Lehrkräfte sollten nicht mehr über Datenschutz sprechen

Lange habe ich Renitenz im Umgang mit Datenschutz gefordert und die Forderung in diesem Buchkapitel auch begründet. Beim Seminar der Deutschen Schulakademie vom letzten Mittwoch wurde mir jedoch bewusst, dass es eine viel sinnvoller Verhaltensweise gibt: Nicht mehr über Datenschutz sprechen (sichtbar ab Minute 37).

Wie ist das gemeint? Ich schreibe eine exemplarische Szene auf.

(Veranstaltung an einer Schule, intensive Diskussion über Digitalität und Lernen.) 

A: »Aber wie ist das mit dem Datenschutz, wie könnt ihr sicherstellen, dass nicht US-Behörden auf diese Daten zugreifen, zumal der Cloud-Act da ja eine Rechtsgrundlage darstellt?« 

B: »Darüber sollten Jurist*innen sprechen, wir kennen uns da zu wenig aus. Kehren wir doch wieder zu pädagogischen Fragen zurück.« 

A: »Aber du muss doch sicherstellen, dass die Daten der Schüler*innen nicht abgegriffen werden?« 

B: »Nein, das müssen Fachpersonen sicherstellen. Ich kann das nicht, du auch nicht. Genauso wenig wie wir ein Schulhaus bauen können, das stehen bleibt, sollte es zu einem mittelschweren Erdbeben kommen. Ich habe nie kontrolliert, ob unser Gebäude erdbebensicher ist und werde das auch nicht tun. Auch wenn ich es wichtig finde, dass die Schule nicht einstürzt. Genau so ist es beim Datenschutz: Er ist wichtig, aber fällt nicht in unseren Zuständigkeitsbereich. Sprechen wir über was anderes.« 

Genau so werde ich fortan jede Frage zu Datenschutz beantworten. Der Verweis auf Fachpersonen leistet zwei wichtige Dinge:

  1. Er macht deutlich, dass Lehrpersonen die Komplexität des Themas gar nicht erfassen können und mit ihrem Handeln möglicherweise eine falsche Sicherheit vorgaukeln, wo es gar keine geben kann.
  2. Er zeigt, dass Fachpersonen Bedingungen schaffen müssen, unter denen Lehrkräfte arbeiten können.

Die Weigerung, über Datenschutz zu sprechen, ist nicht ein Persilschein, um Schülerdaten irgendwie ins Netz zu laden. Vielmehr ist es ein Appell, grundsätzliche Dinge so zu klären, dass Schulen sinnvoll mit Digitalität umgehen können, ohne sich beim Einsatz einer digitalen Pinnwand fragen zu müssen, ob sie ein solches Tool auch nutzen dürfen.

Es ist auch nicht ein Aufruf zu Ignoranz, das Thema aus Lehrplänen zu streichen oder wegzusehen – sondern sich bewusst zu machen, welche Kompetenz Lehrende haben. Und welche sie gerade nicht haben. Dort wo es juristisches oder technisches Fachwissen braucht – dort sollten Lehrkräfte Diskussionen beenden, wenn sie nicht darüber verfügen. Und dort wo es darum geht, Rahmenbedingungen zu schaffen, sollten sie diese einfordern – statt darüber zu spekulieren, was in einer ungeklärten Situation getan werden darf und was nicht.

14 Kommentare

  1. Christy Walton sagt:

    Auf der Suche nach einem Schuldenkonsolidierungsdarlehen, ungesicherten Darlehen, Geschäftsdarlehen, Hypothekendarlehen, Autokrediten, Studentendarlehen, Privatdarlehen, Risikokapital usw.! Ich bin ein privater Kreditgeber und biete Kredite an Unternehmen und Privatpersonen mit niedrigen Zinssätzen und angemessenen Zinssätzen von 2%. E-Mail an: christywalton355@gmail.com

  2. Frank sagt:

    Immerhin bist du konsequent in deiner Einstellung: „Die Daten meiner Mitmenschen sind mir egal – unzählige extrene Ressourcen beim Aufruf deiner Startseite, alle großen Profilbildner dabei:

    1562951790.rsc.cdn77.org
    p77-sign-sg.tiktokcdn.com
    akamai.net
    akamaiedge.net
    byteoversea.com
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    edgecastcdn.net
    facebook.com
    facebook.net
    fbcdn.net
    google.com
    gravatar.com
    ibytedtos.com
    icon-icons.com
    kxcdn.com
    mncdn.com
    tiktok.com
    tiktokcdn.com
    twimg.com
    twitter.com
    twitter.map.fastly.net
    wordpress.coms ist mir auch egal“
    wp.com
    youtube.com

    Ich komme nicht umhin, deine Aussage „[…] Er macht deutlich, dass Lehrpersonen die Komplexität des Themas gar nicht erfassen können […]“ nur so deuten zu können: „Ich bin leider nicht in der Lage, die Welt in der ich lebe zu verstehen, und es ist mir auch egal – ich will aber trotzdem mitspielen“. Das kann ich echt nicht ernst nehmen, tut mir leid.

    1. Philippe sagt:

      Ich nutze eine WordPress.com-Installation, für die ich bezahle. Ohne irgendwelche Zusatzdienste. Wenn das für dich ein Problem ist, kann ich es tatsächlich nicht beheben. Und will auch nicht.

      1. Frank sagt:

        Dass du dich mit dem lästigen Thema Datenschutz nicht (mehr) befassen willst, wirst du ja nicht müde, überall zu verbreiten – also auch hier keine Überraschungen.

        Und: Es ist für mich kein Problem. Ich lese hier einfach nix mehr, der Verlust ist verkraftbar.

      2. Paul sagt:

        Äääääh … es ist ja aber trotzdem Deine WordPress-Installation und Du entscheidest welche Komponenten Du einbindest. Dass es Dir egal ist hast Du ja schon im Video zum Ausdruck gebracht. Aber damit ist eben Franks Kommentar absolut richtig. Schade 😦

  3. Tobias sagt:

    Jein würde ich sagen, mit einer klaren Tendenz zum Nein😉

    Ja, es müssten Bedingungen existieren, unter denen ich mir kaum Gedanken machen müsste, mich mit Datenschutz zu befassen. Gerade in der Verwendung digitaler Tools muss das gelten!

    Nein, ich muss mich dann trotzdem um Datenschutz kümmern und wissen, was ich beachten muss. Getreu dem Motto: der größte Fehler sitzt vor dem Bildschirm. Datenschutz meint einfach 1000x mehr als zu wissen, welches Tool Daten wo speichert.
    Akten nicht ungeshreddert in den Müll zu tun, nicht im Klarnamen vor dem versammelten Dorf über Schüler zu lästern, usw.

    All das galt in der analogen Welt schon immer. Und schon immer musste man das wissen, um den Datenschutz zu respektieren. Für die digitale Welt gilt das genauso. Meine SuS irrlichternd mal irgendwo anzumelden, ist wie auf dem Dorffest über sie zu reden. Mein dienstliches Tablet mit dem Passwort 1234 zu versehen, ist wie eine Akte ohne Vorsicht in den öffentlichen Müll zu tun. Wer das nicht zumindest weiß, kann nie umsichtig handeln.

    Und warum sollten Lehrkräfte sich im Gegensatz zu jedem anderen Arbeitnehmer gerade nicht um Datenschutz kümmern?

    Und wie soll eine Lehrkraft den eigenen Lernenden jemals vermitteln, verantwortungsvoll mit den eigenen und fremden Daten umzugehen, wenn sie sich über das Thema keine Gedanken machen muss?

  4. Meinrad sagt:

    Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Es hat mich schon oft gestört, dass die Verantwortung bezüglich IT auf einen Lehrer abgeschoben wird, weil „der sich damit bestimmt auskennt“, nur damit man keine Fachperson beiziehen und bezahlen muss.

    Die Lehrkräfte müssen sich darauf verlassen können, dass die ihnen zur Verfügung gestellten Datenablagen und Tools rechtskonform sind. Es muss einen Prozess geben, über welchen eine Lehrkraft ein neues Tool vorschlagen und dieses dann freigegeben oder abgelehnt wird.

    Aber das gilt auch für den umgekehrten Weg: die Lehrpersonen müssen sich an die Weisungen halten. Niemand baut den Sicherungskasten im Keller eigenhändig um. Genauso darf niemand eine Kopie der Schülerdaten in seine private Dropbox laden, nur weil es bequem ist. Leider erlebe ich es in der Praxis immer wieder, dass man sich nicht an Vorgaben hält.

  5. Anja Lorenz sagt:

    Schulhäuser werden nicht in Betrieb genommen, ehe sie nicht von Fachleuten abgenommen sind. Der gleiche Zustand übertragen auf digitale Plattformen wird dagegen eher beklagt. Dann gibt es das Tool halt nicht für den Unterricht. Ich weiß aber nicht, ob es dann lohnt, über den pädagogischen Einsatz eines Schul-Swimmingpools zu sprechen, das man weder gebaut noch abgenommen hat. Auch wenn im Digitalen der Swimmingpool quasi schon dasteht.

  6. raiwpjetpack sagt:

    (…ich sags mal bewusst platt rundheraus:)…jetzt bin ich so schlau wie vorher, Herr Wampfler…🙄…ich hab wunderbare Werkzeuge wie Seesaw, Kahoot!, Padlet, Plickers & Co. aber der Datenschutz sagt mir ich darf sie nicht anwenden wegen Server in USA usw…und ich kann das nicht ignorieren sondern muss mich daran halten…

    Gleichzeitig richtet sich mein Schulträger auf den Einsatz von MS Teams ein…🤷🏻‍♂️😏

    Und ich werd also weiter Arbeitsblätter kopieren und den Regenwald abholzen…😏

  7. Michael Dürr sagt:

    Bravo! Der Text ist präzise formuliert und das Beispiel könnte nicht treffender sein. Gerade heute früh habe ich das Thema wieder ausführlich diskutieren dürfen. Schulen (gesprochen aus deutscher Perspektive) brauchen Fachkräfte zur Unterstützung des Lehrpersonals. Ich möchte als Pädagoge kreativen Unterricht entwickeln und nicht ständig technische Probleme lösen oder mich mit dem Datenschutz ärgern (um nur zwei Beispiele nochmal aufzugreifen) …

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