Die Aufmerksamkeitsökonomie behindert Wahrheitssuche

Truth.
Truth. Faern, Society 6

Je stärker Journalismus die maximale Verbreitung über soziale Netzwerke anstrebt – wie das Buzzfeed beispielsweise tut -, desto stärker ergibt sich ein Konflikt zwischen der Aufmerksamkeit, die gesucht wird, und der wahrheitsgemäßen Darstellung von Zusammenhängen. Der dafür relevante Begriff lautet »Hoax«: Eine Geschichte, die erfunden ist, aber mit der Absicht verbreitet wird, dass sie viele Menschen glauben.

Zwei Beispiele:

  1. Die Geschichte von der Frau, die nach Kontakt mit einem Fremden in einem Club sich einen Ausschlag zuzieht, der nur durch Kontakt mit Leichen entstehen kann (Leichenherpes) – woraufhin sich herausstellt, dass der Fremde eine tatsächliche »Leiche im Keller« hat.
  2. Die Geschichte von Elan Gale, der sich auf dem Heimflug für das Thanksgiving-Wochenende im Flugzeug mit einer Frau streitet und das live über Twitter dokumentiert.

Beides sind Hoaxes, die große journalistische Resonanz finden und gefunden haben.

Das Problem dabei ist Folgendes: Für die Journalistin oder den Journalisten, der einen Hoax verbreitet und dafür viele Zugriffe oder Verlinkungen erhält, ist die Tatsache, dass die Story nicht wahr ist, nebensächlich. Das Ziel ist erreicht, der Auftraggeber wohl zufrieden – eine Richtigstellung nur für journalistisch Interessierte relevant und kaum beachtet.

Wie David Weigel in einem Kommentar zur Gale-Geschichte schreibt, führt die Möglichkeit einer viralen Verbreitung von Inhalten dazu, dass die Standards für die journalistische Recherche und Überprüfung von Zusammenhängen gesenkt werden, weil Journalistinnen und Journalisten die Ziele ihrer Arbeitgebenden auch erreichen, ohne wahrheitsgemäß zu berichten.

4 Kommentare

  1. Anonymous sagt:

    hallo sehr gut

  2. Hallo Philippe, ein schöner Artikel. Die Aufmerksamkeitsökonomie ersetzt zunehmend die Arbeit von Redaktionen durch digitale Empfehlungsalgorithmen. Die Umsätze der Printmedien sinken rapide, die Medienlandschaft konzentriert sich, und immer weniger professionelle journalistische Arbeit kann aus den Umsätzen finanziert werden. Ein ähnliches Thema zur Aufmerksamkeitsökonomie habe ich in meinem Blog-Beitrag „Ausverkauf der Aufmerksamkeit“ behandelt.. http://mehr-demokratie.blogspot.com/2014/01/ausverkauf-der-aufmerksamkeit-crashkurs.html

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