Der Einsatz von Tablets/iPads in der Schule

Gestern habe ich hier einen Artikel zusammenfasst, in dem die Frage diskutiert worden ist, wie sich der digitale Wandel für Schulen und Lehrpersonen auswirken wird. Dabei ging es insbesondere auch um den Einsatz von Tablets und iPads in der Schule. Ich möchte im Folgenden einige Überlegungen zum Einsatz von iPads festhalten – ich werde diesen Post laufend ergänzen.

0. Tablets oder iPads?

Der allgemeine Begriff Tablet suggeriert, es gäbe verschiedene Hersteller, deren Produkte im ähnlichen Umfang in der Schule einsetzbar wären. Konkrete Beispiele gibt es hingegen meist nur mit dem iPad, also mit Produkten von Apple.

Screenshot von tablet-user.de/tablet-vergleich

Apple ist im Schulbereich im deutschsprachigen Raum sehr aktiv: Die Firma

Diese breite Palette von Angeboten, die Vertrautheit vieler Schulen mit Apple-Produkten und sowie die hohe Bekanntheit und Beliebtheit von iPads bei Jugendlichen erschweren eine objektive Auswahl des besten Tablets und führen im Bildungsbereich zu einer Gleichsetzung von Tablets mit iPads. Die Gefahr dürfte bekannt sein: Schulen machen sich sowohl von der Soft- wie auch von der Hardware von Apple abhängig und müssen langfristig auch die hohen Apple-Preise bezahlen.

Schulen in der Schweiz können iPads hier wochenweise ausleihen.

1. Ressourcen

Um iPads in der Schule gewinnbringend einsetzen zu können, müssen Beispiele aus der Praxis bekannt gemacht werden. Es reicht letztlich nicht aus, einfach Lehrpersonen und Schülerinnen und Schülern iPads zu verteilen, in der Hoffnung, es würde sich etwas ergeben.

Hier eine im Moment aktuelle Liste mit Beispielsammlungen:

  1. Apps für den Bildungsbereich von Apple
    In dieser Sektion des iTunes-Store sammelt Apple bildungsbezogene Apps.
  2. Lernen mit iPad.
    Die Schweizer Seite bietet viele Links und soll demnächst Praxisbeispiele enthalten, die Seite befindet sich aber offenbar erst im Aufbau.
  3. iPad in der Schule
    Die deutsche Seite wird von vier Lehrpersonen betreut und bietet einführende Texte und Unterrichtsbeispielen aus verschiedenen Fachbereichen.
  4. Schule Apps.
    Eine plattformneutrale Datenbank verschiedener Apps für den Bildungsbereich – übersichtlich und hilfreich.
  5. paducation
    Umfangreiche Dokumentation eines Schulversuchs mit iPads mit vielen Hintergrundinfos.
  6. Das iPad im Unterricht an der Kaiserin Augusta Schule
    Ein Gymnasium in Köln dokumentiert Erfahrungen und Überlegungen zum Einsatz von iPads in der Schule.

Ein besonders schönes Beispiel aus dem Physikunterricht sei hier noch speziell erwähnt, es wird bei mediendidaktik.org erläutert:

So wurde z.B. auf den Fluren unserer Uni die Geschwindigkeit des Schalls ermittelt, indem die Mikrofone von zwei iPads in exakt 10 Meter Entfernung auf den Boden gelegt wurden. Mit einem Klangholz wurde genau in der Mitte auf der 5-Meter-Marke ein Synchronisierungs-Klick erzeugt und dann hinter den iPads ein weiterer Klick. Diese Klicks wurden von beiden iPads aufgezeichnet. Die hohe Auflösung des eingesetzten Sound-Editors (WavePad) ermöglichte es, den zeitlichen Abstand der beiden Klicks exakt darzustellen. Aus der zeitlichen Differenz zwischen den Messungen der beiden iPads können die Lernenden dann die Geschwindigkeit des Schalls (Geschwindigkeit = Weg/Zeit) relativ genau ermitteln. Dieses Experiment lässt sich genauso auch mit Smartphones auf Basis von Android oder IOS-Systemen durchführen.

2. Praktische Hinweise zum Umgang mit Tablets in der Schule

Um Tablets oder iPads in der Schule einzusetzen, gibt es grundsätzlich fünf Möglichkeiten:

  1. Die Schule leiht sich für Projekte befristet Geräte aus, z.B. hier.
  2. Die Schule schafft wenige Geräte an, die dann in Einzelstunden oder in Projekten eingesetzt werden können.
  3. Die Schule kauft für bestimmte Fächer oder für alle Schülerinnen und Schüler Geräte, die im Klassenzimmer genutzt werden können.
  4. Die Schule gibt Schülerinnen und Schülern Geräte zur schulischen (und privaten) Nutzung ab.
  5. Die Schule nutzt Geräte, welche Schülerinnen und Schüler privat besitzen.

Diese Möglichkeiten unterscheiden sich erheblich und sind mit unterschiedlichen Kosten und unterschiedlichem Nutzen verbunden.

Der gestern zusammengefasste Artikel wies darauf hin, dass der Einsatz von Geräten oft an Details scheitert, dass also Einsatzformen wie 1. und 2. immer mit einer technischen Hürde verbunden sind, die recht hoch ist.

Ideal wäre wohl Möglichkeit 4. Die private Abgabe könnte auch mit der Verpflichtung zur Wartung verbunden sind – alle Schülerinnen und Schüler sind dafür besorgt, dass sie ein funktionsfähiges Gerät haben. Sie könnten dann in allen Fächern Unterrichtsmaterialen draufladen – also z.B. auch Wörterbücher für den Fremdsprachenunterricht, Taschenrechner-Apps, welche teure Grafikrechner ersetzen könnten etc.

Weitere, sehr konkrete praktische Überlegungen zur Lagerung, zur Sicherheit und zum Synchronisieren von iPads im Unterrichtsgebrauch finden sich hier.

3. Didaktische Hinweise 

In Bezug auf das »Lehrbuch der Zukunft« seien folgende Funktionen zentral, schreiben die Autoren von mediendidaktik.org:

  • Experimentierkasten, um Phänomene in der Umwelt, sowie von theoretisch beschriebenen Wissenselementen erfahrbar zu machen
  • Schnittstelle für Kommunikation und Austausch
  • Sammlungsort für die persönliche Externalisierung von Wissen (Portfoliofunktion für Schüler und Lehrer)

Damit ist gemeint, dass alle Funktionen von Tablets genutzt werden sollen. Die Geräte sind nicht nur dazu da, um Inhalte rezipieren zu können (vgl. z.B. meine Anmerkungen zum Lesen auf diesen Geräten) – sie sollen immer auch produktiv und kommunikativ genutzt werden.

Das heißt: Schülerinnen und Schüler sollten Inhalte auf den Tablets konsumieren, aber auch selber herstellen – und zwar mit allen Möglichkeiten, die die Geräte bieten (Videos und Photos aufnehmen, Tonaufnahmen, Geolokalisierung etc.). Zudem sollten sich Schülerinnen und Schüler untereinander und mit Lehrpersonen und anderen Lernen an anderen Orten vernetzen, z.B. via Social Media.

Entscheidend ist zudem, dass Lehrpersonen darin geschult werden, iPads pädagogisch geschickt zu nutzen – so dass sie mehr Zeit haben, um Schülerinnen und Schüler zu coachen (Genaueres bei LivingClassroom; hier ein Erfahrungsbericht einer Lehrperson im Umgang mit dem iPad).

4. Das iPad-Dilemma

Die unten stehende Infografik (Quelle) zeigt das Problem auf, dass kostenpflichtige Angebote für iPads diese schnell zu einer viel teureren Alternative machen, als es Bücher heute sind. Letztlich wollen Apple und die Verlage mit digitalen Lehr- und Lernmitteln Geld verdienen. Die Grafik ist schon älter und bezieht sich auf die USA, sie geht davon aus, dass herkömmliche Bücher rund 40% günstiger sind als iPads (und blendet den didaktischen Zusatznutzen von iPads natürlich aus). Die Gefahr besteht aber, dass Investitionen in Technik nicht nur für Eltern die Schule teurer machen, sondern darüber hinaus zu einem Qualitätsabbau über den Abbau von Lehrerstellen führen.

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