Die Medienpädagogin Paula Bleckmann verspricht in ihrem Buch »Medienmündig« (Klett-Cotta, 2012) eine Anleitung dafür, »wie unsere Kinder selbstbestimmt mit dem Bildschirm umzugehen lernen«. Damit ist auch schon gesagt, was die Autorin unter Medienmündigkeit versteht – ein Begriff, das sie dem »Plastikwort« (Pörksen) Medienkompetenz entgegenhält:
[D]er »Kompetenz« [fehlen], zumindest in der öffentlichen Debatte, gleich zwei entscheidende Dinge: Erstens fehlt die Dimension der Reifung, also des Zeitlassens und Raumgeben im Verlauf der Ausbildung einer Persönlichkeit. Zweitens fehlt die Dimension der Selbstbestimtheit, der Zeitsouveränität, der Verhinderung von Abhängigkeit.
Während das Konzept der Medienmündigkeit im Buch klar gefasst ist – z.B. mit unten stehender Grafik -, werden die hier erwähnten Gefahren ständig wiederholt: Im Abschnitt über Prävention vergleicht Bleckmann Mediennutzung mit dem Rauchen. Das ist symptomatisch: Das Szenario der Sucht und die gesundheitlichen Schäden sind Leitthemen des Buches. Medienmündigkeit ist hauptsächlich Präventionsarbeit, das wichtigste Ziel für PädagogInnen und Eltern: Den Einstieg verzögern.
Dabei argumentiert die Autorin zu wenig differenziert: Sie spricht mit Spitzer (2005; hier pdf mit Auszügen) von „Bildschirmmedien“, die für Kleinkinder sicher, für Grundschulkinder sehr wahrscheinlich und für Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe wahrscheinlich schädlich seien.
Damit meint sie Fernsehen und Computer – ohne nach Inhalten und Tätigkeiten zu unterscheiden. Dabei lässt sie nicht nur die methodische Skepsis beiseite, die sie allen medienfreundlichen Studien entgegenbringt, sondern zeigt auch eine gewisse Ignoranz gegenüber den Entwicklungen der letzten 10 Jahre.
Trotz dieser Kritik lohnt sich die Lektüre – weil das Konzept der Medienmündigkeit durchdacht und überzeugend ist (siehe Auflistung der zentralen Entwicklungsziele unten). Es müsste gekoppelt werden mit einer nüchternen Sicht der medialen Möglichkeiten, die Chancen und Risiken in Beziehung setzt, anstatt Chancen auszublenden und vor Risiken bei jeder Gelegenheit zu warnen.
Auf dem Blog von Klett-Cotta gibt es eine ausführliche Besprechung.
Also ich habe das Buch von Frau Bleckmann gelesen und ein Interview mit der Autorin geführt und kann der obigen Rezension überhaupt nicht zustimmen: Im Gegenteil, ich erlebe die Argumente der Autorin als sehr differenziert. Und wenn oben gesagt wird, dass sie nicht unterscheidet was für Inhalte bei Bildschirmmedien gezeigt werden, so ist genau das der springende Punkt: Ihre Argumentation ist: bis zu einem bestimmten Alter gibt es keinen „wertvollen“ Umgang mit Medien, oder „wertvolle“ Inhalte – sondern das Medium an sich ist schädlich. Dazu mag dann noch kommen, der Schaden, den Inhalte anrichten können.
Erst später geht es dann um einen sinnvollen Einsatz von Medien.
Das Modell der Medienmündigkeit ist für mich in sich sehr, sehr stimmig – doch es braucht die Bereitschaft einiges auf gesunde Weise zu hinterfragen, um sich darauf einzulassen.
Ich kann das Buch durchweg empfehlen.
Manchmal bietet die Autorin aufgrund ihres unglaublich umfangreichen Hintergrundwissens die Information nicht ganz optimal an, doch das ist verzeihlich.
Albert zegt:Beste Mattie,helemaal gelijk, herjliek. Deze fantastische band kan zo veel. Dit is voor mij het mooiste wat er is: veel muzikanten, breed geluid, gelaagd, geen hitsige solo’s maar alles in dienst van het Geluid, electronica, koper, stemmen. Check ook Joys & Desires, van John Hollenbeck en dezelfde zanger Theo Bleckmann. Fabuleus en ik heb de kans gehad ze live te zien, herjliek om weggeblazen te worden in die fantastische composities.
Was ist Ihre Meinung? Ab wann können Medien eine Gefahr zur „Ausbildung der Persönlichkeit“ darstellen? Die Frage ist jetzt vielleicht etwas sehr allgemein gestellt. Doch ich kann die ganze Situation (Aktion-Auswirkung) irgendwie nicht einschätzen.
Und noch eine Frage. Was ist Rezeptionsfähigkeit?
Ich würde nicht sagen, dass »Medien« an sich eine Gefahr für die Entwicklung darstellen können. Es geht darum, was man mit Medien macht, wie man es macht und warum man es macht.
Selbstbestimmtheit und Zeitsouveränität (also dass man selbst bestimmt, wie lange man Medien nutzen will) scheinen mir wichtig zu sein. Die Feststellung Bleckmanns, dass Jugendliche, die zu viel fernsehen, sich im Allgemeinen schlechter entwickeln, kann in vielen Untersuchungen bestätigt werden. Da geht es ja darum, dass Fernsehen viele andere Tätigkeitsbereiche ersetzt oder verhindert (das Führen von Gesprächen, das Zuhören, das Phantasieren etc.). Aber nicht jeder Umgang mit Medien ist dasselbe, wie mit dem Fernseher ruhig gestellt zu werden.
[Rezeptionsfähigkeit bedeutet Aufnahmefähigkeit.]