Facebook und Beziehungen – Zusammenfassung einiger Studien

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»Is Facebook part of the separating or part of the congregating; is it a huddling together for warmth or a shuffling away in pain?« – Zitat aus der Cover-Story von The Atlantic, May 2012 (Stephen Marche)

In letzter Zeit habe ich einige Studien zu Facebook und Beziehungen gelesen und möchte einige hier zusammenfassen. Bei Interesse kann ich Privatkopien der Volltexte verschicken, die Links führen meist zu Seiten mit Abstracts der Studien.

Facebook ist ein geeignetes Untersuchungsgebiet, weil die Plattform so verbreitet ist, dass allgemeine Untersuchungen möglich sind. Allerdings verwenden alle Studien ähnliche Testpersonen: Studierende in den ersten Semestern, die entweder Credits oder Geld für die Teilnahme an den Studien erhalten. Die quantitativen Daten werden oft mit einfachen Fragebogen ermittelt, woraus ebenso wie aus der eingeschränkten Untersuchungsbasis eine Reihe von methodischen Problemen resultieren können (beim Ausfüllen ist es beispielsweise durchaus denkbar, dass sich die Befragten systematisch täuschen oder anders erscheinen wollen, als sie sich tatsächlich fühlen; Studierende könnten gewisse Reaktionen aufweisen, die für andere Bevölkerungsgruppen nicht nachweisbar wären). Trotz dieser möglichen Einwände sind die Resultate der Studien wertvoll, weil sie differenzierte Fragen beantworten und Erklärungen mit Daten stützen oder widerlegen können.

  1. Facebook-Abhängigkeit führt zu Eifersucht und Unzufriedenheit in Liebesbeziehungen [Elphiston/Noller, 2011].
    Die Studie operiert mit einem Fragebogen, mit dem »Facebook Intrusion« gemessen wird, d.h. wie stark Facebook den Alltag von Menschen beeinflusst. Ist das stark der Fall, so führt das bei australischen Studierenden zu stärkerer Eifersucht und Überwachungsverhalten in Liebesbeziehungen; beides sind wiederum Faktoren, welche die Zufriedenheit mit der Beziehung negativ beeinflussen.
  2. Vielfältige Einflüsse von Facebook auf Liebesbeziehungen [Bowe, 2010]
    Während gemeinsame Rituale oder öffentliche Liebesbekundungen auf Facebook das Vertrauen in eine Beziehung stärken können, ist das Design respektive die Architektur der Seite dafür geeignet, intime Beziehungen durch Eifersucht oder Besitzansprüche zu bedrohen. Die Präsenz von ehemaligen Partnern auf Facebook ist dabei ein gewichtiger Faktor, zeigen qualitative Interviews mit irischen Studierenden.
  3. Wer Facebook intensiv nutzt, schreibt anderen ein glücklicheres Leben zu. [Chou/Edge, 2012]
    Je länger amerikanische Studierende bei Facebook dabei sind oder je mehr Zeit sie auf der Seite verbringen, desto eher denken sie, dass andere Menschen ein glücklicheres Leben führten und das Leben generell ungerecht sei. Dieser Effekt verringert sich, je mehr Facebook-Kontakte auch außerhalb der Seite zum Bekanntenkreis zählen und je mehr Zeit studierende gemeinsam mit ihren Freunden im direkten Kontakt verbringen.
  4. Wer seinen Status updatet, fühlt sich weniger einsam. [Deters/Mehl, 2013]
    Unabhängig davon, ob amerikanische Studierende Feedback auf ihre Status-Updates erhalten, fühlen sie sich alleine durch das Verfassen einer entsprechenden Meldung mehr mit anderen Menschen verbunden und weniger einsam, wenn sie aufgefordert werden, deutlich häufiger Updates vorzunehmen.
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  5. Passive Freundschaften auf Facebook führen zu Neid [Krasnova, Wenninger et al, 2013]
    Die Studie weist bei deutschen Studierenden nach, dass negative Gefühle bei der Nutzung von Facebook oft mit Neid zusammenhängen. Neid bezieht sich auf der Plattform insbesondere auf Reisemöglichkeiten, die Freizeitgestaltung und die soziale Eingebundenheit, während die Neidtrigger offline stärker auf den Erfolg einer Person bezogen sind. Der auf FB erlebte Neid führt zu einer geringeren Zufriedenheit mit dem eigenen Leben.

2 Kommentare

  1. Arianna Pepino sagt:

    Guten Tag Herr Wampfler,
    Ich wäre ebenfalls sehr an den Privatkopien der Volltexte interessiert. 🙂 Sie würden mir bei meiner Seminararbeit sehr behilflich sein.
    Besten Dank für Ihre Rückmeldung.
    LG Arianna

  2. Seger sagt:

    Hallo, ich hätte großes Interesse an den Privatkopien der Volltexte! 🙂 Würde mich über Rückmeldung freuen 🙂 LG Nathalie

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