Kürzlich habe ich hier im Blog kritisch darüber berichtet, dass die Swisscom um Schulen einen wirksamen Contentfilter anbieten zu können, mit Hilfe einer amerikanischen Firma verschlüsselte Kommunikation teil- und zeitweise entschlüsselt.
Auf meinen Blogpost erhielt ich viele Kommentare, unter anderem auch deswegen, weil der Blogpost für meine Verhältnisse oft gelesen und verlinkt wurde. Drei dieser Kommentare lasen sich wie folgt:
Die drei Kommentare nahmen klar zu einem Problem Stellung. Auf sozialen Netzwerken tauchte schnell die Frage auf, ob sie PR enthielten. Haben Verantwortliche bei der Swisscom aufgrund der Kritik diese Kommentare verfasst oder verfassen lassen?
In diesem Beitrag soll diese Frage nicht geklärt werden (der oberste Beitrag wurde von einer der Swisscom zugewiesenen IP-Adresse aus verfasst, was aber kein Beleg für oder gegen die These ist). Es geht auch nicht um die Swisscom, sondern um das allgemeine Problem, das PR im Netz für Menschen bedeutet, die mit Informationen lernen oder arbeiten.
Das Problem geht von einer Einsicht aus, die Brian Solis in seinen Büchern formuliert hat: Unternehmen können nicht länger Botschaften von Marketingabteilungen mittels Werbung aussenden, weil ihre Produkte durch die Möglichkeiten der Netzkommunikation konstant öffentlich bewertet und kommentiert werden. Um Vertrauen gegenüber einer Marke entstehen zu lassen, reicht eine Markengeschichte oder eine Inszenierung der Marke nicht aus, das Vertrauen wird häufig in der halb-öffentlichen Interaktion generiert.
Da sich Vertrauen häufig auch als soziales Phänomen ergibt, liegt es nahe, sich positiven Einfluss aufs Vertrauen zu kaufen. So lassen sich Profis anstellen, die:
- Kommentare schreiben
- Bewertungen abgeben
- Artikel schreiben
- Wikipedia füllen.
Im Anschluss an die These von Malcolm Gladwell, dass es Menschen gebe, welche einen besonderen Einfluss auf andere ausüben, werden insbesondere in Social Media aktive Menschen stark dazu angehalten, Werbung zu machen. So offeriert Zalando Bloggerinnen und Bloggern wie mir Gutscheine, wenn sie sie den Dienst ausprobieren und darüber schreiben, der Zürcher Künstler und Kurator Philipp Meier hat kürzlich von Microsoft ein Tablet geschenkt bekommen und Renato Mitra, der mit seinem Apfelblog bereits wenig Distanz zur Welt des Marketings zeigte, bloggt neu für Mini – als Gegenleistung darf er die Autos gratis fahren.
Mitra schreibt dazu im Impressum:
MINIBlog.ch wird nicht im Namen von MINI Switzerland geführt, sondern von der Privatperson Renato Mitra. Die Gestaltung, die Community wie auch inhaltliche Themen und Meinungen werden nicht von MINI Switzerland beeinflusst.
Meine eigene Erfahrung lassen mich daran zweifeln. Spätestens, wenn Mitra auf Sicherheitsprobleme von Minis aufmerksam machen möchte, dürfte der Druck, eine bestimmte inhaltliche Botschaft rüberzubringen, wachsen.
Gibt es ein Problem? Meier, Mitra und ich sind informierte Zeitgenossen. Wir können frei entscheiden, ob wir eine Entschädigung annehmen wollen und ob unsere Gegenleistung dafür angemessen ist (mein Verdacht ist, dass Social-Media-Akteure und -Akteurinnen oft einiges günstiger sind als professionelle Werberinnen und Werber). Und in all diesen drei Fällen wird der interessierten Leserschaft auch schnell deutlich, dass es sich um PR handelt – sie kann entsprechend reagieren (z.B. interessieren mich Mitras Kanäle nicht mehr, wenn sie mit Mini-Werbung gefüllt sind).
Aber letztlich produzieren wir Informationen, die verunreinigt sind. Was wir präsentieren, entspricht nicht mehr ganz unserer Haltung. Thema oder Instrumente sind vorgegeben. Jede Information hat potentiell eine PR-Komponente, die nicht in allen Fällen separat ausgewiesen wird. Wer dafür bezahlt wird, Wikipedia-Artikel zu schreiben, kann das dort nicht einmal vermerken. Wer im Auftrag von Unternehmen Kommentare in Newsportale oder Blogs abfüllt, soll das nicht vermerken.
Was dazu dient, Vertrauen in eine Marke zu erzeugen, schafft Misstrauen in Informationen von Fremden. Während Kommentare für mich ein ideales Mittel sind, auch harte Kritik abzuholen, weil ich Kommentierenden erlaube, das komplett anonym zu tun, so sind sie gleichzeitig auf ein ideales Mittel, auf meinem Blog Links und Meinungen zu platzieren, die nicht von den Kommentierenden, sondern von Unternehmen vertreten werden.
Eine Wertung lasse ich bewusst weg, sondern schließe mit der Beobachtung, dass gerade jungen Menschen oft das Gefühl abgeht, wie stark der Einfluss und wie gross die Möglichkeiten bezahlter PR sind.
Pirate’s favorite green…you crack me up, woman!
Dillards Prom Dresses http://www.dillarddresses.com
Youre so right. Im there with you. Your blog is definitely worth a read if anybody comes across it. Im lucky I did because now Ive obtained a whole new view of this. I didnt realise that this issue was so important and so universal. You certainly put it in perspective for me.
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… Es wird überdurchschnittlich positiv geschrieben?
Auch wenn Kritik erwünscht ist, von Seiten des „Herstellers“ so bleibt doch die Frage in welcher Form Kritik gewünscht ist.
Das lässt sich letztendlich nur herausfinden, wenn Kritik auch wirklich geäußert wird (Auch wenn für den Verfasser des Apfelblogs, vielleicht nicht kritikwürdig ist, das die Produkte zu den teuersten gehören, kaum zu reparieren sind und die Arbeitsbedingungen immerwieder in die Kritik geraten sind… bei den Zulieferern wie auch in den Apfel-Stores..)
Ich sehe das ähnlich (auch bei mir in der Mediothek – tagtäglich) das Jugendliche einfach nicht gut differenzieren können, wie vertrauenswürdig einzelne Seiten sind, oder welche Kritikpunkte an den veröffentlichten Informationen man anbringen könnte, ob man nun dahintersteht oder nicht.
Im Fernsehn gab es in DE früher so eine einblendung „Dauerwerbesendung“…
Es sit sicher nicht verkehrt wenn man die PR-Arbeiten kritisch betrachtet und aktuelle Standards in Frage stellt. Aber wahrscheinlich ist jeder Experte oder Botschafter an (eigener) PR interessiert wie eine Marke.
Aber vielleicht als Ergänzung zu meinem Blog über MINI. Die Zusammenarbeit ist klar und transparent definiert (http://miniblog.ch/about/). Alles was ich kriege sind monatlich wechselnde Fahrzeuge um die Flotte kennenzulernen und Erfahrungen mit den Produkten zu sammeln. Es gibt sonst kein Geld und nichts. Abgesehen von ein paar Shirts, Pins und Schlüsselanhänger. Ich darf und werde auch kritisch schreiben wenn es für mich so ist. Gleich wie ich es bei Apple tue.
Grundsätzlich finde ich:
– Jeder/jede hat das Recht, „seine“ Reichweite oder Aufmerksamkeit zu vermarkten.
– Jeder/jede hat die Pflicht, darüber Transparenz herzustellen – will er denn das Vertrauen der Leute behalten.
Das sind die Essentials. Wer sich entscheidet, seine Reichweite zu vermarkten, darf sich als Zusatzzahl noch die Frage beantworten: „Bleibe ich so relevant für „meine“ Öffentlchkeit?
Da gehe ich mit dir völlig einig – aber das ist einfach mal die Perspektive der erfahrenen User. Daneben gibt es ja auch noch die der Rezipienten von Informationen, die oft nicht verstehen, welche Prozesse hinter einer von ihnen wahrgenommenen Information stehen. Darauf wollte ich – ohne moralischen Zeigfinger – hinweisen.
Irgendwie hört sich das für mich nach sehr vorauseilender Panik an. Was bitte ist verwerflich daran, wenn ich als Hersteller einer neuen Benutzeroberfläche, einem Menschen, der über genau solche Produkte schreibt, ein Gerät zur Verfügung stelle, mit dem dieser mein neuestes Produkt testen kann? Solange ich ihn nicht zwinge, dränge oder besteche, seine Meinung über mein Produkt zu verändern oder gar entgegen seiner wirklichen Meinung zu schreiben, finde ich nichts dabei. Wenn sich Blogger bereits durch so etwas korrumpiert fühlen, hat das mehr mit ihrem eigenen Gefühl zu tun, nicht widerstandsfähig gegen Verführung und stark in der eigenen Meinung zu sein. Solange also noch niemand die Grenze zu tatsächlicher Manipulation und Bestechung überschreitet, sollten wir uns alle nicht so aufpudeln.
Vielleicht habe ich mich – was für ein Wort – »aufgepudelt«. Aber eigentlich habe ich doch genau das geschrieben: Wer erwachsen ist, kann abschätzen, ob er (oder sie) ein Gerät, ein Auto oder einen Gutschein annehmen will und die Gegenleistung dafür erbringt. Darin sehe ich kein Problem. Aber dadurch entstehen Informationen, die von dieser Einflussnahme geprägt sind. Und das ist – so denke ich – gerade für Jugendliche nur so lange okay, wie sie erkennen können, dass das geschieht. Und das wird immer schwieriger.