Auf Twitter wurde ich aufgefordert, mal was über Schreibblockaden zu schreiben. Ich halte mich nicht besonders geeignet dafür – weil ich kaum welche kenne. Zwar schiebe ich Schreibaufgaben oft etwas raus, generell schreibe ich aber sehr produktiv und fokussiert. Aus diesem Grund maße ich mir nicht an, Tipps zu geben, wie sich Schreibblockaden überwinden lassen. Mir ist klar, dass das ein schwerwiegendes Problem sein kann und Menschen aus ihrer Bahn werfen kann. Aber ich kann kurz darstellen, wie ich beim Schreiben vorgehe. Dabei ist mir bewusst, dass sich wenig davon trainieren lässt – in vielen Aspekten habe ich einfach Glück, dass mir das Schreiben schnell von der Hand geht.
Ausgehend von David Barton lassen sich verschiedene Schreibstrategien unterscheiden. Ich schreibe oft ohne große Vorplanung (auch wenn ich eine Art Weg im Kopf habe, den ich beschreiten möchte). Zudem schreibe ich die Texte auch meist komplett nieder, ohne große Pausen zu machen. Ich überarbeite sie gerne (besonders hilfreich sind für mich massive Kürzungen von Texten), aber nehme selten komplexe Umstellungen vor. Auch Quellenbezüge etc. füge ich direkt in Texte ein. Meine Strategie ist also eine Mischung zwischen Ölbild- und Aquarell-Verfahren bei Barton.
Mein Lektüre- und Rechercheprozess ist immer auch ein Schreibprozess. Ich nutze bei E-Books die Notizfunktion für eigene Formulierungen, kopiere sehr schnell Zitate aus Texten und schreibe eigene Gedanken hinzu, die dann schnell zu ganzen Abschnitten werden.
Die formuliere ich oft auch in Gedanken vor, wenn ich nicht am Computer oder Notizbuch sitze. Ich feile dann auch schon am Ausdruck bestimmter Gedanken, bei denen mir wichtig ist, dass ich sie auf den Punkt bringe – oder erstelle mentale Listen von wichtigen Aspekten. Hier hilft mir wohl meine Erfahrung, vor einer Klasse zu denken und Diskussionen zusammenzufassen.
Diese Diskussionen führe ich auf Social Media. Dort entsteht auch die Inspiration für Texte. Ich kann erproben, ob meine Argumente tragfähig sind, welche Einwände vorgebracht werden. Zudem spüre ich, ob sich ein Thema zu einem längeren Text entwickeln lässt, oder sich nur für einen Kommentar eignet. Das Social-Media-Verfahren bedeutet aber auch eine parallele Textproduktion; ich schreibe oft an vier bis sechs Texten gleichzeitig. Diese haben unterschiedliche Horizonte: Sind sie Teil eine Buchprojekts, dann bleiben oft Monate bis zur Fertigstellung, als Grundlage für Zeitungsartikel lasse ich sie zuweilen auch eine Woche liegen und Blogposts überarbeite ich kaum. Je nach Verwendungszweck erbitte ich auch vor unterschiedlich vielen Menschen Feedback.
Hilfreich ist für mich, dass ich kaum Hemmungen habe. Ich habe keine Angst, unfertige oder fehlerhafte Texte jemandem vorzulegen oder etwas laut zu denken, was nicht abgeschlossen ist oder Fehlschlüsse enthält.

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