Lehrpersonen überfordern – ein Vorschlag für Workshops

Kürzlich hat Bob auf Twitter gefragt, welches unsere Lieblingsmemes seinen. Meine Antwort:

Darauf hat sich dann eine kurze Diskussion ergeben, in denen Verlauf Bob dann gemeint hat, er müsste aufpassen, dass die Lehrkräfte, für die er einen Workshop vorbereite, nicht überfordert seien:

Im Folgenden beschreibe ich kurz einen Workshop, mit dem ich Lehrkräfte gezielt überfordert habe – und ziehe ein paar Schlüsse daraus.

Den Workshop habe ich an einem Schweizer Gymnasium angeboten, das auf BYOD umgestiegen ist und Lehrkräften verschiedene Angebote gemacht hat, um sich die dafür nötigen Kompetenzen anzueignen. Meine Vorstellungen zur Gestaltung von Workshops habe hier schon mal notiert. In diesem Fall habe ich ein inhaltliches und ein formal-technisches Problem vorgegeben, an dem Gruppen von rund 20 Lehrkräften arbeiten sollte. Ziel war ein didaktischer Doppeldecker: Zu zeigen, dass in BYOD-Setting Instruktion an Stellenwert verliert und Lernende viele Sachinformationen über Netzrecherche finden können.

Das inhaltliche  Problem ging von diesem Zitat von Shermin Voshgmir aus:

Unser Schulsystem ist doch aus dem tiefsten 19. Jahrhundert und ist unreformierbar. Die einzige Alternative sind alternative Plattformen, die es den Leuten ermöglichen, alternativ zu lernen. Die größten und wichtigsten Firmen sagen schon jetzt, dass ein Universitätsabschluss heutzutage nicht mehr relevant ist.

Voshgmir schlägt vor, die Blockchain zur Reform des Bildungssystems zu verwenden. Die Frage an die Workshop-Gruppe war: Was hat die Blockchain mit lernen zu tun? Meine Erwartung: Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema.

Genauer war die Frage in einem HackMD-Dokument gestellt, auf dem ich auch mögliche Zugänge aufgelistet habe, von der eine Recherche ausgehen könnte. Die Lehrkräfte arbeiteten in Gruppen. Ihre Antworten sollten auch auf HackMD eingetragen werden, so dass aus dem Workshop eine Seite entstehen könnte, auf der relevante Einsichten und Meinung zur Bedeutung der Blockchain für die (gymnasiale) Bildung stehen.

Worin bestand die Überforderung?

  1. In der Besprechung wünschten sich die teilnehmenden Lehrkräfte, didaktisch aufbereitete Informationen zu erhalten. Selber recherchieren zu müssen sei unübersichtlich und unstrukturiert, sie wüssten gar nicht genau, was die Blockchain sei und inwiefern sie für die Bildung relevant sein könnte. Das hätte ich zuerst vermitteln sollen.
  2. HackMD sei zu kompliziert, weil es Markdown erfordere und ich keine differenzierte Anleitung vorgegeben habe.

Nicht alle Teilnehmenden nahmen die Überforderung so wahr. Das Dokument zeigt, dass es einzelne Gruppen durchaus Thesen formulieren konnten. Implizit war jedoch die Vorstellung vorhanden, Lernangebote müssten sich an den Teilnehmenden orientieren, die wenig Vorwissen und Kompetenzen mitbringen.

Diese Vorstellung lässt sich durch gezielte Überforderung bekämpfen. Kompetenzen im Umgang mit digitalen Arbeitsformen erwerben Lehrkräfte nur, wenn sie sich darum kümmern. Ein frustrierender Workshop kann einen Anstoß geben und ein Signal aussenden, dass mehr Engagement nötig ist. Gehen wir davon aus, dass wir niemanden vor den Kopf stoßen dürfen, bedeutet das hingegen, dass es nicht nötig ist, außerhalb dieser Workshops zu arbeiten oder sich zu informieren. Natürlich ist das nur eine mögliche Haltung: Kompetenz zu erleben oder einen ersten Zugang anzubieten können ebenso legitimes Ziel für Workshops sein.

3 Kommentare

  1. Educathe sagt:

    Ich denke, dass sich Lehrkräfte auch daran gewöhnen müssen, sich in gewissem Umfang Inhalte und Methode autodidaktisch anzueignen, da sich im Bereich Medienbildung alles sehr schnell entwickelt. Überforderung sollte in gewissem Maß vorhanden sein, aber nicht in hohem Maße, da die Motivation sonst darunter leidet.

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