Social Media als Kontrollverlust für die Schule

Unter dem Titel »Kontrollverlust für die Schule« ist in einem c’t Sonderheft »Soziale Netze« ein interessanter Artikel von Jöran Muuß-Meerholz erschienen. Das Heft ist zumindest in Deutschland am Kiosk erhältlich, der Artikel kann hier als pdf gelesen werden.

Die wichtigsten Aussagen des Textes trage ich hier zusammen – eine Lektüre lohnt sich auf jeden Fall.

  1. »reale« und »virtuelle« Welt sind verzahnt – auch in der Schule. Der Schonraum Schule muss sich damit auseinandersetzen, dass private oder halb-öffentliche Schulangelegenheiten durch die Digitalisierung enorme Verbreitung finden können.
  2. Für Lehrpersonen wird die Abgrenzung zwischen Arbeit und Privatleben immer schwieriger. Damit geht auch das Privileg verloren, die Unterrichtsvor- und -nachbereitung ungestört erledigen zu können: In der digitalen Welt erfolgt sie im Austausch mit anderen, im Dialog.
  3. Öffentlichkeitsarbeit wandelt sich: Die Schule kann ihre Wahrnehmung nicht mehr komplett kontrollieren, wird abhängig von den Inhalten, die in den privaten Netzwerken von SchülerInnen, Eltern und Lehrpersonen zirkulieren. Klassenfahrten werden nicht mit sauber redigierten Texten kommentiert, sondern in Echtzeit auf Twitter und Facebook, mit Bildern, Videos und Tonaufnahmen.
  4. Verbote sind vergebliche Versuche, alte Strukturen zu erhalten. Technologische Weiterentwicklungen werden immer neue Möglichkeiten bieten, sie zu umgehen.
  5. Social Media ist nicht ein isolierter oder isolierbarer Bereich der schulischen Arbeit oder Schulführung, sondern durchdringt alle Bereiche.
  6. Internet ist nicht mehr freiwillig, sondern eine automatische Begleiterscheinung aller schulischen Aktivitäten.

Muuß-Meerholz formuliert grundlegende Prinzipien für die medienbezogene Schulentwicklung (S. 36; klicken für größeres Bild):

In einem Beitrag für das Handbuch »Öffentlichkeitsarbeit macht Schule« hat Muuß-Meerholz einen wichtigen Artikel über die Auswirkungen von Social Media auf die Öffentlichkeitsarbeit von Schulen verfasst (hier das pdf, »Der Artikel ist urheberrechtlich geschützt. Er darf heruntergeladen und für eigene Zwecke genutzt, aber nicht weiter vervielfältigt werden). Dort formuliert er 11 Handlungsvorschläge, die ebenfalls kurz zusammengefasst werden sollen (meine Nummerierung entspricht nicht dem Original):

  1. Schulen müssen ein Bewusstsein für Social Media schaffen, indem sie die dafür relevanten Bereiche und die Verantwortlichen miteinander zusammenarbeiten lassen (Öffentlichkeitsarbeit, Schulentwicklung, Medienkompetenz etc.)
  2. Zuhören oder Monitoring ist wichtig: Fürs erste reicht es, nachzulesen, wie die Schule in Social Media erscheint.
  3. Für erste Schritte reichen Experimente oder das Übernehmen bewährter Verfahrensweisen anderer Institutionen.
  4. Wichtig ist dabei ein dickes Fell sowie das klare Kennzeichnen von Kommunikationskanäle: Niemand soll den Eindruck erwecken, für die Schule zu sprechen, wenn das nicht offiziell der Fall ist.