Merkblatt: Social Media im Unterricht

Dieses Merkblatt sollte vor einer intensiven Nutzung von Social Media im Unterricht abgegeben werden. Die Schülerinnen und Schüler werden gesiezt. Das Merkblatt enthält wichtige Punkte von einem ähnlichen Merkblatt von Mary Chayko (private Kopie, nicht online). Ich freue mich über Hinweise zur Verbesserung der Merkblatts. 

Eine aktuelle Version kann als .pdf- und .doc-File hier geladen werden. Sie unterscheidet sich leicht vom Blogpost.

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Soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter, Foren, Chats und Blogs werden heute für die Kommunikation mit Freunden und Familie auf verschiedene Arten genutzt. Wie im direkten Kontakt mit anderen Menschen repräsentieren Sie auf sozialen Netzwerken sich selbst, Ihre Familie und Ihre Schule. Verhalten Sie sich deshalb anständig und seien Sie ehrlich. Dabei helfen Ihnen die folgenden Hinweise.

Wenn Sie im Unterricht Aufgaben erhalten, die sich mit Social Media erledigen lassen, dürfen und sollen Sie das auch tun. Es stehen Ihnen aber immer auch alternative Arbeitsmethoden zur Verfügung, niemand wird zur Benutzung von sozialen Netzwerken gezwungen.

  1. Überlegen Sie sich immer zwei Mal, ob Sie etwas auf sozialen Netzwerken posten wollen oder nicht.
  2. Seien Sie online respektvoll und positiv.
  3. Denken Sie daran, dass viele andere Menschen mit einem anderen Hintergrund lesen und sehen, was Sie hinterlassen: Kinder, Menschen aus anderen Kulturen, Ihre Familie, zukünftige Arbeitgeber usw.
  4. Wenn Sie in Bezug auf eigene oder fremde Handlungen auf sozialen Netzwerken unsicher sind, fragen Sie bei erfahrenen Erwachsenen nach. Verzichten Sie im Zweifelfall auf die Handlung, bis Sie sich sicher sind.
  5. Gehen Sie davon aus, dass alle Texte, Bilder und Videos in sozialen Netzwerken öffentlich einsehbar sind, auch wenn Sie sie schützen.
  6. Denken Sie daran, dass alles, was Sie online tun, gespeichert wird und von Ihnen nicht mehr gelöscht werden kann.
  7. Verwenden Sie gleichwohl private oder anonyme Profile, wenn Sie schulische Arbeiten erledigen.
  8. Hinterlassen Sie keine persönlichen Daten wie Adressen, Telefonnummern, Geburtsdaten, Stundenpläne oder ähnliche Daten auf sozialen Netzwerken. Sie gefährden dadurch möglicherweise sich selbst und oder andere.
  9. Verhalten Sie sich professionell und verzichten Sie auf die Darstellung von Gewalt, von Straftaten oder sexuellen Handlungen auf sozialen Netzwerken.
  10. Vermeiden Sie auch Fotos, Videos oder Texte die Sie oder andere so erscheinen lassen, dass Sie sich dafür schämen könnten.
  11. Sie sind nicht nur für eigene Inhalte verantwortlich, sondern auch für Inhalte, die andere auf Ihren Seiten hinterlassen.

Schulgespräche mit Expertinnen und Experten via Twitter

Der direkte Kontakt mit Wissenschaftlerinnen, Künstlern, Politikerinnen und anderen Persönlichkeiten ist für Schülerinnen und Schüler von großem Wert. Sie sind Perspektiven ausgesetzt, die nicht primär mit dem Unterrichtskontext zu tun haben und erhalten direkten Zugang zu wichtigen Themen.

Oft erlebe ich es so, dass Klassen etwas überfordert sind mit solchen Begegnungen. Sie freuen sich darauf, sie hören dann aufmerksam zu – trauen sich aber kaum, ein echte Gespräch zu eröffnen. Nach wenigen zögerlichen Fragen zeigt sich dann in der Nachbesprechung, wie interessiert sie waren und wie viel sie zu einer interessanten Diskussion hätten beitragen können, nicht nur durch Fragen, sondern durch eigene Meinungen, Erlebnisse etc.

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Die Durchführung eines solchen Gespräches via Social Media bzw. Twitter hat viele Vorteile. Ich beziehe mich auf die Beschreibung eines Kommunikationskurses der Rutger University, wo ein Live-Gespräch mit Nathan Jurgenson, einem der interessantesten Theoretiker von Social Media (vgl. seine Gedanken zu digitalem Dualismus), durchgeführt wurde. Die verantwortliche Dozentin, Mary Chayko, beschreibt wichtige Aspekte, die bei einer solche Online-Begegnung beachtet werden müssen, damit sie erfolgreich durchgeführt werden kann:

  1. Die Klasse muss mit den technischen Mitteln und ihrem Einsatz so vertraut sein, dass keine Hindernisse entstehen. Idealerweise verwendet man eine Plattform, die Schülerinnen und Schüler kennen und nutzen. 
  2. Die Begegnung muss vorbereitet werden. Neben intensiver Lektüre relevanter Texte hat Chayko alle Lernenden gebeten, eine Frage zu formulieren und ihnen dazu ein Feedback gegeben. So kommt sicher eine Konversation in Gang.
  3. Die Person, mit der man spricht, muss ein solches Gespräch führen können, unter Umständen mit wenig Moderation durch die Lehrperson.
  4. Das Gespräch muss im Unterricht nachbearbeitet und ausgewertet werden.
  5. Der Einsatz von solchen Gesprächen muss sehr dosiert erfolgen (z.B. ein Mal pro Semester), er ist sehr aufwändig.

Nathan Jurgenson zog eine statistische Bilanz, wie oft er gefragt wurde und wie viele Antworten er gab:

http://twitter.com/#!/nathanjurgenson/status/258350385834643456

Chayko bewertet das Ergebnis als positiv – trotz des großen Aufwands. Das schönste Ergebnis war, dass sich ein face-to-face Backchannel ergeben hat. Das muss kurz erklärt werden: Oft wird Social Media als Backchannel bezeichnet: Bei Konferenzen, Sitzungen oder im Unterricht ergibt sich heute oft eine zweite Gesprächsschicht auf Social Media, wo andere Fragen gestellt und andere Themen diskutiert werden. Diese Backchannels können durch »Twitterwalls« sichtbar gemacht werden. Im Falle der Klasse von Chayko war der Backchannel aber im Unterricht: Die Studierenden haben gelacht und miteinander geredet, während sie mit Jurgenson diskutiert haben:

But my favorite outcome was the way the face-to-face “backchannel,” and the class as a community, began, during this event, to coalesce.

Zum Schluss noch ein technischer Hinweis: Mit Google+ ist es auch möglich, mehrdimensionale Begegnungen durchzuführen. Wie der Screenshot von Roland Gesthuizen zeigt, kombiniert es Videotelefonie mit Chats und gemeinsamer Bearbeitung von Dokumenten. Das kann für Gruppenarbeiten sinnvoll sein, würde bei Begegnungen aber auch ermöglichen, dass der Gast einen Vortrag halten könnte in einer Klasse und dann per Chat oder per Video befragt werden könnte.

ACCELN hangout  activity Screen Shot 2012-10-29 at 10.07.55 PM