Produktiv lernen mit Vorträgen – ein Beispiel für agile Lehre

Ich halte regelmäßig Referate – pro Monat ein bis zwei Mal im Rahmen einer Tagung oder eines anderen Anlasses. Diese Vorträge sind für mich Lernprodukte. Was das heißt, möchte ich erklären, indem ich notiere, in welchen Schritten ich arbeite. Für mich ist das ein Beispiel für agile Lehre.

  1. Thema aus der Lernzukunft wählen. 
    Ich gebe immer Themen an, die mich gerade beschäftigen oder zu denen ich mehr lernen möchte. Ich spreche nie über ein Thema, über das ich (vermeintlich) alles weiß und nichts mehr lernen kann. Das bedeutet auch, dass ich die Themen kaum je wiederhole sondern immer neue Fragen angehe.
  2. »Working out loud« bei der Vorbereitung. 
    Zum Thema formuliere ich Fragen und Thesen: Im Netz, aber auch in persönlichen Gesprächen. Ich höre so Antworten auf meine Fragen und kann die Thesen testen, höre Gegenargumente und andere Perspektiven. Zudem erhalte ich Hinweise auf weitere Lernressourcen, mit denen ich meinen Fokus schärfen und meine Vorbereitung vertiefen kann.
  3. Folien gestalten, kürzen und verdichten.
    Ich arbeite bei der Sammlung von Material mit Keynote. Zuerst erweitere ich die Präsentation mit allem möglichen Material, das ich dann aber in mehrfacher Hinsicht verdichte: Jede einzelne Folie soll minimal werden und gerade das zeigen, was ich als Argument oder Beispiel benutzen möchte – und die Präsentation soll die minimale Anzahl nötiger Folien enthalten (ohne dass dabei eine Folie jemals überladen ist, sie enthalten in der Regel kurze Zitate, Stichworte oder Links).

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    Eine aktuelle Folie.
  4. Referat halten als Zwischenschritt und Gesprächsangebot.
    Ich halte das Referat mit diesen Folien frei. Zu diesem Zeitpunkt bin ich argumentativ nicht fertig mit meinem Thema, habe aber schon einiges herausgefunden. Ich freue mich über Fragen und Rückmeldungen, auch zu im Netz publizierten Formen des Referats. Damit kann ich Argumente weiter strukturieren und überprüfen.
  5. Publikation eines Textes als weiteres Lernprodukt.
    Für Tagungsbände, aber meist auch für mich und das PLE publiziere ich zu den gehaltenen Vorträgen einen ausformulierten Text, der meist etwas anders aufgebaut ist als das Referat. Er ist auch wieder ein provisorisches Ergebnis, aber meist schon einen Schritt weiter gedacht als das Referat.
  6. Das nächste Referat.
    Meist ergibt sich eine Art Überschuss aus der Arbeit an einem Referat, eine ungeklärte Frage, ein Aspekt, den ich gern vertiefen möchte, eine spezifische Erkenntnis. Diesen Überschuss übertrage ich gerne ins nächste Referat und gehe dort noch einmal darauf ein.

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