Dieser Artikel hat zwei Teile: Zunächst stelle ich Prinzipien vor, wie Arbeiten von Schülerinnen und Schülern auf Social Media bewertet werden können, dann gehe ich davon ausgehend kurz auf das Problem der schulischen Leistungsbewertung im Allgemeinen ein.
(1) Arbeiten in Social Media bewerten
Beginnen wir mit Beispielen: Dieser Blog ist im Unterricht entstanden. Und dieses Facebook-Projekt zu Werther auch. Beide sehen attraktiv aus, da stecken viele Überlegungen drin und auch viel Arbeit. Wie kann ich als Lehrer diese Projekte bewerten? Ein guter Ausgangspunkt sind die Hinweise zur Arbeit mit Portfolios (hier von der Hochschuldidaktik der Universität Zürich). Dort heißt es:
Etwas ausführlicher:
- Grundsätzlich entstehen gültige und verständliche Bewertungen ausgehend von Kriterien. Ich gebe also vor Projektstart an, an welchen Maßstäben ich die Resultate messen werde. Dabei entstehen zwei Probleme: Erstens liegt der Wert von solchen Arbeiten oft darin, eigenständigen Vorstellungen nachzugehen, die sich nicht an vorgegebenen Kriterien orientieren, sondern an eigenen. Zweitens entscheidet sich die Bewertung oft bei einem Kriterium wie »Differenziertheit, Tiefgang etc.«, dessen Bedeutung zwar klar ist – werden nahe liegende Wege gewählt, einfache Antworten akzeptiert, nur die am leichtesten greifbaren Quellen beigezogen oder nicht -; aber dessen Anwendung in einem hohen Grad vom Kontext abhängig ist. (So ist z.B. nicht klar, ob eine Arbeit, die bewusst auf Arbeit mit Quellen verzichtet, differenzierter ist als eine, die Quellenmaterial hauptsächlich kuratiert oder remixt.)
- Aus diesen Überlegungen ergibt sich die zentrale Bedeutung von Reflexionen. Vor, während und nach einem solchen Projekt braucht es Phasen, in denen die Planung, die konkrete Arbeit und das Resultat von den Beteiligten – unter Umständen im Gespräch mit der Lehrperson – überdacht, eingeordnet, hinterfragt werden. Hier können einfache Mittel zum Tragen kommen: Kurze Präsentationen, Gruppengespräche, das Verfassen von Texten.
- Aus diesen Reflexionen können auch eigene Kriterien und eine Selbstbewertung entstehen. Wer in Social Media aktiv ist, misst die Resultate seiner Arbeit an eigenen Vorgaben und Erwartungen. Vieles ergibt sich aus Interaktionen, Ideen entstehen in Netzwerken, oft auch kollaborativ, Ziele verschieben sich, Bedingungen auch. Kontext ist entscheidend – und den kennen die Beteiligten am besten.
- Bewertung erfolgt nicht nur nach Abschluss des Projektes: Auch Konzepte, laufende Pflege des Projekts und Zwischenergebnisse können und sollen bewertet und kommentiert werden. Das kann gerade mit den Mitteln von Social Media gut geschehen: Kommentare eigenen sich hervorragend dazu.
- Nicht alles bewerten wollen: Einzelne Aspekte oder Inhalte auswählen und dabei die Schülerinnen und Schüler mitreden lassen, was man wie bewerten soll.
- Dem Positiven mehr Gewicht geben als dem Negativen: Es geht darum, was Schülerinnen und Schüler lernen und können, nicht darum, was sie noch nicht können.

(2) Paradoxien in der schulischen Leistungsbewertung
Betrachtet man die oben stehende Grafik, so wird deutlich, welch komplexe Funktionen Leistungsbewertungen haben. Und dennoch handelt es sich nur um die Beschreibung eines Ideals: In der Schule haben sie häufig einen Selbstzweck: Lehrpersonen bewerten, weil das System das von ihnen verlangt und sie die reale oder vorgestellte Aufgabe haben, Selektion betreiben zu müssen. Diese Noten dienen dann zudem als motivierender Faktor – gelernt wird, weil das Lernen bewertet wird (und die Noten werden dann extern noch einmal mit zusätzlicher extrinsischer Motivation aufgeladen).
Nun ist das natürlich ein Problem, das längst bekannt ist: Es gibt Defizite in der schulischen Leistungsbewertung und -messung. Die werden immer stärker, weil die Kompetenzen in einer vernetzten Welt zunehmend eine individuelle Bedeutung erhalten und komplexer werden. Es gibt schulische und politische Prozesse, die sinnvollere Verfahren einführen und so den Problemen Rechnung tragen – aber auch die Gegenbewegung: Standardisierung und Qualifikation für Berufsausbildungen oder weiterführende Ausbildungsgänge werden immer stärker mit simplen, statistisch normierten Multiple-Choice-Tests gekoppelt, die teilweise auch von externen Anbietern erstellt und ausgewertet werden; nicht selten mit automatisieren Verfahren. (Martin Lindner hat auf die Tendenz aufmerksam gemacht, Testverfahren von MOOCs auch schulintern zu verwenden.)
Kurz: Je schwieriger es wird, Leistungen zu bewerten, desto eher tendiert man dazu, einfachen und untauglichen Verfahren großes Vertrauen zu schenken. Diese Paradoxien führen zu einer enormen Selbstreferenz von Testverfahren: »Lernen« bedeutet dann lediglich, die Spielregeln eines Tests zu lernen, der aber so normiert ist, dass die Beherrschung der Spielregeln anderen – die sie weniger gut beherrschen – schaden.
In der idealen Schule haben alle gute Noten, weil alle lernen und alle etwas können. In einem idealen Testverfahren entsprechen die guten Noten einer Normalverteilung – Lernprozesse sind weniger wichtig als statistische Verfahren.

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Ein sehr inspirierender Post. Danke für die Gedanken, auch an Corinna und Andreas.
Mich hat in meinen 40 Jahren Ausprobieren von Kriterienrastern und Bewertungsmethoden und in meiner Notennot (Heinrich Wiesner) immer wieder frappiert, dass es meinen SuS meistens total egal war, wie und dass ich sie beurteilt resp. bewertet habe. Wichtig war nur, dass ich es tat, dass mein Bemühen um „Korrektheit, Fairness, Adäquatheit“ erkennbar war, dass ich mit meinen Abteilungen häufig über das Bewerten(müssen) sprach, dass spürbar wurde, dass ich ihre Situation zu verstehen versuchte, dass ich Kriterien und Gedanken offen legte.
Lektüreempfehlung: Ernst Eggimann, Die Landschaft des Schülers. – Die Prosa zur Evaluationswissenschaft.
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Vielen Dank für den erhellenden und zu weiterer Reflexion anregenden Beitrag. Den Aspekt iv. sehe ich (wie du?) etwas ambivalent. Er wird ja in deinem Beitrag auch durchaus kritisch-differenziert reflektiert. Aus Gründen der Gerechtigkeit immer mehr Produkte, also auch Zwischenergebnisse, zum Gegenstand der Bewertung machen zu wollen, ist sicher ehrenwert (und ich tue das durchaus auch), erhöht aber meiner Erfahrung nach auch den ohnehin schon großen Bewertungsdruck auf die Schülerinnen und Schüler. Kaum ein Bestandteil des Unterrichts ist heute noch bewertungsfrei. Wie soll man sich als SchülerIn im Lernprozess aber noch explorativ verhalten, wenn jeder Lernschritt beobachtet und analysiert wird. Gerade das Lernen in/mittels Social-Media-Arbeiten, die in hohem Maße produktive Lernprozesse darstellen, erfordert eine hohe Beratungskompetenz der Lehrkraft. Interessant und dringend erforderlich wäre meines Erachtens daher eine Reflexion darüber, wie wir unsere Beratungskompetenz ausschärfen und professionalisieren können (womit ich aber die Relevanz der hier erörterten Frage überhaupt nicht mindern will). An dieser Ausschärfung arbeite ich gern mit.
Für mich besteht beim Beurteilen ein ausgewachsenes Dilemma – hier http://www.youtube.com/watch?v=elZrhLkkEis habe ich darüber nachgedacht 🙂
Gefällt mir sehr – Bewertungen haben oft mehr mit Lehrpersonen als mit Schülerinnen und Schülern zu tun…