Das Geschäftsmodell von Facebook

In der aktuellen Diskussion rund um den Cambridge-Analytica-Fall hört man immer wieder die Behauptung, der Verkauf von Daten sei das Geschäftsmodell von Facebook. Das stimmt nicht.

Facebook verkauft Werbung. Personalisierte Werbung. Diese Personalisierung wertet Daten aus – von Facebook gesammelte, auf anderen Webseiten gesammelte, von Smartphones abgelesene, zugekaufte, von Werbekunden hochgeladene. Facebook verbindet so viele Daten wie möglich – und ist damit nicht allein: Das ist gängige Praxis bei den großen Web-Unternehmen.

Weil Facebook so gute Daten hat (sie sind oft aktuell und unverfälscht, weil sie etwa direkt abbilden, wie Menschen kommunizieren, und sie nicht erst befragen muss), kann Facebook Werbung verkaufen. Deshalb gibt es grundsätzlich kein Interesse daran, diese Daten zu verkaufen.

Weshalb Facebook die Daten im Cambridge-Analytica-Fall Dritten so zur Verfügung gestellt hat, ist ein kleines Rätsel. Zwei Antworten scheinen plausibel: Es könnte ein Unfall gewesen sein. Oder – für mich naheliegender – Facebook hat wissenschaftliche Resultate zur Beeinflussung von Menschen erwartet, die wiederum das Geschäftsmodell stärken würden. Könnte man nachweisen, dass CA tatsächlich mit gezielter Werbung auf Facebook beeinflussen kann; wäre das ein Werbespot für Facebook und seine Art, Werbung zu verkaufen.

Die Angst, dass Facebook also unsere Posts als Bücher verkauft oder unsere tollen Instagram-Bilder Werbesujets werden – diese Angst ist unberechtigt, weil Facebook so kein Geld verdient. Die Angst, dass das Unternehmen Dinge über mich weiß, die ich so nie jemandem preisgeben wollte – diese Angst hingegen ist berechtigt.

Was tun?

  1. Gesetze durchsetzen und Prozesse führen, die dem Unternehmen klar aufzeigen, was seine Pflichten sind.
    Das ist der wichtigste Punkt – er ist eine Aufgabe für Parlamente und Gerichte, nicht für Einzelpersonen.
  2. Konsequent Werbeblocker auf FB einsetzen. Sich keine Werbung anzeigen lassen.
  3. Facebook nicht auf dem Handy verwenden und sich auf dem Computer konsequent ausloggen, wenn man die Plattform nicht verwendet. Sich nicht mit Facebook bei Apps einloggen (man gibt so auch die Daten der eigenen Kontakte weiter).

Auf Facebook zu verzichten ist auch eine Option. Doch Daten wird das Unternehmen weiterhin über einen sammeln. Bis das Gerichte konsequent untersagen.

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Pawel Kuczynski

3 Kommentare

  1. brueedi sagt:

    Mich erstaunt, wenn Leute meinen, das „Geschäftsmodell von Facebook“ zu kennen.

  2. Rüdiger Fries sagt:

    Ich finde zunehmend die These interessant, dass es hilfreicher wäre, „statt mehr Datenschutz durchzusetzen, sollte die Politik dafür sorgen, dass sich die Plattformen wieder öffnen. Erst wenn wir verstehen, was da vor sich geht, können wir Lösungen für die unvorhergesehenen Effekte der neuen digitalen Öffentlichkeiten finden. Weil die Debatte falsch geführt wird, passiert jetzt erstmal das genaue Gegenteil.“
    S. http://www.t-online.de/digital/internet/id_83438986/nach-skandal-facebook-braucht-mehr-offenheit-statt-datenschutz.html

    Und auch der Einfluss auf das Wahlverhalten von CA war wohl so eindeutig nicht:
    https://www.washingtonpost.com/news/monkey-cage/wp/2018/03/23/four-and-a-half-reasons-not-to-worry-that-cambridge-analytica-skewed-the-2016-election/?utm_term=.3861080ccc7b

  3. gibro sagt:

    Wer Werbeflächen im Internet verkauft, dem sind Profil nicht fremd. Es es geradezu das Wesen von Onlinewerbung, dass sie zielgenau ihr Publikum findet. Wer vorgibt das am besten zu können, wird damit viel Geld verdienen können und genau das tut FB. ABER: Ob du Menschen beeinflusst ihre Produkte zu kaufen oder ob man damit eine Wahl manipuliert kommt aufs selbe raus, ist aber der entscheidende moralische Unterschied. Manipulation funktioniert ja deshalb so gut, weil die Manipulierten es nicht merken und auch immer sagen würden, sie seien nicht manipuliert worden. Das aber FB und natürlich auch CA ihren Kunden beweisen müssen, dass es doch klappt, zeigt, wie problematisch jeder Vorwurf der Manipulation ist. Es ist eine gewissen Datengläuigkeit, der auch ich Anhänge, dass ich vermute, dass Manipulation über solch guten Profile, wie FB sie hat funktionieren, beweisen kann ich es nicht und das wird CA und FB auch schwerfallen.

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