Der Soziologe Dirk Baecker spricht in einem Aufsatz davon, das Internet sei wie die Schrift und der Buchdruck eine »funktionale Turbulenz«, die letztlich dazu führen würde, dass sich die Gesellschaft entwickle:
Das Internet ist ein Medium einer Beunruhigung wie auch einer Zähmung dieser Beunruhigung in einer Gesellschaft, die sich im Modus der Moderne, geschweige denn der Antike oder der Stammesgesellschaft nicht mehr versteht, obwohl Referenzen auf die Vernunft, den Kosmos und die Gemeinschaft nach wie vor mitschwingen. Stattdessen versteht sie sich im Modus überraschender Verknüpfungen innerhalb durch und durch unzuverlässiger Netzwerke.
Die Beunruhigung durch Internetkommunikation liegt darin, dass das Internet die gesellschaftliche Wirklichkeit verändert:
Längst haben wir auch gelernt, der uns entgegenkommenden Personalisierung der Antworten der Suchmaschinen und sozialen Medien auf unsere Anfragen zu misstrauen. Aber all das ändert nichts daran, dass wir noch kein wirkliches Gefühl dafür haben, wie das Internet unsere Wirklichkeit verändert.
Das Internet, so der Titel von Baeckers Aufsatz, ist als Medium unsichtbar, es sei »immer nur die nächste, noch nicht wahrgenommene Möglichkeit«. Wir wissen daher nicht, wie sich das Medium entwickeln wird, kennen diese Möglichkeiten nicht. Internetkommunikation verändert unsere bewährten Strategien mit medialen Inhalten, es erzeugt und enttäuscht Erwartungen, scheint viele bekannte Werkzeuge einfach mit effizienteren zu ersetzen, die dann aber plötzlich ganz andere geworden sind.

Damit beschreibt Baecker die Unsicherheit, auf die, so seine Prognose, einen gesellschaftlichen Wandel auslösen wird. Dieses Buch hat an mehrere Stellen gezeigt, dass die so genannt Neuen Medien neue gesellschaftliche Organisationsformen ermöglichen und insbesondere die Funktion die Schule und die Bedeutung der Bildung als veränderbar erscheinen lassen. Wenn aus Social Media eine neue Gesellschaft entstehen kann, dann sicher auch eine neue Schule.
Der Soziologe Baecker beobachtet nur. Lehrende und Lernende können handeln: Sie können den Wandel gestalten und mit Bedeutung ausstatten.