Blended Learning – deutsch: integriertes Lernen – bezeichnet eine Mischform von
- schulischem Lernen zur selben Zeit und am selben Ort
- selbständigen Lernaktivitäten zu einer selbst gewählten Zeit an einem selbst gewählten Ort – meist unter Einbezug einer E-Learning-Form, d.h. unterstützt durch digitale Lernmaterialien.
Die Matrix zeigt die zwei wesentlichen Dimensionen von Blended Learning: Die Art, wie Lerninhalte vermittelt werden (online oder offline), und der Lernort (beaufsichtigt in der Schule oder davon entfernt). Der schattierte Bereich und der Pol C zeigen an, was Blended Learning prototypischerweise ist.
Blended Leraning gibt es in der Schweiz bisher vor allem an Universitäten – z.B. das OLAT-Projekt der Uni Zürich und an der HSG, aber auch an der BBB, der Berufsschule in Baden, gibt es solche Kurse.
Eine Infografik von Knewton (von der auch oben stehende Matrix stammt) hält wesentliche Aspekte von Blended Learning fest, die ich kurz kommentieren und abschließend mit einem Verweis zu Social Media versehen werde.
1. Formen von Blended Learning
Die Übersicht über die Formen zeigt deutlich, wie gut möglich die integration in traditionelle Schulformen ist. Online Lernformen können auch innerhalb von Schulzimmern zum Einsatz kommen oder traditionellen Schulunterricht ergänzen, z.B. im Sinne von Inverted Classroom.
Bedeutsam scheint mir die Möglichkeit, dass Schülerinnen und Schüler individuell auf E-Learning zugreifen können, um entweder Inhalte zu vertiefen und erweitern oder sie zu repetieren. Das scheint mir eine zukunftsträchtige Möglichkeit für die Individualisierung von Unterricht.
2. Der Sinn von Blended Learning
Die Grafik geht von einem fast zerstörerischen Ansatz aus: Schulen, die hier als Fabriken bezeichnet werden, müssen niedergerissen werden, damit Menschen befreit werden und in Genuss von persönlichen Bildungsangeboten kommen – aber auch produktivere: Die günstiger bessere Resultate erzielen.
Hier zeigt sich eine große Gefahr: Wenn neue Lernformen mit der Absicht eingeführt werden, Geld einzusparen, dann ist zu befürchten, dass die Ergebnisse zu wünschen übrig lassen werden. Steht die Bildung im Vordergrund, dann könnte Blended Learning viele Aufgaben übernehmen und die Beteiligten im Tagesgeschäft entlasten – so dass für soziale Lernformen mehr Zeit bleibt.
3. Bedingungen für Blended Learning
Ich übersetze die fünf Punkte:
- integrierte Systeme, bei denen die Schülerinnen und Schüler über eine zentrale Plattform auf alle Lerninhalte zugreifen können
- hochwertiger dynamische Lerninhalte, die individuelles Lernen ermöglichen und den etablierten Standards entsprechen
- Auswertungen, die dabei helfen, die Lernerfahrungen den Bedürfnissen der Lernen anzupassen
- Automatisierung, mit der Lehrende bei repetitiven Arbeiten entlastet werden
- Anwendungen, um die Motivation von Lernenden zu erweitern.
Beim Punkt ii. scheint es mir wichtig, auf die Khan Academy (Wikipedia – und das deutsche Angebot) hinzuweisen – ein Angebot von hochwertigen Lernvideos, die auf Youtube angeschaut werden können.
4. Blended Learning und Social Media
Grundsätzlich hat Blended Learning nichts mit Social Media zu tun: Videos wie die von der Khan Academy sind klassische one-to-many-Inhalte. Aber beim Punkt v. oben zeigt sich, dass soziale Faktoren motivierend wirken können. Genau so, wie Schülerinnen und Schüler einander in der Schule in der Pause die Aufgaben erklären, wäre es einfach, Lernvideos mit sozialen Tools auszustatten, die genau dasselbe ermöglichen.
Social Media würde so auch in Lernphasen, die z.B. zuhause oder an einem frei wählbaren Ort stattfinden, sicherstellen, dass es zu Austauschprozessen kommt und gemeinsame Lernerfahrungen möglich sind. Dazu kommt, dass sich Schülerinnen und Schüler an verschiedenen Orten vernetzen können. Im Wired-Artikel zur Kahn Academy wird ein Junge gezeigt, der mit 10 trigonometrische Gleichungen löst. Dieser Junge könnte Gleichaltrige finden, die ähnliche Interessen haben – etwas, was ihm in seinem Quartier wohl nicht gelingt.
Philippe, beim letzten Punkt habe ich noch so meine Zweifel. Ja, man kann sich online austauschen und vernetzen. Aber, was wir jetzt ja auch fördern ist ein Zusammenarbeiten in der Gruppe oder zu zweit, vor Ort. Da kann man sich weniger leicht entziehen und Konflikte müssen ausgetragen werden. Diese Arbeitsform, gemeinsam etwas erarbeiten, gestalten, produzieren und präsentieren, dürfte nicht verlorengehen. Individualisiertes Lernen ist gut. Gemeinsames Lernen ist auch gut. Und später in einem Team funktionieren zu können ist entscheidend. Virtuell aber auch face to face.