#digifernunterricht konkret: Eine Woyzeck-Einheit

Heute war der erste Schultag nach den Ferien. Mit einer Klasse habe ich eine neue Lernumgebung in Angriff genommen. Thema ist Büchners Woyzeck. Meine ursprüngliche Idee kreiste darum, intensiv mit Adaptionen zu arbeiten und die Schüler*innen eigene Adaptionen erstellen zu lassen.

Bei einer Überarbeitung meines Konzepts wurde mir dann bewusst, dass das wohl etwas viel werden würde:

  1. Die Schüler*innen müssen lernen, mit einer digitalen Edition des Woyzeck-Textes zurecht zu kommen. (Und generell die komplexe Editions-Geschichte verstehen.)
  2. Die Schüler*innen müssen die Adaptionen zuhause anschauen können.
  3. Die Schüler*innen müssen aktiv sein, zusammenarbeiten und nicht in Videokonferenzen darauf warten, dass ich mit ihnen durch den Text turne.

Eigene kreative Ansätze hätte ich im Präsenzunterricht sicher in Angriff genommen – so wollte ich einfach gute Verfahren für 1.-3. entwickeln und testen.

Wie habe ich das gemacht?

    1. Eine digitale Edition.
      Wir arbeiten mit dem epub-File von Reclam. Die Schüler*innen kaufen das im Store. Sie installieren eine E-Reader-Software, wenn das nötig ist, oder lernen, wie man es in ein pdf umwandelt. (Wenn jemand das gedruckte Buch kaufen möchte, ist das auch möglich.)
    2. Adaptionen auf nanoo.tv 
      Ich habe der Klasse über nanoo.tv vier Adaptionen zur Verfügung gestellt.
      a) Die klassische Verfilmung von Herzog mit Kinski.
      b) Die Rasche-Inszenierung am Theater Basel.
      c) Die Calis-Verfilmung von 2012.
      d) Die Inszenierung von Gotscheff in Düsseldorf, 1993.
      Bei Nanoo waren alle diese Inszenierungen verfügbar, ich habe da Links erzeugt und diese dann in Teams veröffentlicht. Bildschirmfoto 2020-04-27 um 20.21.24
    3. Gruppenarbeiten mit Teams
      Für jede Gruppe habe ich einen Kanal erstellt. Darin bearbeitet die Gruppe verschiedene Aufträge – grundsätzlich geht es darum, die Perspektive der Adaption auf das Verständnis des Stückes zu übertragen.
      Teams gibt Gruppen alle Möglichkeiten, die für eine Kollaboration nötig sind. Tauchen Probleme auf, können die Gruppen meine Hilfe beanspruchen, ich kann sie auch bei ihrer Arbeit begleiten.
      Die Gruppen müssen sich in Videokonferenzen immer wieder mit kleinen Präsentationen einbringen, so dass ich in den Meetings nicht mehr so stark für die Aktivierung und inhaltliche Vermittlung verantwortlich bin.
      Bildschirmfoto 2020-04-27 um 20.17.29

 

Soweit der Plan. Wenn alles aufgeht, dass ist das eine lebendige Einheit, in der auch einige Medien-Fertigkeiten ausgebildet werden, besonders der Umgang mit E-Books liegt mir am Herzen.

 

2 Kommentare

  1. Bin gespannt, welche Erfahrungen du damit machst. sagt:

    Ich finde die Einheit prima, frage mich aber , wie du mit den Rechten für die Adaptionen klarkommst. Das ist mein großes Problem in einem virtuellen FilmSeminar.
    Zudem finde ich die Adaption von Calis ohne Dauerbegleitung etwas problematisch. Bin gespannt, welche Erfahrungen du damit machst.

  2. Remo sagt:

    Zur Gender-Schreibweise „Schüler*innen“:

    Solche Schreibweisen, die kaum einer gerne liest (vor allen Dingen nicht gern vorliest…), beruhen auf dem Irrtum, zu denken, das sprachliche Geschlecht habe etwas mit dem sexuellen Geschlecht zu tun.

    Daß dem nicht so ist, kann man an zahlreichen Beispielen sehen.

    Etwa sagen Deutsche „die Mail“, Schweizer sprechen aber von „das Mail“.

    Nach Gender-Sprachideologie wäre also nun das Mail in der Schweiz weiblich, in Deutschland ein Zwitter oder irgendwas dazwischen.
    Dem ist natürlich nicht so.

    Auch wird, einmal abgesehen davon, das Weibliche in der (deutschen) Sprache nicht diskriminiert, selbst wenn dem nicht so wäre, daß das sprachliche Geschlecht nichts mit dem sexuellen Geschlecht zu tun hat.

    Ganz im Gegenteil.
    Während ein Wort wie „Lehrer“ oder „Schüler“ sowohl weibliche und auch männliche Personen einschließt, kann man die weibliche Sprachform betonen, wenn man weibliche Personen hervorheben will.

    Diesen Vorteil haben männliche Personen in der Sprache nicht.
    Sie sind immer nur „mitgemeint“.

    Wer also etwa betonen will, daß in einer Polizeihundestaffel bei einem Einsatz auch nebst männlichen Hunden auch weibliche Hunde aktiv waren, kann z. B. schreiben: Im Einsatz standen 7 Polizeihündinnen und -hunde.

    Wobei bei diesem Beispiel auffällt, daß in Polizeimeldungen immer nur von Polizistinnen und Polizisten die Rede ist, aber wenn Polizeihunde im Einsatz sind, nie von Polizeihündinnen und Polizeihunden.

    Hier müßte man wohl einmal nachfragen bei den EmanzInnen und Emanzerichen.
    Denn nach deren Sprach-Ideologie wird ja hier munter Weibliches diskriminiert.

    Obwohl:
    Könnte es sein, daß die Schreibweise „Polizeihündinnen und Polizeihunde“ und ähnlichgelagerte Schreib*Weisen wie die mit Gendersternchen hier deswegen nicht vorkommen, weil hier die Lächerlichkeit solcher Schreibweisen dann doch gar etwas zu offensichtlich werden?

    Oder um es mit Arthur Brühlmeier zu sagen; die Teuflin steckt im Detail.
    http://www.bruehlmeier.info/sprachfeminismus.htm

    Zum Thema Sprache im Übrigen lesenwert: Tucholskys „Sprache ist eine Waffe“.
    Im Buchhandel erhältlich oder für Leute, die die Umwelt schonen wollen auch in Antiquariaten.

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