Konrad Fischer und Max Haerder haben für die Wirtschaftswoche einen längeren Artikel über die Herausforderungen der Digitalisierung der Bildungslandschaft verfasst. Er kann auf karriere.de online abgerufen werden.
Der entscheidende Punkt: Die Digitalisierung der Schule ist nicht mit Sicherheit der Unterrichtsqualität dienlich. Empfehlenswert sind Modelle, bei denen Schülerinnen und Schüler Tablet-Computer wie iPads als persönliche Geräte ausgehändigt bekommen, die sie auch privat uneingeschränkt nutzen können.
Im Folgenden eine kurze Zusammenfassung der wesentlichen Punkte:
- In Deutschland (und auch in der Schweiz) hat bisher auf technologische Innovationen im Sinne des Schweinezyklus‚ reagiert: Man hat eine Innovation so lange ignoriert, bis man sie nicht mehr ignorieren konnte – sie damit aber auch verpasst.
- Der Einsatz digitaler Medien in der Schule scheitert oft an Kleinigkeiten: Z.B. am Aufwand, der die Reservation der Laptops, die Wartung der Geräte und der Umgang mit ungeplanten Störungen mit sich bringt.
- Das Problem liegt auch in einem Paradox der Didaktik: »Anstatt die Schüler auf ihre eigene Zukunft vorzubereiten, bekommen sie die Vergangenheit ihrer Lehrer vermittelt.«
- Unterricht über Neue Medien fokussiert zu stark auf Gefahren von neuen Medien, nimmt Chancen zu wenig in den Blick.
- Es besteht die realistische Möglichkeit, dass Tablets (z.B. iPads) und digitale Schulbücher einen umfassenden Medienwandel in der Schule auslösen.
- Der Einsatz von digitalen Lehrmitteln könnte große Kosteneinsparungen bringen und auch innovativen Kleinprojekten eine Chance auf Unterrichtseinsatz bieten.
- Der didaktische Nutzen des Einsatzes von Tablets – hier ein Blog mit Beispielen – ist umstritten:
Als Vorteile werden stärker kollaboratives Arbeiten sowie höhere Effizienz genannt; diese Vorteile können jedoch (noch?) nicht nachgewiesen werden. - Vorgeschlagen wird ein Modell, bei dem die Schülerinnen und Schüler die Geräte auch privat nutzen können. Sie geben dann mehr acht auf die Geräte und verbinden privates und schulisches Lernen.
- Auch die Bilanz von Whiteboards ist durchzogen: »Wer es gut einsetzt, kann damit guten Unterricht ein Stück besser machen, schlechter Unterricht wird schlecht bleiben«, sagt Medienpädagoge Stefan Aufenanger.
- Die technische Aufrüstung birgt die Gefahr des Abbaus von Stellen und damit einer Senkung der Unterrichtsqualität, wie sich in den USA zeigt.
- Technische Neuerungen werden immer auch von Lobbys und Interessenverbänden der Industrie gefordert, die ein Interesse daran haben, Geräte zu verkaufen.
- Der Schluss des Artikels: »Lehrer protestieren gegen weitere Investitionen in Technik, neulich hat die „New York Times“ eine Waldorf-Schule im Silicon Valley aufgetan, die besonders bei Kindern von IT-Angestellten beliebt ist. Der Grund: Es herrscht absolutes Bildschirmverbot.«
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