Im Magazin Cicero hat Christian Jakubetz einen präzisen Blogpost publiziert, in dem er die kulturpessimistischen und internet-skeptischen Debatten der letzten Wochen zusammenfasst und darauf reagiert. Er bezieht sich vor allem auf Manfred Spitzer und Anitra Eggler, über die er schreibt:
Beide surfen auf einer Angstwelle und kommen zu der Idee, man müsse diesem digitalen Wahnsinn einfach nur ein paar Grenzen setzen und schon sei alles wieder gut. […] Das Blöde daran ist ja nur, dass uns das alles nicht im geringsten weiter bringt: Weder lässt sich mit der Digitalisierung des Lebens umgehen, indem man nur noch zweimal am Tag Mails liest noch damit, dass man erst im Alter von 14 Jahren regelmäßig an den Rechner darf.
Jakubetz geht davon aus, dass ein Wandel stattfinde, der nicht zu stoppen ist. Die Reaktion der Verweigerung sei zwar naheliegend, aber wertlos.
Dass die Welt etwas schneller und vielkanaliger und natürlich mal wieder etwas komplizierter geworden ist, lässt sich nicht dadurch ändern, wenn man so tut, als wäre es einfach nicht so. […] Digitalisierung [ist] etwas, was es seit Jahrmillionen gibt: eine Evolution, eine Weiterentwicklung – etwas, von dem uns unsere Kinder irgendwann mal ernsthaft fragen werden, wie eigentlich Leben möglich war, bevor es sowas gab.
Deshalb sei keine spezielle Reaktion darauf erforderlich. Der Mensch kenne einfache Lösungen, um mit Überforderung, parallelen Handlungen und hoher Geschwindigkeit umzugehen: Der Glaube an die Richtigkeit des eigenen Handelns, Nachfragen, einzelne Kanäle ausblenden, Störendes ignorieren. Die Digitalisierung bringe hier nichts wesentlich Neues – und deshalb seien auch keine eigenen, spezifischen Haltungen nötig, um dem digitalen Leben zu begegnen, »weil diese digitale Welt so parallel gar nicht ist, sondern in ihren Grundzügen schon ziemlich meiner echten entspricht«.