Porno-Filter: Ein Problem und eine Lösung

Die Digitalisierung der Medien und der Kommunikation bedeutet grundsätzlich, dass alle produzierten Inhalte für alle Teilnehmenden abrufbar sind. Also können auch Kinder und Jugendliche sich via Internet Bilder, Videos und Texte ansehen, vor denen sie ihre Eltern möglicherweise schützen wollen. Kurz: Es gibt heute keine Möglichkeit zu verhindern, dass Minderjährige Pornografie konsumieren.

Nun gibt es aber – ausgehend von einem Vorstoss von David Cameron in Großbritannien – Bestrebungen, das Internet zu filtern (auch in Deutschland und in der Schweiz). Konkret sieht ein Bildschirm, der den britischen Haushalten präsentiert wird, wohl so aus:

Bildschirmfoto 2013-08-10 um 21.52.15

Daran werden drei fundamentale Probleme deutlich:

  1. Es geht nicht allein um (harte) Pornografie, sondern eine Mischung von verschiedenen Inhalten und Anliegen.
  2. Die Filter, welche die Internet-Service-Provider auf der Basis eines Konzepts von Huawei entwickeln, können nicht funktionieren: Sie müssen nicht nur Pornografie blockieren, sondern auch Aufklärungsmaterial, sie werden nicht nur Seiten über Essstörungen, sondern auch solche von Ernährungsberaterinnen und -beratern blockieren und sie werden nicht nur den Zugang zu Werkzeugen blockieren, mit denen man die Filter umgehen könnte, sondern auch eine kritische Diskussion der Filter.
  3. Auch wenn die Filter Information in Bezug auf ihre Umgehung zu blockieren versuchen: Die Filter können umgangen werden. Selbst der chinesische Firewall, der umfassend blockiert, ist für Eingeweihte nicht wirkungsvoll.

Es ist keine Lösung, wenn die Regierung eines Landes starre und allgemeine Filterlisten konzipiert, die Inhalte aufgrund unklarer Kriterien blockieren – auch wenn das Anliegen von Eltern und pädagogisch Verantwortlichen, Kinder gewissen Inhalten nicht auszusetzen, verständlich ist.

Die Lösung ist aber naheliegend – wenn auch leicht komplizierter:

  1. Filterkompetenz ist eine Basiskompetenz in der heutigen Medienwelt. Kinder und Jugendliche müssen lernen und üben, wie sie ungewollte Inhalte ausblenden wollen und können.
  2. Eltern müssen das auch üben und lernen.
  3. Internet Service Provider sollen ermuntert werden, entsprechende Angebote zu machen, die individuell anpassbar sind: Fälschlicherweise blockierte Seiten müssen freischaltbar sein, feine Kategorien müssen angeboten werden.
  4. Angebote, mit denen Browser erweitert werden können, um Inhalte zu blockieren – für Chrome z.B. hier – und andere Angebote müssen bekannter werden.
  5. Über Pornografie und schädliche, unerwünschte Inhalte muss eine Diskussion laufen. Sie zu blockieren, ist für eine Gesellschaft keine Lösung.

So wichtig der Schutz von Kindern ist – er rechtfertigt nicht eine Einschränkung  der freien Meinungsäußerung. Sie ist ein Menschenrecht und gilt universell und unteilbar. Sie umfasst aber – in meiner Lesart – auch das Recht, Inhalte zu filtern. Genau so wie wir bestimmen können, welche Bücher in unseren Regalen stehen, genau so können wir bestimmen, welche Inhalte wir im Internet sehen können. Aber wir müssen lernen, wie.

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7 Kommentare

  1. Der Gutschein wäre wirklich perfekt da ich leider auf meine jetzige Brille getreten bin und sie jetzt schrott ist.
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  2. Phil sagt:

    Der Filter ist ja nicht von Cameroon, sondern vom Autor, richtig? Und ja, er würde sogar Sinn machen. Wer also Terroristische Seiten lesen will, kann ja wählen. Und: Jedesmal wenn es darum geht, Pornographie zu bekämpfen, geht eine Angst um: Die Freiheit der Menschheit und des Internets sei bedroht. Warum eigentlich? Man ist auch im realen Leben nicht frei, anderen Gewalt anzutun, sie zu demütigen und das alles noch unter dem Deckmantel Sexualität.

  3. Also „Eltern müssen üben und lernen“, das sehe ich etwas anders. Als Vater von zwei erwachsenen Kindern sage ich Ihnen: Kinder wollen Neugier austoben. Als mein Sohn sich für schmuddelige Internet-Seiten begeisterte, habe ich mich nicht eingemischt. Und als meine Tochter auf nächtlicher Tour sich für „Verrichtungsboxen“ im Kölner Norden interessierte, konnte ich mit einem Internet-Filter auch nichts ausrichten. Beide, 24 und 29 führen ein gesundes Sexualleben und Begegnungen mit Schmuddelseiten haben sie nicht deformiert. Alles nicht so wild mit dem Filter. coolman

  4. switzam sagt:

    Stimme Dierk zu und unterstreiche den Punkt „2“:
    [q]Eltern müssen das auch üben und lernen.[/q]
    Voraussetzung ist wohl, dass diese sowohl ihr Internet-Verhalten im Griff haben – und bei den erwähnten Fragen keine rote Ohren kriegen…
    Komplett gegen Filter bin ich hingegen nicht: diese ersparen einem viel Ärger und sicherheitstechnisch kritische Seiten. Zudem kann ich mir schon vorstellen, dass die „Weite“ des Internets durchaus dem Alter des Kinds angepasst sein darf.
    (Anm.: Meine Kids sind noch ganz klein und eh nur Computer-Neugierig. Von dem her kann ich nur von meiner eigenen (Kindheits-) Erfahrung und nicht aus der Perspektive von Eltern beurteilen. Aber in ca 3-5 Jahren werde ich wohl direkt konfrontiert dieses Thema mit meiner Tochter aufgleisen müssen…)

  5. Dierk Haasis sagt:

    Eine Schwierigkeit in der Diskussion ist die völlig unterschiedliche Herangehensweise, das völlig unterschiedliche Menschenbilder derer, die Blocken wollen und derjenigen, die – wie du oder ich -, auf erlernbare Kompetenz setzen. Das wird deutlich, wenn wir uns deinen ersten Punkt zur Lösung anschauen:

    Kinder und Jugendliche müssen lernen und üben, wie sie ungewollte Inhalte ausblenden wollen und können.

    Die Blockierer gehen davon aus, dass Kinder und Jugendliche gar nicht ausblenden wollen, gar keine ungewollten Inhalte kennen. Sie meinen, alle anderen Menschen seien im Grunde kriminelle Ferkel. Sie wollen somit sowohl die Gemeinschaft schützen als auch die Ferkel vor sich selbst.

    Ich gehe davon aus, dass Kinder sich z.B. für pornografisches Material überhaupt nicht interessieren. Treffen sie zufällig drauf, stellen sie, je nach Alter, ein oder zwei Fragen an die Eltern, denen das meist wahnsinnig peinlich ist [das eigentliche Problem]. Wenn die Kinder anfangen, sich für Pornografie zu interessieren, sind sie auch alt genug dafür; Eltern müssen dann Gegenpol zu gesellschaftlich unerwünschten Formen sein, über Vergewaltigung bzw. ‚consent‘ aufklären.

    Das ist natürlich sehr viel schwieriger und unangenehmer, als einfach zu verbieten und zu filtern. Vor allem in einer Gesellschaft, in der so etwas, http://www.bbc.co.uk/news/uk-23653172, passieren kann.

  6. Das hast Du schön auf den Punkt gebracht: Die Hoheit über den Filter muss beim Anwender (oder dem Verantwortlichen für den jeweiligen ADSL/etc.-Anschluss) liegen und nicht bei irgendeiner anonymen Behörde oder dem Provider. Nur so bleibt jeder frei in der Wahl oder Nicht-Wahl von Filtern, ohne deswegen irgendwelche Nachteile befürchten zu müssen.

    1. Phil sagt:

      Ich denke, dass sie Freiheit nicht unendlich ist. Wenn im grossen Still demütigende und gewalttätige Bilder produziert, publiziert und am Ende noch als „Sexualität“ konsumiert werden, muss genauso wie im realen Leben eingeschritten werden. Das Internet ist genauso „Real“ wie das Leben. Und auch da gibt es Grenzen. Aus Respekt gegenüber dem Gegenüber.

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