»folk news« statt »fake news« 

In einem Artikel, der aus meiner Sicht wenig Beachtung gefunden hat, argumentiert Whitney Phillips überzeugend gegen die Verwendung des Begriffs »fake news«. Im Folgenden übertrage ich Ihre Argumentation ins Deutsche, eigene Kommentare füge ich nicht hinzu.

»fake news« ist ein übernutzter Begriff. Wie »Verschwörungstheorie« oder »Troll« verhindern unpräzise Verwendung und Abwertung einen sachlichen Einsatz – der darin bestünde, bewusst verbreitete Falschmeldungen auf digitalen Plattformen zu bezeichnen. Das zeigt Phillips an der Verwendung von »fake news« durch Trump, der in seinen Medienschelten den Begriff oft als reine Beleidigung verwendet, auch wenn die angegriffenen Medienkanäle keine Falschmeldungen verbreiten.

Hinzu kommt, dass das Adjektiv »fake« den Fokus auf die Wahrheit der Berichterstattung legt. Relevant wäre ihre Wirkung. Phillips nennt dafür zwei Beispiele:

  1. Der Attentäter im #pizzagate-Fall handelte aufgrund der »fake news«-Informationen. Die Richtigstellungen in den Massenmedien überzeugten ihn nicht von der Falschheit seiner Annahmen, sondern bestätigten ihn im Gegenteil davon (Studie zu diesem Phänomen).
  2. Das Kompramat-Dossier, das der russische Geheimdienst angeblich über Trump zusammengestellt haben soll, ist möglicherweise frei erfunden: Gleichwohl hat seine Erwähnung und Verbreitung eine Wirkung. Informationen über diese Wirkung sind nicht »fake news«.

Phillips plädiert deshalb dafür, von »folk news« zu sprechen. Die darin anklingende Folklore verweist auf die Bedeutung der Haltungen, Bräuche und sozialen Bedeutungen, die bei der Verbreitung von Informationen relevant ist. Interessant ist beispielsweise, wie Memes entstehen, sich verbreiten und welche Bedeutung sie erhalten – unabhängig davon, ob sie eine Wahrheit transportieren. Das bedeutet nicht, dass ein indifferenter Relativismus Einzug hält – vielmehr soll der Fokus verschoben werden auf die Frage, weshalb Menschen Informationen wahrnehmen und weitergeben.

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