Aus meiner Praxis: BYOD-Weiterbildung und Blockchain

Kürzlich könnte ich an einer Schule eine Weiterbildung für Lehrerinnen und Lehrer durchführen. Am Morgen habe ich zur BYOD-Didaktik referiert, meine Grundsätze dazu habe ich schon einmal verschriftlicht. Am Nachmittag haben verschiedene mit BYOD vertraute Lehrpersonen Musterlektionen gehalten. Mein Konzept für diese Lektion möchte ich kurz festhalten und eine Reflexion formulieren.

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Ausgangspunkt war das Voshmgir-Interview, in dem die Behauptung steckt, die Blockchain werde das Lernen massiv verändern. Daraus ergab sich das Ziel der Lektion: Wir wollen herausfinden, wie das passiert – und eigene Antworten finden.

Die Lektion war in vier Teile geteilt:

  1. Einführung ins Thema und die Methode von 2. (Slides)
  2. Wir sammeln, was wir als Lerngemeinschaft schon über die Blockchain wissen.
  3. Dreiergruppen lesen sich im Netz ein, diskutieren das Thema und schreiben eine Antwort mit drei Sätzen und zwei Quellen in ein HackMD-Dokument.
  4. Wir diskutieren die Ergebnisse und die Erfahrungen, die wir mit der Methode gemacht haben.

Eine BYOD-Methode ist das aus folgenden Gründen:

  • Das Wissen steht im Netz: In zwei verlinkten Dokumenten, aber auch in dem, was man mit der Suche findet.
  • Der Austausch und die Dokumentation findet im Netz statt: Auf einem Pad-Dokument, das auch geteilt und veröffentlicht werden kann (wie hier jetzt). Es kann auch außerhalb des Unterrichts weiterhin kollaborativ bearbeitet werden.
  • Arbeitet man in Dreiergruppen, die wiederum dann im Netz zusammenarbeiten, ergibt sich der Effekt, dass nicht 100% einer Lerngruppe alle technischen Abläufe meistern müssen. Das ist besonders dann hilfreich, wenn Geräte keinen Akku mehr haben, nicht ins Netz kommen – das darf den Unterricht nicht aufhalten.

HackMD ist ein Tool, das ich gerne intensiver nutzen möchte: Es ist im einfachsten Fall einfach ein Texteditor, der einfache Zusammenarbeit erlaubt – ohne Login, ohne Konten, ohne Personalisierung. Er erstellt aber gleichzeitig nette Webseiten: Was man bei HackMD formuliert, ist fast druckfertig. Ideal ist das, weil sich auch Formeln, Bilder und Videos sehr leicht einbetten lassen.

Die Lehrerinnen und Lehrer, mit denen ich so gearbeitet habe, haben die Lektion sehr unterschiedlich beurteilt. Im positiven Falle schätzten sie die Themenwahl und die kontroverse Diskussion, die das Setting ermöglichte. Kritisch waren sie insbesondere deshalb, weil für sie die Informationsaufnahme im Netz kombiniert mit dem Zeitdruck zu einer Oberflächlicheit geführt hat, von der sie befürchten, dass auch die Lernenden sie erleben werden. Dazu fanden Sie die Fragestellung eine Überforderung und hätten sich teilweise gewünscht, ich hätte für sie einen Text ausgewählt, der das Thema klar erklärt.

Ein Votum fand ich bemerkenswert: Eine Teilnehmerin sagte, für sie seien das so schwierige Themen, dass sie gerne eine Visualisierung auf einem Blatt gemacht hätte. Ich verstand zunächst nicht, weshalb sie das nicht einfach gemacht hat – offenbar dachte sie, das sei beim Einsatz von digitalen Geräten explizit nicht erwünscht.

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Zum Schluss meine Antwort auf die Frage, was denn Blockchain für das Lernen bedeute:

Die Blockchain macht es einfach, Lernergebnisse zu dokumentieren und zu einem Leistungsnachweis zu verbinden. Gute Lernmanagementsysteme könnten die Blockchain so einsetzen, dass wir alle im Netz damit nachweisen könnten, was wir gelernt haben und können. So wäre ein Schulabschluss denkbar, für den es keine Prüfungen mehr braucht – weil in der Blockchain bereits dokumentiert ist, dass Schülerinnen und Schüler das können, was sie können sollen. Weshalb? Weil andere, vertrauenswürdige Personen das bestätigen. Dieses Vertrauen kann die Blockchain abbilden und quasi errechnen. Das Reputationsmanagment, das Schulen und Universitäten anbieten, wäre so unnötig: In der Blockchain-Lernwelt bedeutet ein Ph.D. von Harvard wenig – der Nachweis, einflussreiche Forschung betrieben zu haben, jedoch sehr viel.

Was so ideal klingt, ist einerseits nicht so leicht umsetzbar und basiert auf einer breiten Akzeptanz eines solchen Systems. Andererseits führt es zu einer enormen Transparenz: Niemand kann anderen mehr etwas vormachen, sondern muss alles, was er oder sie zu können vorgibt, auch tatsächlich nachweisen können.

Deshalb wäre denkbar, dass sich Blockchain-Lernen zuerst in Entwicklungsländern durchsetzt, wo der Zugang zu Bildungsinstitutionen erschwert ist. Gerade in Kombination mit Blockchain-Zahlungen kann so ein Markt für Bildung entstehen, der von Institutionen und Staaten weitgehend unabhängig ist.

 

 

 

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