Digitalisierung zerstört den Wert von Arbeit. Wie leistet man Widerstand?

Selber schuld, wer sich dem Heil verweigert, das der Geldautomat aus Silicon Valley verspricht. Aus der »Ökonomie des Teilens« auszuscheren, wird früher oder später als Wirtschaftssabotage und Verschwendung kostbarer Ressourcen angesehen werden, die, nutzbar gemacht, das Wirtschaftswachstum beschleunigen können. Am Ende wird die Weigerung, zu »teilen«, ebenso viele Schuldgefühle auslösen wie die Weigerung, zu sparen oder zu arbeiten oder seine Schulden zu bezahlen, und wieder einmal wird der dünne Firnis der Moral dazu dienen, die Ausbeutung zu verschleiern. So ist es nur folgerichtig, dass die weniger Glücklichen, die bereits unter der Last der Sparpolitik ächzen, ihre Küchen in Restaurants, ihre Autos in Taxis und ihre persönlichen Daten in Vermögenswerte umwandeln.

Evgeny Morozov weist wie viele andere Intellektuelle auf das Problem hin, das direkt mit der Digitalisierung verbunden ist: Die Effizienz digitaler Werkzeuge führt zu einer prinzipiellen Verfügbarkeit von allen Gütern und Dienstleistungen. Bislang erschien das denen, die davon profitieren konnten, als Verheißung: Für 5 Dollar kann man bei Fivver erstaunliche Dienstleistungen einkaufen, auf Plattformen wie Ricardo oder eBay kann man jederzeit Flohmarkt abhalten, bei dem Käufer und Verkäufer optimal miteinander in Verbindung gebracht werden, Amazons Mechanical Turk macht sogar Intelligenz zur verkaufbaren Ressource.

Diese Effizienz bedroht – das sieht Morozov ganz richtig – direkt die Privatsphäre, die nach heutigen Vorstellungen immer mit der Möglichkeit zusammenhängt, über Räume und Gegenstände exklusiv verfügen zu können. Aber sie bedroht noch stärker den Wert von Arbeit. Um das zu verstehen, muss man sich einige Prozesse vor Augen halten:

  1. Business Process Reengineering, Qualitätsmanagement und der Siegeszug von SAP haben in den 1990er-Jahren dazu geführt, dass jeder Arbeitsschritt in einem Unternehmen definiert und letztlich segmentiert wird. Die Arbeitskraft wird austauschbar – weil klar ist, was ihr Ersatz leisten muss.
  2. Die Kompetenzorientierung (in Lehrplänen, Ausbildungsgängen etc.) hat dazu geführt, dass auch Bildung in ähnliche Segmente zerfällt und Menschen an Arbeitsprozesse anpassbar werden.
  3. Das Modell der großräumigen Auktion führt zu einer permanenten Konkurrenzsituation.
  4. Digitale Kommunikation erlaubt es, soziale und wirtschaftliche Kontexte auszublenden.

Das Resultat: Wenn ich eine Arbeit weiterverkaufen kann, kann ich sie in Teilschritte aufteilen, entsprechende Kompetenzen definieren und diese digital zur Auktion ausschreiben, ohne berücksichtigen zu müssen, unter welchen Umständen die Arbeit erbracht wird. So finde ich die günstigsten Arbeitskräfte und verdiene am meisten.

Der Prozess beißt sich aber in den Schwanz, wie wir gleich sehen werden. Momentan sind die, welche von digitaler Arbeitsbewältigung profitieren, gut gebildete Mittelstandsmenschen aus westlichen Ländern. Habe ich eine tolle App-Idee, finde ich – per Auktion – ein paar Pakistani, welche mir die App programmieren, mit der ich dann möglicherweise ein Vermögen verdiene. Und ohne tolle App-Idee kann ich per Renovero jemanden finden, der meine Wohnung für ein paar Franken putzt. So jammern jetzt viele innovative digitale Menschen darüber, dass in Deutschland Uber verboten worden ist. Die Firma steht in Konkurrenz zu etablierten Taxi-Betreibern, indem sie mit großen Investitionen eine App vermarktet, mit der private Autobesitzer Taxiaufträge erhalten können. Das bietet Kundinnen und Kunden einige Vorteile: Sie kommen kommen oft günstiger zu einer besseren Dienstleistung.

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Flickr/Doerky, CC-BY-ND.

Wer bezahlt den Preis? Es wäre zu schön, ginge es nur um eine Ineffizienz im System. Selbstverständlich bringt es wenig, wenn Taxis sich in Großstädten an wenigen Orten versammeln, statt flexibel Routen zu planen. Aber letztlich geht es um mehr: Das Prinzip-Uber führt dazu, dass der Preis für die Dienstleistung fast beliebig gedrückt werden kann. Die Diagnose von Torsten Larbig in Bezug auf die Hilflosigkeit der etablierten Branchen ist sicher korrekt:

[Der] Versuch der Interessenvertretung der Taxi-Zentralen [Uber verbieten zu lassen] ist nur einer mehr, der zeigt, dass längst nicht jeder verstanden hat, dass wir es mit einem grundlegenden digitalen Strukturwandel zu tun haben, dessen Auswirkungen sicherlich so gravierend sein werden, wie der Wandel des Ruhrgebietes in den vergangenen Jahrzehnten, aber nicht nur eine Region, sondern die gesamte Gesellschaft betreffen werden.

Besitzstandswahrer haben im Kontext dieses Strukturwandels keine Ideen. Sie sehen nur, dass da etwas Neues am Entstehen ist und reagieren reflexartig mit Versuchen, die als Indizien der Veränderung zu verstehenden Entwicklungen zu verbieten – und fallen absehbar auf die Nase.

Denken wir den Strukturwandel weiter, so bleibt keine Arbeit davon verschont. Auch wenn wir alle im Glauben leben, eine einzigartige Tätigkeit zu verrichten, welcher die Digitalisierung nichts anhaben kann: Irgendwo gibt es jemanden, der oder die große Teile unserer Arbeit schneller, besser und günstiger erledigen kann und will.

Wir stehen in Konkurrenz zu allen, die Segmente unserer Arbeit verrichten können. Bezahlt werden sie nur, wenn das Resultat stimmt, ihre Eignung für die Aufgabe ist dank Kompetenzmodellen sicher gestellt. Sascha Lobo spricht von einer Dumpinghölle. Zurecht.


 

Was können wir tun? »Es ist gerade diese gefühlte Freiheit, die Proteste unmöglich macht«, schreibt Byung-Chul Han in einem lesenswerten Essay. Wir wollen ja hochwertige Dienstleistungen zu tiefen Preisen, weil die unsere Lebensqualität steigern. Gleichzeitig schaffen wir damit die Bedingungen, selbst auch Teil dieser Dumpinghölle zu werden und unseren Vorteil einzubüssen.

Wir müssen lernen, Arbeit einen Wert zuzumessen und sie nicht als Produkt, sondern als menschliche Handlung zu verstehen. Hinter der Arbeit steckt ein Mensch, der davon ein gutes Leben führen soll. Diese Maxime muss uns auch dann leiten, wenn die globalen Produktions- und Kommunkationsmechanismen die Arbeit immer weniger sichtbar machen.

Üben kann man im Restaurant. In der Gastronomie verdienen alle Angestellten gerade mal so viel, dass sie die Suppe nicht vergiften. Jede zusätzliche Einnahme resultiert aus Trinkgeldern. Was ist ein faires Trinkgeld? Ganz einfach: Die Differenz zwischen dem bezahlten Minimallohn und einem angemessenen Stundenlohn. (Durch die Anzahl Tische teilen muss man nicht, weil das Trinkgeld ja nicht einer Person, sondern mehreren bezahlt wird.) In der Schweiz wäre ein angemessenes Trinkgeld also 15 Franken pro Stunde Anwesenheit im Lokal.

Es sind weitere Übungen denkbar: Dem Putzpersonal einen fairen Lohn zahlen. Echte ausgebildete Handwerkerinnen und Handwerker beauftragen, etwas für einen zu erledigen.

Wer Preise drückt, schafft nämlich Freundlichkeit ab, wie Han treffend schreibt:

Es ist keine zweckfreie Freundlichkeit mehr möglich. In einer Gesellschaft wechselseitiger Bewertung wird auch die Freundlichkeit kommerzialisiert. Man wird freundlich, um bessere Bewertungen zu erhalten.

Creative Commons im Unterricht

Die unten stehende Infografik von Martin Mißfeldt hat mich zu einer Skizze einer Unterrichtseinheit über Creative Commons-Lizenzierung angeregt. Idealerweise würde sie im Rechtsunterricht stattfinden, aber auch der Kunst- oder Literaturunterricht bietet die Möglichkeit einer Einbettung. So thematisiert Torsten Larbig in einer Unterrichtseinheit zu Kafkas »Das Urteil« (CC-BY-NC-SA) im Rahmen eines »medienpädagogischen Intermezzos« die Frage, wie Quellen anzugeben sind und mit Material, das im Internet scheinbar »frei« verfügbar ist, umgegangen werden soll:

Ich nutze die Ausgabe solcher freien Materilalien, die im Internetz legal kostenfrei verfügbar sind, um über freie Materialien mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen und ihnen das Lizenzmodell der CreativeCommons-Bewegung zu erläutern.

Dabei gehe ich dann auch auf die Frage ein, dass in den meisten Fällen von Schülerinnen und Schüler sowie von Lehrerinnen und Lehrer Material von z.B. Wikipedia fälschlicher Weise ohne Lizenzangabe verwendet wird. Ich erkläre, wie man sich über die Exportforunktion auf Wikipedia schnell die korrekte Lizenzangabe mit dem dazu gehörenden Text erstellen lassen kann, sodass zukünftig korrekte und vollständige Literaturangaben bei nicht nur in kleinen Teilen zitierten Texten möglich sind – und dann von mir auch (notenrelevant) erwartet werden.

Der Plan der Unterrichtseinheit sieht einen zweiteiligen Einstieg vor, bei dem z.B. in Gruppenarbeit drei unterschiedliche Fragestellungen (1-3) erarbeitet werden, die Erkenntnisse dann in einer abschließenden Sequenz (4) zusammengeführt werden.

(1) Was sind Commons/Gemeingüter?

Diese Fragestellung soll anhand von Auszügen aus dem ausgezeichneten Gemeingüter-Report der Boell Stiftung (als pdf kostenlos verfügbar) bearbeitet werden, z.B. das Liegestuhl-Beispiel von Heinrich Popitz oder die einfachen Übersichtsgrafiken mit Erläuterung:

Die Aufgabe wäre dann, dass man die Idee der Gemeingüter und sowie den Zusammenhang von Ressourcen, Communities und Regeln erklärt und an Beispielen veranschaulicht.

(2) Urheberrecht

Am Beispiel der Fotographie kann gut erläutert werden, aus welchen Komponenten das Urheberrecht besteht. Sinnvoll ist z.B. das Übersichtsdokument des Schweizer Rechtsanwalts Ueli Grüter, in dem die rechtliche Situation in der Schweiz erklärt und einige Beispiele diskutiert werden.

Angewendet kann diese Ausgangslage dann auf eine weitere Infografik von Martin Mißfeldt, in der das Vorgehen bei der Verwendung von Bildern diskutiert wird. Hier nur ein Auszug (CC-BY-SA):

(3) Creative Commons als System

Anhand der CC-Infografik von Mißfeldt (CC-BY-SA) und den Erläuterungen auf seinem Blog, der auch auf den erklärenden Text von Creative Commons verweist und die Symbole sauber erklärt, soll erklärt werden, welche Möglichkeiten Creative Commons bieten.

Auf Englisch gibts auch noch dieses hervorragende Video:


Zur Vertiefung wäre die Überlegung sinnvoll, ob NC und ND überhaupt verwendet werden soll, bedenkenswerte Gedanken in der informativen Broschüre von Paul Klimpel nachgelesen werden.

(4) Zusammenführung, Anwendung und Ausblick

Dieser Teil, bei dem die Erkenntnisse und das Wissen der Gruppenarbeiten ausgewertet und angewendet werden soll, könnte mit einem Quiz beginnen:

  1. Darf ich ein Bild, das ich mit der Google-Suche gefunden habe, auf Facebook veröffentlichen?
  2. Darf ich einen Ausschnitt aus einem Text zitieren?
    a) Wenn er 20 Wörter lang ist?
    b) Wenn er 20 Seiten lang ist?
  3. Dürfen Lehrpersonen aus Lehrmitteln Kapitel kopieren und mit ihren Schülerinnen und Schülern bearbeiten?
  4. Was würde es bedeuten, wenn Lady Gaga ein Album mit Creative Commons Lizenz veröffentlichen würde?
  5. Wenn eine Schülerin oder ein Schüler mit dem Smartphone ein Foto macht – hat sie oder er dann das Urheberrecht daran?
  6. Ist es illegal, einen Film oder ein Ebook gratis aus dem Internet runterzuladen?

Dann könnten Fragen diskutiert werden, welche die heutige rechtliche Praxis betreffen, den Umgang mit Urheberrechten in der Schule, die Publikation von Bildern und Texten im Internet und die Bedeutung von Quellenangaben – diese Fragestellungen entwickle ich hier nicht genauer, die dürften sich aus dem Unterrichtskontext ergeben.

(5) Ausweitung: Rollenspiel

Darüber hinausgehend wäre es möglich, in einem Rollenspiel ein ideales Urheberrecht zu entwickeln. Die Schülerinnen und Schüler vertreten jeweils eine Gruppe von Interessierten, z.B.:

  • erfolgreiche Urheberinnen und Urheber, die von ihren Einnahmen leben
  • Urheberinnen und Urheber, die wenig oder keine Einnahmen erzielen
  • Konsumentinnen und Konsumenten von Inhalten
  • Internetnutzer, die häufig Inhalte runterladen (legal oder illegal)
  • Politikerinnen und Politiker, die versuchen, eine möglichst hohe Lebensqualität und Rechtssicherheit herzustellen

In sinnvollen Gruppen könnten dann grundsätzliche Regelungen festgelegt und verabschiedet werden – oder Differenzen beobachtet werden, die sich nicht lösen lassen.

Wie sollen Lehrerinnen und Lehrer auf Social Media / im Internet präsent sein?

Wie schon in Bezug auf die Präsenz von Schulen rate ich auch hinsichtlich dieser Frage zu großer Zurückhaltung. Jede einzelne Präsenz (damit meine ich: jedes Profil auf jeder einzelnen Plattform) muss betreut werden:

  • sozial: Fast alle Profile bieten die Möglichkeit der sozialen Vernetzung, man muss also entscheiden, mit wem man sich vernetzen will und mit wem nicht.
  • inhaltlich: Die Profile müssen mit Inhalten befüllt werden, auf inhaltliche Anregungen muss reagiert werden.
  • kommunikativ: Jedes Profil bietet die Möglichkeit der Kontaktaufnahme, Nachrichten müssen gelesen und beantwortet werden.

Wer Profile betreibt, ohne sie zu betreuen, verärgert Menschen, die eine Aufwand betreiben, um einen Kontakt herzustellen oder eine Mitteilung zu verschicken.

Ich werde die Frage konkret in Abschnitten beantworten, die einzelne Komponenten der Präsenz beleuchten.

(1) Privatperson oder Lehrperson? 

Social Media Guidelines (hier z.B. ein Vorschlag für Lehrpersonen) machen deutlich, dass auch private Profile automatisch mit der beruflichen Tätigkeit verbunden werden. Selbst wenn die Profile anonym erstellt werden, besteht die Möglichkeit der Identifizierung und damit der Verbindung von scheinbar Privatem mit Beruflichem. Generell wirken heute anonymisierte Profile oder solche mit Pseudonymen unprofessionell und suspekt.

Grundsätzlich sollte man sich bei jeder Form von Aktivität überlegen, ob man dazu auch als Lehrperson, im Gespräch mit Schülerinnen und Schülern, Eltern, mit der Schulleitung und Behörden stehen kann. Meine Empfehlung: Tendenziell eher vorsichtig sein.

Selbstverständlich hat man – auch arbeitsrechtlich – das Recht, privat seine Meinung beliebig zu äußern.

(2) Facebook: Mit Schülerinnen und Schülern befreundet sein oder nicht? 

Die Frage würde ich völlig offen lassen – die Antwort darauf hat aber Konsequenzen:

Wer ein eher offenes Profil betreibt, sollte dies konsequent tun und nur Inhalte veröffentlichen, die ganz öffentlich sein dürfen. Je mehr Menschen Einblick haben, desto größer ist die Gefahr, dass sich der Adressatenkreis nicht beschränken lässt. Ich persönlich ziehe diese Variante vor: Mein Facebook-Profil enthält nichts Geheimes oder Privates, grundsätzlich muss ich nicht überlegen, ob ich Freundschaften annehmen oder ablehnen soll.

Der Vorteil der FB-Freundschaft mit Schülerinnen und Schülern ist die Möglichkeit der niederschwelligen Kommunikation, was ich hier schon einmal dokumentiert habe. Es gibt Lehrpersonen, die dafür eigene FB-Profile einrichten – was sinnvoll ist, wenn man dem Anschein entgegentreten will, auf FB zu private Freundschaften zu pflegen. (Allerdings gilt es immer noch zu bedenken, dass Schülerinnen und Schüler ihre eigene Profile auf FB vor Lehrpersonen schützen wollen – Privatsphäre gibt und braucht es auf beiden Seiten.)

Ein privates Profil muss sauber verwaltet werden: Von den Privacy-Einstellungen bis zur sorgfältigen Pflege der Freundschaftsliste muss sicher gestellt werden, dass Privates sicher privat bleibt.

Es besteht die Möglichkeit, ein Lehrerprofil auf FB als Zweitprofil zu betreiben. Diese Möglichkeit wird in einem Welt-Artikel am Beispiel von Marie-Theres Johannpeter beschrieben, die sich ein Profil als »Frau Johannpeter« eingerichtet hat. Dieses Modell wurde an einigen deutschen Schulen als einzige Möglichkeit, wie Lehrpersonen mit Schülerinnen und Schülern virtuell »befreundet« sein dürfen, festgelegt.

(3) Unterrichtsmaterialien bereitstellen

Viele Schulen unterhalten eigene interne Plattformen, auf denen Lehrpersonen Materialien veröffentlichen. Sinnvoll wäre es aber, ausgewählte Inhalte öffentlich zugänglich zu machen, z.b. als Open Educational Resources (OER).

Dafür eigenen sich Homepages, hier drei Beispiele von Deutschlehrpersonen, die an Gymnasien unterrichten:

Diese Seiten erscheinen grafisch und inhaltlich alle komplett anders, verfolgen auch unterschiedliche Ziele, stimmen aber darin überein, gewisse Inhalte zugänglich zu machen und sie mit dem Namen der Lehrperson zu verbinden (die Form der Homepage erlaubt es auch, sich als Person zu verkaufen).

Diese Art von Transparenz und Mehrwert ist eine Qualität und sollte optional genutzt werden können – empfiehlt sich heute aber nur Lehrpersonen, die Spass am Betreiben von kleinen Webseiten haben. Der Aufwand ist nicht besonders groß.

(4) Twitter: Braucht man das? 

Twitter ist eine so genannte Microblogging-Plattform. Einfach erklärt verschickt man – und liest man –  SMS-Mitteilungen, die öffentlich sind. Das klingt zunächst paradox, gibt einem aber die Möglichkeit, interessante Links zu verbreiten. Kurze Statements ermöglichen aber auch ein Gedankenaustausch – mit Schülerinnen und Schülern, aber auch mit anderen Lehrpersonen und der Öffentlichkeit.

Hier ein Beispiel von mir:

http://twitter.com/dominik_merz/status/182831342088749056

Auch für Twitter gilt: Es ist eine optionale Ergänzung des Unterrichts und der Präsenz im Internet. Twitter muss gepflegt werden, weil man auch ansprechbar ist und öffentlich erwähnt werden kann: Man muss also wissen, was über einen gesagt wird.

Hier gibt es eine gut geschriebene, verständliche Einführung zu Twitter von Sandro Würmli.

(5) Ein eigenes Blog

Blogs können – als Mischung zwischen Homepage und Twitter – als Unterrichtsergänzung und persönliche Plattform ebenfalls eingesetzt werden. Sie brauchen kein technisches Know-How und erlauben die unkomplizierte Publikation kurzer Texte, von Links und Kommentaren. Sie bieten zudem die Möglichkeit, dass auch andere sich zu den Blogposts äußern können – was wiederum erfordert, dass diese Kommentare gelesen und moderiert werden.

(6) Chat

Chatprogramme (Skype, Live Messenger, Facebook Chat) ermöglichen unter Umständen einen digitalen Kontakt mit Schülerinnen und Schülern. Es mag Situationen geben, in denen dies erwünscht ist – und andere, in denen diese Möglichkeit eher ärgerlich ist. Die Möglichkeit, Projekte per Chat zu betreuen, würde ich aber durchaus situativ in Betracht ziehen.

(7) Und was gibts sonst noch so?

Ich stelle hier regelmäßig weitere Netzwerke vor. Viele von Ihnen sind spezialisert – z.B. auf Fotographien (Instagram, Pinterest, Flickr) oder  auf Örtlichkeiten (Fourquare). Viele dieser Services sind nicht besonders betreuungsintensiv – setzen aber ein entsprechendes Interesse voraus.

Andere sind in ihren Grundzügen Facebook sehr ähnlich (Google Plus, Linkedin, Xing) – für sie gilt, was für Facebook gilt, mit der Ausnahme, dass viel weniger Menschen auf ihnen vertreten sind.

Fazit

Für alle Aktivitäten sind die Punkte zu beachten, die ich in den Social Media-Guidelines formuliert habe: Es ist wichtig, professionell aufzutreten. Das heißt insbesondere, dass man im Internet dann in Erscheinung treten sollte, wenn es einem ernst ist, man konkrete Ziele verfolgt und man kompetent genug dafür ist. Versuche mit Twitter, wie sie nach Twitterschulungen häufig erfolgen, scheinen mir nur dann sinnvoll, wenn langfristig die Motivation besteht, den Dienst zu nutzen. Ein verwaistes Profil sollte gelöscht werden – es bietet nur nur die Möglichkeit, als fehlende Kompetenz interpretiert zu werden.

Andererseits bieten fast alle Dienste, die es gibt, die Möglichkeit, die berufliche Tätigkeit von Lehrpersonen zu unterstützen und zu ergänzen – wenn man bereit ist, den nötigen Aufwand in Bezug auf Vernetzung, Inhalte und Monitoring zu betreiben.

Ein Beispiel

Ich selber nutze sehr viele verschiedene Möglichkeiten zur Interaktion mit Schülerinnen und Schülern sowie zur Präsentation von Gedanken und Inhalten. Was fehlt ist eine klare Strategie zur Publikation von Unterrichtsmaterialien, daran arbeite ich noch.
Hier eine Übersicht:

  1. Mein persönliches Blog: philippe-wampfler.com
    Ich veröffentliche dort hauptsächliche wissenschaftliche, politische und ästhetische Hintergrundberichte und -kommentare und dokumentiere Gedanken oder Inhalte, mit denen ich mich beschäftige – selten, aber ab und zu mit Unterrichtsinhalten verbunden (hier ein Beispiel zum Thema »Freiheit« im Schwerpunktfach Philosophie).
  2. Meine persönliche Seite: philippe-wampfler.ch
    Hier präsentiere ich mich als Person, dokumentiere Projekte, Texte und Vorträge und verlinke auf meine anderen Präsenzen. Die Verbindung mit dem Unterricht ist hier fast nicht vorhanden.
  3. Mein Facebook-Profil
    Hier veröffentliche ich Blogposts sowie meistens unterhaltsame Fundstücke aus dem Internet. Ich beteilige mich selten an Diskussionen über FB, hingegen nutze ich die Message- und Chat-Funktion, um Schülerinnen und Schüler mit wichtigen Meldungen zu kontaktieren, die sie sofort erfahren müssen (z.B. wenn ich krank bin, informiere alle Schülerinnen und Schüler per Mail und einige per Facebook oder SMS, damit sie sicher sehen, dass sie nicht in die Schule kommen müssen). Ich nehme alle Freundschaftsanfragen von Schülerinnen und Schülern an, frage hingegen aktiv keine an.
  4. Mein Twitter-Konto
    Ich publiziere interessante Links und äußere meine Meinung zum Zeitgeschehen. Zudem nehme ich an Debatten teil, auch mit Schülerinnen und Schülern. Ich folge allen SchülerInnen, deren Konto mir bekannt und nicht privat ist, um mein Interesse zu signalisieren.
  5. Weitere Konten wie Google+ habe ich auch, verfolge damit aber keine konkreten Ziele.