eLearning nutzte ich zum ersten Mal intensiv mit BSCW. Eigentlich handelt es sich dabei um ein öffentliches Verzeichnis von Dateien, die man schon auch kommentieren kann, aber eigentlich legt man nur Dateien ab oder lädt sie runter. Schnell machte ich mich mit einem netten Feature vertraut: Ich hatte die Rechte, um ansehen zu können, wer eine Datei wann geöffnet hatte.
Also überprüfte ich bei Aufträgen an Schülerinnen und Schüler vor einer Lektion, wer denn ein bestimmtes Dokument geöffnet und also den Auftrag erfüllt hatte und wer nicht. Ich machte das auch transparent, setzte es als Druckmittel ein: »Ich überprüfe, wer die Hausaufgaben macht.«
Die Technologie gab mir ein Mittel in die Hände, das es vorher nicht gab. Solche Überwachungsvorgänge wiederholten sich: Wenn Aufgaben per Mail abgegeben werden mussten, merkte ich, wer die Aufgaben früh und wer spät abgab, dasselbe funktioniert bei Google Forms, oft kann ich mir sogar an der IP-Adresse ablesen, ob Schülerinnen und Schüler in der Schule arbeiten oder zuhause.

Lernende zu überwachen ist eine pädagogische Versuchung. Die Illusion, der Mehrwert der Überwachung könnte pädagogisch genutzt werden, ist verführerisch. Warum handelt es sich um eine Illusion? Kontrolle schafft Druck und falsche Anreize. Wer ohne Kontrolle nicht lernt, lernt mit Kontrolle selten besser. Zudem verschaffen Daten oft einen falschen Eindruck: Wer die Hausaufgaben um 23.55 abschickt, erweckt den Eindruck, sie in letzter Minute erledigt zu haben, obwohl sie vielleicht längst gemacht waren, aber erst dann verschickt wurden.
Wie widersteht man der Versuchung?
Mein Vorschlag wäre folgender:
- Wenn immer es geht, Lernende online mit Pseudonymen arbeiten lassen.
- So wenig Daten wie möglich erfassen.
- Die Möglichkeiten der Überwachung nicht nutzen.
- Transparent machen, welche Daten man einsehen kann und wie man mit ihnen umgeht – Lernende nicht überraschen und sie nicht versteckt überwachen.
Gerne würde ich diesen Gedankengang diskutieren.
Aus meiner Schüler- oder Studentenperspektive kann ich nur zustimmen. Ergänzen kann ich vielleicht noch dies: Zu welchem Zeitpunkt ich eine Arbeit erledige, sagt weniger etwas über die Qualität der Arbeit aus, als mehr darüber, wann ich gerne und gut arbeite und wann nicht. Diese Informationen zu verbreiten kann sogar unangenehm werden, wenn für alle ersichtlich wird, dass ich morgens um eins noch Datein hochlade, besonders wenn’s dann mal Samstag Abend ist (ich sehne mich schon lange nach einer Funktion, die mir ermöglicht, den Absendezeitpunkt meiner Emails auf die soziale Erwünschtheit anzupassen).. Entweder es gibt Abgabedaten, die dann auch einzig nach pass und fail beurteilt werden oder man sagt explizit: „Je früher desto besser“, was offensichtlicher Schwachsinn ist.
Ich entwerfe Lernapps (z.B. mathe.tugraz.at), bei denen Verhalten von Anwendern beim Lösen von Lernaufgaben mit verschiedensten Geräten gespeichert werden, um Lehrern/selbst Diagnosen bereit zu stellen. Dabei spielt die Überlegung eine Rolle, mit IT eingeschränkte Kompetenzen des Lehrers in der Wahrnehmungs-, Speicher- und Verarbeitungsfähigkeit padagogisch sinnvoll zu ergänzen. Damit entsteht eine neue und insgesamt erhöhte Unterrichtsqualität. Wenn Hattie z.B. ausweist, das ein besseres Feedback in der aktuellen Schulsituation am meisten Unterstützung brächte, so ist das mal eine starke Legitimation für den Einsatz. Das Lehrer persönliche Daten von Schülern sammeln ist dabei nicht neu. Dass die Daten jetzt maschinenverarbeitbar sind, bringt allerdings neue Zuständigkeiten von gänzlich unpdädagogsich denkenden Spezialisten herrein. Welche Stilblüten das treibt zeigt folgende Story: Ein befreundeter Schulleiter in Bayern hatte ein Datenbank-System im Einsatz, worin alle Noten und auch andere Geschehnisse um einen Schüler eingetragen werden konnten und auch wurden. Wenn zum Beispiel ein Eltern anrief, um sich über die schlechte Mathe-Note zu beschweren, weil der betreffende Lehrer auch Sport gibt und häufiger im Landheim eingebunden war, konnte der Schulleiter den betreffenden Schüler im Programm aufrufen, konnte dann die Auskunft geben, dass der Schüler auch in anderen Fächern schlechte Noten erhalten hatte und dass auch schon drei Briefe dazu an das Elternaus geschickt worden waren ….
Das Programm wurde jetzt vom Datenschutzbeauftragten in seinem wahnsinnigen Kästchendenken verboten, die Schule verwendet wieder Registraturen und es dauert noch einige Zeit, bis die mit einer ähnlichen Menge von Infos bestückt sind. Die Auskünfte sind aktuell entssprechende qualtitv minderwertig, Treffen mit allen beteiligten Lehrern und Betreuuern zur Darlegung vor Eltern sind zeitlich nicht zu gestalten.
Ich denke man muss da sehr genau hinschauen und abwägen was man will. Ich finde, es geht die US nichts an, mit welcher Kreditkarte ich meinen Flug nach Berlin bezahle und was ich dabei konsumiere, Aber ein moderner Staat wird es nicht vermeiden können, das z.B. Steuerdaten jedenfalls im Hinblick auf ein Grundeinkommen irgendwie zusammenlaufen. Ob praktisch jede Barzahlung in Zuikunft verboten werden sollte, um da genau Übersicht zu bekommen und Geldwäsche und Blah zu vermeiden ist wohl keiner Diskussion würdig. Ich denke, ,man wird da einfach nur mit mehr Transparenz und Bereitschaft zu Diskursen in Zukunft umgehen können, aber nicht mit Prinzipienreiterei (also alles außer ll).
Finde ich grundsätzlich auch. Habe über den BSCWEinsatz im Unterricht geschrieben: http://www.tbyland.ch/?page_id=15
Da findet sich einiges zu deiner Thematik.
Was ffcr eine schf6ne Idee! Da meine grodfe Schwester die ganze Zeit vom Heiraten spricht, we4re das natfcrlich super.lg, Veronika (Regensburg)