Der Privatsphäre geht es ganz gut

Instagram, Caroline Spring
Instagram, Caroline Spring

Nathan Jurgenson, ein amerikanischer Soziologe, den ich aufgrund seiner kritischen Arbeiten zum digitalen Dualismus sehr schätze, hat bei Wired einen dichten Essay zur Privatsphäre im Web 2.0 publiziert. Im Folgenden fasse ich seine wesentlichen Aussagen zusammen.

Weil das Leben keine Datenbank ist, ist Privatsphäre nicht etwas, was an- oder ausgeschaltet werden kann. Sie ist vielmehr ein Spiel, bei dem es um Enthüllungen und Verhüllungen geht. Nur weil viele Informationen einer Öffentlichkeit oder einer Halböffentlichkeit zugänglich sind, ändert sich das nicht: Auch wenn auf Instagram viele Momente des Tages dokumentiert werden, ergeben sich dennoch viele Zwischenräume oder Lücken:

When you post a photo on Instagram, it offers up not just answers but hints at new questions: Who were you with and why? What were you feeling? What happened between the updates, and why was it left out? Secrets, creative concealments, the spaces between posts—this is where privacy flourishes today.

Jurgenson verweist auf Danah Boyds Analyse der Privatsphäre von Jugendlichen, die Techniken einsetzen, um trotz öffentlicher Kommunikation Geheimnisse schützen zu wollen. Zentral, so Jurgenson, sei die Fähigkeit, kontrollieren zu können, was wann enthüllt wird. Richtige Privatsphäre ist Autonomie und die gibt es weiterhin. Jurgenson verweist auf Möglichkeiten, eine Fülle von Informationen zu publizieren und sie dann schrittweise wieder zu löschen.

Viele Menschen, das zeigen Untersuchungen, legen einen großen Wert darauf. Sie verzichten bewusst darauf, Momente ihres Lebens abzubilden und mitzuteilen. War es in den Zeiten der analogen Fotografie ein Zeichen für die Bedeutung eines Ereignisses, dass es fotografiert wurde, ist das heute umgekehrt: Was nicht fotografiert wird, ist Menschen wirklich nahe.

Jurgensons Fazit: Öffentlichkeit nimmt der Privatsphäre nicht den nötigen Raum, sondern ermöglicht sie. Was privat und was öffentlich ist, hängt von einander ab.

Vorstellung: Snapchat

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Jugendliche benutzen Medienberichten und meinen Eindrücken zufolge eine App namens Snapchat immer häufiger. Es sei das neue Instagram, sagt die Schwester von Josh Miller. Sowohl im Play Store von Google wie auch im App Store von Apple ist das Programm sehr beliebt. Hier eine kurze Vorstellung und ein Kommentar.

Das Prinzip von Snapchat ist ganz einfach: Man macht ein Bild mit dem Smartphone und bearbeitet es mit einem einfachen Tool:

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Unten am Bild findet sich links die Option, einen Timer zu setzen – er kann von 1 bis 10 Sekunden eingestellt werden. So lange kann der Empfänger oder die Empfängerin das Bild sehen. Sie müssen dafür auf den Screen des Smartphones drücken, was es erschwert, einen Screenshot anzufertigen. Gelingt das trotzdem, wird der Sender oder die Senderin des Bildes darüber informiert.

Nach dem Countdown wird das Bild gelöscht – nicht nur vom Smartphone des Empfängers und der Empfängerin, sondern auch vom Server von Snapchat. Es bleibt nur ein einfaches Protokoll.
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Zum Ärger einiger Nutzerinnen und Nutzer verwendet die App SMS, um neue Freunde einzuladen. Passt man nicht auf, verschickt man schnell SMS an das ganze Adressbuch.

Es gibt zwei Vorteile von dieser Art von Kommunikation:

  1. Kommunikation behält ihre flüchtige Natur. Internetkommunikation verbindet die Eigenschaften mündlichen Sprechens mit einer unbeschränkten Speicherkapazität. Wie würden wir miteinander sprechen, wenn wir wüssten, dass alles, was wir sagen, aufgenommen, unendlich lang gespeichert und möglicherweise in einen völlig neuen Kontext gestellt wird? 
  2. Damit zeigt sich auch die konkrete Anwendung: Einige Jugendliche mögen Sexting, das Verschicken von erotischen Bildern oder Texten über digitale Medien. Wenn sie ein Tool haben, das diese nicht speichert, wird vieles möglich und reizvoll, was vorher problematisch schien (zur Erinnerung: viele Sexting-Bilder landen direkt auf Porno-Seiten).

Der scheinbare Vorteil von Snapchat, nämlich nicht-permanente Nachrichten an gezielte Adresssatinnen und Adressaten zu verschicken, könnte aber auch trügerisch sein. Schnell ist ein Protokoll entwickelt, das alle Snapchat-Nachrichten speichert und weiterverbreitbar macht.

Anleitung: Daten aus Social Media archivieren

Setzt man Social Media als Tool für Wissensmanagement ein – z.B. um wichtige Links kommentiert abzulegen, eigene Gedanken zu dokumentieren, Gelesenes zusammenzufassen und in Verbindung zu setzen etc. -, kommt man nicht umhin darüber nachzudenken, wie man seine Daten archivieren kann. Damit kann man einerseits sicher stellen, dass sie unabhängig von der Existenz der einzelnen Plattformen erhalten bleiben, andererseits sie mit anderen Mitteln bearbeiten und durchsuchen.

Im Folgenden eine kurze Anleitung, wie Daten der wichtigsten Plattformen gesichert werden können.

Facebook: Im Menu der Kontoeinstellungen gibt es die Option, ein Archiv der eigenen Daten herunterzuladen (Bild wird beim Klicken größer):

Die Standardoption beinhaltet eigentlich die wichtigsten Daten – wer aber komplett sehen möchte, was Facebook abspeichert (inklusive IP-Adressen etc.), kann auch ein erweitertes Archiv herunterladen:

Google: Google bietet für alle Dienste einen zentralen Download-Manger, der Google Takeout heißt: google.com/takeout. Dort ist es möglich, die Bilder aus Picasa, Videos von Youtube sowie alle Daten aus Google Drive runterzuladen, auch die Informationen aus Google+ sind abrufbar. Google bietet die Möglichkeit, alle Daten in einem Archiv oder sie einzeln ausgewählt zu speichern.

In Google Drive bzw. Google Docs ist es leicht möglich, nur einzelne Ordner zu speichern (um sie z.B. als Backup auf einer externen Harddisk oder auf einem anderen Cloud-Service wie Amazon oder Dropbox abzulegen). Man muss dazu Files markieren und kann dann mit der Option »herunterladen« im Menu »Mehr« auch auswählen, in welchem Format die Files runtergeladen werden sollen. Das ist praktisch, weil man so Googles etwas seltsames Format umgehen kann und ein gebräuchlicheres wie den Microsoft-Standard wählen kann:

Twitter:  Verantwortliche bei Twitter haben versprochen, bis Ende 2012 eine offizielle Möglichkeit anzubieten. Eine inoffizielle Möglichkeit bietet Tweetbackup an, dort können alle wesentlichen Daten runtergeladen werden.

Blogs: Praktisch alle Blogplattformen bieten die Möglichkeit an, die Daten zu exportieren. So entsteht ein brauchbares Archiv, bei WordPress im .xml-Format, das man auch bei anderen Plattformen wieder einspeisen könnte.

Instagram: Alle Instagram-Bilder können mit Instaport runtergeladen werden, in Zukunft ist es möglich, sie auch nach Flickr oder Facebook zu exportieren. (Das ist auch die offiziell empfohlene Vorgehensweise.)

Pinterest: Eine offizielle Möglichkeit gibt es nicht. Pin4Ever bietet eine Archivfunktion an, die jedoch bei mehrmaliger Benutzung kostenpflichtig wird.

Mit dem Dienst »If This Then That« (IFTTT.com) ist es einfach möglich, konstante Backups von Daten zu erstellen. Leider sind einige soziale Netzwerke bei IFTTT nicht mehr präsent, weil sie keine unlimitierten Zugriffe externer Apps erlauben (z.B. Twitter). Hier ein Rezept zum Speichern von Pinterest in der Dropbox.

* * *

 Eine allgemeine Bemerkung: Ich empfehle, alle wichtigen Daten dreifach zu sichern und zwar unabhängig voneinander. D.h. die Backups müssen unabhängig von Orten, Geräten und Anbietern sein. Ich verwende folgende Lösung:

  1. Backup auf externer Harddisk zuhause.
  2. Backup auf externer Harddisk am Arbeitsplatz.
  3. Backup auf Google Drive.
  4. Backup auf Dropbox.
  5. Bei wichtigen Projekten: Backup auf Memory-Sticks.

Damit ist der Zeitfaktor noch nicht berücksichtigt: Diese Methoden stellen nur sicher, dass der Zugriff auf die Daten gewährleistet ist, nicht aber, dass sie auch in 20, 50 oder 100 Jahren noch verwendbar sind.

Ich freue mich über weitere Tipps oder Fragen in den Kommentaren!

Instagram neu auch im Browser

Heute war ich in Einsiedeln und habe dieses Bild gemacht:

Wer sich auskennt, weiß sofort: Instagram. Der Dienst bietet eine App für Smartphones an, mit der quadratische Bilder aufgenommen werden, die sich mit Filtern bearbeiten lassen. So erscheinen viele Bilder, als seien sie künstlerische Produkte.

Torsten Kleinz schrieb heute auf Google+:

Höhlengleichnis, modern. Die Welt ist das ohne Instagram-Filter. Doch Du kannst sie nicht sehen und Du kennst den Filter nicht.

Die App spricht visuelle Menschen enorm an. Mit Bildern lässt sich viel sagen, man zeigt sich, sein Leben, seine Freunde. Deshalb ist das soziale Netzwerk auch bei Jugendlichen sehr populär. Es ermöglicht, Benutzern zu folgen, ihre Bilder anzusehen, zu kommentieren zu und zu bewerten. Instagram hat kürzlich Twitter in den USA überholt, was die Zahl der User betrifft. Instagram zeigt so, dass sich das Web zunehmend vom sozialen zum mobilen Internet wandelt.

Bisher war Instagram nur auf Smartphones verfügbar, wer sich die Bilder auf dem Computer anschauen musste, musste einen Service eines Drittanbieters wie Statigram benutzen.

Wie Instagram heute ankündigt, wird es künftig möglich sein, Profile direkt unter http://instagram.com/*user* aufzurufen – in meinem Fall wäre das dann http://instagram.com/phwampfler (geht im Moment noch nicht, aber wohl bald).

Eine Tumblr-Seite sammelt Bilder von reichen Jugendlichen, die ihr Leben auf Instagram dokumentieren. So sieht das dann aus, wenn sie sich auf einen Wirbelsturm vorbereiten:

Anleitung: Tafelbilder teilen

Smartphones bieten die Möglichkeit, Tafelbilder am Ende einer Stunde zu fotographieren und sie so mit Schülerinnen und Schülern zu teilen. Diese könnten dann die Tafelbilder wiederum kopieren.

Ich stelle im Folgenden drei automatisierte Methoden vor, bei denen das Erstellen des Bilder automatisch zu einer sinnvollen Darstellung für die Schülerinnen und Schüler führt. Selber benutze ich auch lore.com, ein Service, bei dem ich die Bilder manuell hochlade.

(1) Evernote

Ich erstelle auf Evernote ein Notizbuch, das ich öffentlich freigebe. Dann erhalte ich eine URL, die ich mit den Schülerinnen und Schülern teilen kann, in diesem Fall handelt es sich um diesen Link (ein einfaches Beispiel zu Übungszwecken).

In der App (Evernote gibt es sowohl für iPhones/iPads als auch für Android) kann ich dann das Notizbuch auswählen und mit dem +-Knopf ein Bild erstellen, das dann automatisch in diesem Notizbuch gespeichert wird. Evernote bietet mir die Möglichkeit, einen Titel zu setzen und Notizen einzutragen, die ich später auch online oder in der Computer-App ändern kann.

Wenn ich Tafelbilder für mehrere Klassen speichern möchte, kann ich für jede ein Notizbuch erstellen.

(2) If-this-then-that, z.B. Instagram – Tumblr

Die Seite ifttt.com, kurz für: »if this, then that«, also: »wenn das, dann das«, lässt einen »Rezepte« erstellen. Rezepte bestehen aus einem Trigger, einem auslösenden IF-Ereignis und einer Folge davon, dem THAT-Ereignis.

Im vorliegenden Beispiel habe ich nun ein Rezept erstellt, bei dem ein Instagram-Bild (auch hier gibt es eine App für iOS und für Android) automatisch in einem Tumblr-Blog publiziert wird. Dort wäre es dann möglich, Kommentare einzufügen (die von Instagram werden automatisch übernommen). Hier mein kleines Testbeispiel:

Das einzige Problem ist hier, dass diese Lösung schwierig für verschiedene Klassen umsetzbar ist, dass ifttt.com nur einen Account pro Service erlaubt, man kann also nicht zwei verschiedene Instagram-Accounts gleichzeitig laufen lassen.

(3) WordPress

Auch von WordPress gibt es eine iOS- und eine Android-App. Die App erlaubt das Erstellen von Post, in die können Bilder direkt in der App eingebettet werden. Das sieht dann so aus:

 

Es wäre also möglich, ein Tafelbild-Blog direkt aus der mobilen App zu bespielen. Auf ein Beispiel habe ich hier verzichtet: Es ist aber auch hier möglich, mehrere Blogs für mehrere Klassen gleichzeitig zu führen.

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Meine Favoriten wären Lösungen (1) oder (3) – sie sind einfach zu implementierenbieten dann auch mehr Möglichkeiten.

Aber evtl. gibt es viel bessere, einfachere Lösungen: Auf die freue ich mich in den Kommentaren!