Wie aus Medienkonsum Lernprozesse entstehen

Ich lese im Moment Net Smart von Howard Rheingold – ein Buch, in dem es darum geht, welche Kompetenzen es braucht, um in einer Informationswelt, die von sehr schnellem Informationsaustausch und sozialen Netzwerken geprägt ist, den Überblick zu behalten, die Kontrolle zu erlangen und lernen zu können. Eine Rezension folgt.

Howard Rheingold in Amsterdam, 2010.

Rheingold erwähnt Dan Gillmors Buch Mediactive (hier online lesbar als CC-BY-NC-SA), in dem fünf Prinzipien entwickelt werden, wie Inhalten auf Social Media begegnet werden soll. Die Prinzipien sind schöne Beispiele dafür, wie sorgfältiger Konsum von medialen Inhalten eine breite Palette von Lernprozessen auslösen kann – eine der wichtigsten Thesen Rheingolds. Er erwähnt beispielsweise im Internet engagierte Jugendliche (z.B. Bloggerinnen, Youtuber, Gamerinnen), die trotz ausgiebigem Konsum einer Reihe von Fragestellungen explorativ nachgehen und eigenständig lernen. Rheingold zitiert Mizuko Ito:

Themen autonom nachzugehen aufgrund eines persönlichen Interesses, indem man zufällige Suchprozesse durchführt und ausprobiert, führt dazu, dass Jugendliche mehr Verantwortung für ihr Lernen übernehmen.

Hier Gillmors Prinzipien – in meiner Adaption – mit einem kurzen Kommentar:

  1. Sei skeptisch.
    Bevor man Informationen teilt, sollte man sie prüfen. Ideal ist die von Rheingold vorgeschlagene »Triangulationsmethode« – eigentlich reichen aber auch die klassischen zwei unabhängigen Quellen:  Wenn Informationen von drei bzw. zwei glaubwürdigen Quellen bestätigt werden, ohne dass die aufeinander Bezug nehmen, dann ist die Information glaubwürdig.
  2. Sei nicht allem gegenüber gleich skeptisch: Lasse dein Urteil walten. 
    Wer skeptisch ist, kann schnell dazu übergehen, dass Vertrauen in alle Information, die nicht von Freunden stammt, zu verlieren. Das ist gefährlich. Wir müssen Informationen beurteilen und riskieren, dass wir uns einmal getäuscht haben. Das ist weniger schlimm, als wenn wir keine Informationen mehr zur Kenntnis nehmen.
  3. Verlasse deine Komfortzone und deine Bubble.
    Suche immer auch nach Informationen, die deinen Haltungen widersprechen und widerlegen könnten, woran du und deine wichtigsten Bezugspersonen glauben.
  4. Stelle mehr Fragen.
    Gerade wenn man nach Informationen sucht, sollte man sich fragen, wie denn gute Antworten aussehen könnten. Das verbessert die Suche, ihre Resultate. Gleichzeitig helfen Fragen aber auch, eigene Lücken offen zu legen und ermöglichen in sozialen Netzwerken, von kompetenten Auskunftspersonen direkt wertvolle Informationen zu erhalten.
  5. Lerne Medientechniken verstehen und anwenden. 
    Seit einiger Zeit ist es unter JournalistInnen Mode geworden, das Programmieren zu erlernen. Sie lernen so eine Technik, die für den Umgang mit Daten entscheidend ist. Wenn sie sie aktiv beherrschen, sind sie auch in der Lage, zu verstehen, was mit Daten gemacht wird und wie man ihre Aufbereitung beurteilen kann.

Hier ein ganz einfaches Beispiel, wie spielerisches Konsumieren von Inhalten Lernprozesse auslösen können:

Das Wikipedia-Rennen. 

  1. Nimm einen aktuell relevanten Wikipedia-Artikel, z.B. »Gazastreifen«. Das ist der Start des Rennens.
  2. Versuche, von dort entweder zum Artikel des Tages zu gelangen (heute ist es »Dinosaurier«) oder zu einem zufälligen Artikel zu gelangen.
  3. Man darf nur immer auf einen Wikipedia-Link in einem Artikel klicken, um einen Schritt weiterzukommen.
  4. Jeder Link gibt einen Zug.
  5. Wer am wenigsten Züge benötigt, gewinnt.

(Mehr Beispiele gibt es in meinem Originalpost zum Spiel.)

Lösungsvorschlag Gazastreifen – Dinosaurier:  Gazastreifen – Liste deutscher Gemeinden nach Bevölkerungsdichte geordnet – BerlinMuseum für Naturkunde (Berlin) – Dinosaurier = 4 Züge. 

 

 

 

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