Die Prüfungskultur vieler Schulen führt dazu, dass Lernende sich kurzfristig auf Arbeiten vorbereiten, schnell Auswendiggelerntes niederschreiben und es dann schnell wieder vergessen. Diese Praxis wird von Schüler*innen »Lernen« genannt, Lehrpersonen verwenden andere Begriffe, um sich davon negativ abzugrenzen: Häufig ist die Rede von »Bulimie«-Lernen, bei dem Stoff »reingefressen« und »rausgekotzt« wird.
Krankheitsbilder sind keine guten Begriffsspender. Deshalb passt auch die englische Alternative nicht: »binge learning« ist an »binge eating« angelehnt, also wird krankhaftes Lernen wiederum mit anderen Krankheitsbildern in Verbindung gebracht.
Was tun? Ich habe rumgefragt, auf Twitter und Mastodon. Hier die Liste mit Vorschlägen – ich bedanke mich bei allen. Unten verkünde ich dann meinen Favoriten.
- Büffel-Lernen
- Eintrichtern, Nürnberger Trichter
- Fast-Food-Lernen
- Optimierung-Lernen
- Wegwerf-Lernen
- Luftballon-Lernen (mit aller Kraft aufblasen, dann macht es pfffft…)
- Strohfeuer-Lernen
- Durchlauferhitzen
- Koma-Lernen
- Marathon-Lernen
- Last-Minute-Lernen
- geballtes Lernen (vs. gestaffeltes Lernen)
- blockiertes Lernen
- Stoff-Hamstern
- neoliberales Lernen
- temporäres Lernen
- Kurzzeitlernen
- Prüfungslernen
- Learning to the test
- Ketchup-Lernen
- Rush-Learning
- Eichhörnchen-Methode
- Cramming
- Zombie-Learning
- Kopf-Stopfen
Ich finde »Cramming« überzeugend, weil das Englisch sehr verbreitet ist, auch mit negativer Bewertung. »temporäres/geballtes Prüfungslernen« passt für mich auch, je nach Kontext gerne auch die Tiermetapher »Hamsterlernen« oder »Eichhörnchenlernen« mit Adjektiv, oder dann »Strohfeuerlernen«. Hätte nicht gedacht, dass so schnell so viele Begriffe zusammenkommen – danke sehr!
