenige, ganz enge Freundschaften zu unterhalten, die man aber in diesem Alter brauche.
Sax empfiehlt Eltern, die Zeit zu limitieren, in denen Mädchen auf Facebook aktiv sein dürfen. In den Zeiten des mobilen Internets eine schwer umzusetzende Forderung.
Eine ganz andere Gefährdung junger Frauen (und auch von jungen Männer, darf man anfügen) wurde durch die App Girls Around Me aufgezeigt. Die App ermöglicht den Benutzern, zu sehen, wo in der Umgebung sich Frauen aufhalten oder aufgehalten haben – und zeigt Bilder, Statusupdates und weitere Informationen dieser Frauen an.
Bildquelle: cultofmac.com
Bildquelle: cultofmac.com
Man könnte nun meinen, die App zeige Prostituierte an oder Frauen, die sich bei dieser App registriert haben – das ist aber falsch. Die App hat systematisch Facebook und Foursquare gescannt und Daten verwendet, die Frauen (meist ohne ihr Wissen) auf diesen Diensten öffentlich sichtbar machen. Noch einmal: Die hier abgebildeten Frauen wussten nichts davon, dass sie in dieser App auftauchen.
Mittlerweile wurde die App aus dem App-Store gelöscht, wie auch die NZZ berichtet. Dennoch ist das ein eindrückliches Beispiel, wie die öffentlich verfügbaren Informationen verwendet werden können. Der Fokus auf jungen Frauen ist dabei nicht nötig – die Gefährdung ignoriert Geschlechtergrenzen.
Update, 5. April 2012: Auf dem feministischen Blog der Mädchenmannschaft wird eine andere Perspektive eingenommen, die gut nachvollziehbar ist. »Wenn Sie für einen Dienst nichts bezahlen, sind Sie offenbar nicht Kundin oder Kunde, sondern die Ware, die verkauft wird«, zitiert das Blog Andrew Lewis. Gerade das Verkaufen von Frauen und das Stalken von Frauen sei das Problem. Dagegen müsse angegangen werden:
Was wir in der Debatte brauchen, ist die klare Ansage, dass Stalking nicht ok ist, auch wenn das Opfer es einem „leicht“ macht. Was wir nicht mehr brauchen, sind Ratschläge an Frauen, sich öffentlich unsichtbar zu machen.
Das Poster „Schule in der Informationsgesellschaft“ soll dazu anregen, über die aktuelle und künftige Rolle digitaler Medien in der Schule nachzudenken. Es kann als Grundlage für die gemeinsame Diskussion in schulinternen Arbeitsgruppen und Weiterbildungen dienen. Das Poster wurde vom Institut für Medien und Schule der PH Zentralschweiz – Schwyz und mit Unterstützung der Schweizerischen Akademie der Technischen Wissenschaften entwickelt.
Die Initianten formulieren auf ihrer Seite drei Einsatzmöglichkeiten, z.B. »Vorteile und Nachteile abwägen«:
Schauen Sie sich das Poster an und stellen Sie sich vor, dass Ihre Schule in fünf Jahren so aussehen würde. Ist das eine wünschenswerte Vorstellung oder sehen Sie das eher kritisch?
Kleben Sie sprechblasenförmige Notizzettel auf das Plakat, auf die Sie mit einem grünen Stift positive Aspekte schreiben und mit einem roten Stift negative Aspekte, die sie von so einer Entwicklung erwarten würden.
Überlegen Sie sich Massnahmen, die nötig wären, um die Entwicklung von der heutigen Situation in Richtung der positiven Aspekte voranzutreiben. Denken Sie über Massnahmen nach, um die möglichen negativen Aspekte zu vermeiden. Schreiben Sie diese Massnahmen auf quadratische Klebezettel und heften Sie sie neben die entsprechenden Sprechblasen.
Versuchen Sie, die Massnahmen gemeinsam zu priorisieren. Was sind wichtige und was weniger wichtige Massnahmen? Kleben Sie zunächst individuell 3 Klebepunkte auf die für Sie wichtigsten Massnahmen. Diskutieren Sie dann in der ganzen Gruppe, ob sich damit eine mögliche Strategie für Ihre Schule ergibt.
Das Poster ist sehr hoch aufgelöst, die Originalfiles finden sich hier: jpg (11 MB) – pdf (12 MB). Es darf unter der Lizenz CC BY-NC 3.0 verwendet werden.
Internetverbreitung und digitale Bruchlinien in der Schweiz (pdf).
Die erste Studie ist vor allem in Bezug auf die Meinungsäußerungsfreiheit interessant. Nur rund die Hälfte der Schweizerinnen und Schweizer ist der Ansicht, im Internet solle die Regierung frei kritisiert werden dürfen, bei politischer Meinungsäußerung im Internet fühlen sich sehr viele nicht wohl:
Die zweite Studie zeigt die Gefahr der digital divide (dt. digitale Kluft) in der Schweiz auf. Damit meint man das Problem, dass durch das Internet ein ungleicher Zugang zu Informationen und Technologien entsteht, der soziale Unterschiede vergrößert (wer kein Internet hat, kann seine Situation nicht verbessern).
Dabei sind für die schulische folgende Ergebnisse relevant:
Menschen sind aus folgenden Gründen nicht im Internet:
1) Sie interessieren sich nicht dafür.
2) Sie besitzen nicht die nötigen technischen Voraussetzungen.
3) Sie verstehen die Technik nicht.
Für Schülerinnen und Schüler geht es wohl hauptsächlich um Punkt 1): Sie müssen ein Interesse am Internet, an digitalen Medien und Social Media entwickeln. »Müssen« mag stark klingen – wer aber dieses Interesse nicht entwickeln kann, läuft Gefahr, entscheidende Kompetenzen zu verpassen (wie das auch Menschen passiert, die sich für Rechtschreibung, Literatur oder Mathematik nicht interessieren).
Viele Menschen schätzen sich selber als kompetent ein, jedoch nicht als sehr kompetent. Verbreitet scheinen Basiskompetenzen zu sein, welche die Schule durchaus erweitern und vergrößern könnte – es wäre zu fragen, welcher spezifische Beitrag die Schule überhaupt zu diesen Kompetenzen leistet.
Jugendliche fühlen sich weniger kompetent als junge Erwachsene.
In Zusammenarbeit mit Bernet PR hat die ZHAW eine Studie zum Engagement von Schweizer Unternehmen im Bereich von Social Media durchgeführt. Die Studie ist als pdf-File online einsehbar.
Gerade im Zusammenhang mit der Frage, ob Bildungsinstitutionen (konkret: Schulen) auf Social Media-Plattformen vertreten sein können, ist die Studie aufschlussreich. Die dafür wichtigsten Erkenntnisse:
Rund zwei Drittel der befragten Unternehmen und Organisation sind auf Social Media aktiv.
Nur die Hälfte davon hat eine konkrete Strategie.
Der große Aufwand wird als größtes Hindernis betrachtet, generell erachten die aktiven Organisationen den Aufwand größer als den Nutzen. Ressourcen stehen tendenziell wenig zur Verfügung.
Es gibt drei Hauptziele:
1) externer Dialog
2) Imagepflege
3) Marketing
Die wichtigsten Kanäle sind Facebook, Youtube und Twitter.
Inhalte:
Worüber Organisationen berichten: Social Media (Quelle: Studie der ZHAW)
Für Schulen ergeben sich meiner Ansicht nach folgende Konsequenzen daraus:
Social Media gibt es nicht ohne Aufwand.
Für ein Engagement in Social Media braucht es eine Strategie.
Sie sollte sich hauptsächlich auf die externe Kommunikation und auf die Imagepflege beziehen.
Auf dem EduCamp in Köln, das am letzten Wochenende stattfand, wurden Möglichkeiten des Einsatzes von modernen Medien in einem Bildungskontext thematisiert. Dabei wurden von einem Team von Studierenden ein Rollenspiel mit dem Titel »Der Netzwerkeffekt« vorgestellt, wie der Denkwerk Blog berichtet:
[Ronald Smolka, Nadine Ickenstein, Lisa Poggensee, Olga Mavasheva und Carina Pogoreutz] haben das analoge Spielkonzept im Rahmen eines Mediendidaktik-Seminars in Zusammenarbeit mit Guido Brombach vom DGB-Hattingen entwickelt. Das Rollenspiel wurde für die pädagogische Praxis konzipiert, um erwachsenen Seminarteilnehmern die Dynamik sozialer Netzwerke am Beispiel von Facebook näher zu bringen.
Das Spiel besteht aus einer Anmeldephase, einer Beziehungsphase und einer Spielphase. Ziel dabei ist es, möglichst viele Punkte in verschiedenen Kategorien zeigen, wie die Grafik zeigt (Rechte dafür liegen beim Denkwerk Blog):
In einer Reflexionsphase ermöglicht das Spiel, nachzuvollziehen, welche Emotionen in sozialen Netzwerken erlebt werden. Im Blog werden die Gefühle der Teilnehmenden wie folgt beschrieben:
Für einige Teilnehmer war es Stress pur. Sie verloren die Kontrolle über ihr Profil und geposteter Nachrichten, vernahmen erste Anzeichen der Reizüberflutung und hatten zum Teil Bedenken, dass ihr Profil nicht den Ansprüchen der Nutzer genügen wird. Erkenntnisse, die in vielen Punkten mit denen der Onlinewelt vergleichbar sind.
Ich denke, das Spiel könnte gut als Fortbildung in LehrerInnenteams gespielt werden, evtl. ließe sich auch eine Unterrichtseinheit mit Schülerinnen und Schülern dazu konstruieren.
Weitere Informationen findet man an folgenden Orten:
Ein Forschungsprojekt unter der Leitung von Daniel Süss und Gregor Waller untersucht an der ZHAW seit 2010 das Medienverhalten von 1000 Jugendlichen die möglichst repräsentativ über die Schweiz und verschiedene Altersstufen verteilt sind. Die so genannte JAMES-Studie (Jugend / Aktivitäten / Medien – Erhebung Schweiz) hat gemäß dem Projektbeschrieb folgende Ziele:
JAMESfocus ermöglicht einen differenzierteren Blick auf das, was im ersten Moment homogen erscheint: Auf der Grundlage der Daten aus der JAMES-Studie 2010 werden verschiedene Freizeit- und Mediennutzungstypen herausgearbeitet. Weiter werden Themenfelder wie das Medienwissen und der kreative Umgang mit Medien näher beleuchtet. Bereits behandelte Bereiche wie Social Networks, Cyberbullying und die Handynutzung werden aus anderen Blickwinkeln betrachtet. Dabei wird aufgezeigt, bei welchen Gruppen Hinweise auf einen entwicklungsgefährdenen oder sozial unverträglichen Medienumgang bestehen und damit besondere Anstrengungen für Medienkompetenzförderung und Jugendmedienschutz notwendig sind.
Erste Ergebnisse der Studie wurden bereits veröffentlich (Übersicht / komplettes pdf). Im Bezug auf Social Media sind folgende Erkenntnisse bedeutsam, welche durch die unten stehenden Grafiken erläutert werden:
Jugendliche nutzen Social Media auf der Suche nach Information häufiger als Suchmaschinen oder Nachschlagewerke wie Wikipedia.
Jugendliche nutzen das Internet hauptsächlich für Social Media.
Social Media ist praktisch gleichzusetzen mit Facebook, einzig Netlog wird als Alternative recht häufig verwendet.
Die Aktivitäten auf Facebook sind vielfältig und reichen von Chatten über Gamen bis zum Verwalten der Freundeslisten.
Das Bewusstsein über die Privatsphären-Problematik wächst mit dem Alter, häufigstes Problem ist, dass Fotos ohne Zustimmung ins Internet hochgeladen werden.
Handy werden kaum für den Zugang zu Social Media genutzt.
Es ist ein Bewusstsein vorhanden, welche Informationen sensibel sind und welche nicht.
Süss warnt jedoch davor, die neuen Medien pauschal zu verdammen. Vielmehr hätten die jungen Personen Wege gefunden, sich kreativ in ihrer digitalen Welt zu entfalten. So bieten die sozialen Netzwerke wie Facebook, in denen die Nutzer das Internet aktiv mitgestalten, viele Möglichkeiten, um sich mit eigenen Fotografien, Videos, Texten und Gedichten produktiv und phantasievoll einzubringen. Im Web 2.0 ist also weitaus mehr schöpferische Eigenleistung gefragt als beim rein passiven Konsum von Fernsehprogrammen.
Zudem lassen sich die Mobiltelefone mit ihren zahlreichen Funktionen vielfältig in den Schulunterricht einbinden, indem man etwa Videos über Versuche für den Unterricht in naturwissenschaftlichen Fächern dreht oder die korrekte Aussprache von Wörtern im Sprachenunterricht prüft.