Cybercrime – ein Markt wie jeder andere

Russische, aber auch chinesische und brasilianische Hacker bieten ihre Dienstleistungen im Internet wie auf einem Marktplatz an. Da Eindringen in Computer oder Online-Konten ist ein Geschäft, das es schon lange gibt – entsprechend breit gefächert ist das Angebot. Ein Report von Trend Micro, »Russian Underground 101« (pdf) listet detailliert Dienstleitungen und Preise auf, wie Ars Technica UK berichtet.

Screenshot von antichat.ru, wo Hacker ihre Dienstleistungen anbieten.

Hier einige Beispiele:

  • Hacken eines Facebook, Twitter oder Google Kontos: rund $150
  • Hacken eines Geschäftemail-Servers $500
  • einfache Spamtechnik: $10 für 1 Million Emails
  • eine DDoS-Attacke mieten, mit der man Server lahmlegen kann: $50-70
  • Software, mit der man ins Mobiltelefon einer anderen Person eindringen kann: $25
  • Traffic: 1000 Besucher auf einer Homepage für <$15.

Als besondere Gefahr werden Apps für Android-Telefone erwähnt, die auf dubiosen Seiten geladen werden. Ansonsten, so der Bericht, würden Menschen heute stärker auf Gefahren achten als früher. Gleichzeitig würden die Hacker aber auch immer raffinierter.

Drei beliebte Geschäftsmodelle von Cyberkriminellen verdienen besondere Beachtung:

  1. Per Telefon wird einem Beratung angeboten, falls man einen viren- oder trojanerverseuchten Computer habe. Die Beratenden zeigen einem dann einen verdächtig erscheinenden Eintrag auf dem eigenen Computer – man »sieht« mit eigenen Augen, dass die Computer verseucht ist. Dann bieten sie an, das Problem kostenlos zu lösen: Man müsse nur eine Software installieren. Diese Software ist dann bösartig: Sie ermöglicht z.B., den Computer zu blockieren (siehe ii.)
  2. Harddisks werden blockiert. Will man zugreifen, erscheint eine Meldung, die Polizei habe Kinderpornographie oder Raubkopien entdeckt. Damit verhindern die Kriminellen, dass man sich an die Polizei wendet – weil viele Menschen davor Angst haben, mit solchen Dateien erwischt zu werden. Also nehmen sie Angebot der Hacker wahr, Geld zu zahlen und so ihre Daten wiederzubekommen (tatsächlich erhält man die Daten zurück, wird aber als »Opfer« in den Datenbanken belassen…).
  3. DNS-Changer ändern das Verhalten der Internetverbindung so, dass man ständig Seiten besucht, die für Besuche bezahlen. Die Hacker leiten also de facto den ganzen Webverkehr über ihre Server um und verdienen damit Geld.

Fazit: Absolute Sicherheit ist im Internet – wie überall, eigentlich – eine Illusion. Sie besteht, weil den meisten Menschen niemand Schaden zufügen will und es viel technisches Know-How braucht, um diesen Schaden zuzufügen. Durch Lohngefälle und Verfügbarkeit solcher Angebote wird es aber immer einfacher, schädliche Software und Tools einzusetzen.

2 Kommentare

  1. Tobias Di sagt:

    Der letzte Satz legt den Gedanken nahe, dass sich das Problem zumindest verringern (wenn schon nicht auflösen) würde, sobald weltweit ähnliche Gehaltsniveaus herrschten. Gilt das nicht für fast jede Form von Krieg und Gewalt?

    1. Ich denke schon. Wir betrachten Gewalt häufig als etwas, was »die Anderen« ausüben – weil sie irgendwie böse sind. Dabei blenden wir aus, dass Gewalt häufig soziale und materielle Ursachen hat und wir diese Gewalt als Gesellschaft strukturell produzieren.

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