»digital literacy« als Durchdringung oder als Ergänzung grundlegender Kompetenzen denken?

Unter Digital Literacy verstehe ich den kompetenten Umgang mit digitalen Artefakten oder Kulturprodukten. Da vieles, was Menschen heute herstellen, auch eine digitale Komponente oder Repräsentation aufweist, stellt sich die Frage, ob es sich um eine Modifikation, eine Art Update bestehender Grundkompetenzen handelt – oder um eine gänzlich neue Kompetenz.

Diese Darstellung aus der Mediendidaktik Kerres zeigt das Durchdringungsparadigma: Digital Literacy durchdringt in diesem Verständnis andere Kompetenzen und erweitert sie.

Auch diese Darstellung von Sarah Genner basiert auf dem Durchdringungsparadigma, auch wenn der Kompetenzenkatalog noch erweitert wird:

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In der Darstellung von Kerres könnte man dagegen bei der zweiten Vorstellung von einem Ergänzungsmodell sprechen – auch wenn der untere Pfeil Digital Literacy heißen müsste, weil es um Technik allenfalls im Sinne von Kulturtechnik geht.

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Welches Modell ist nun das richtige?

Diese Frage würde ich gerne ähnlich beantworten, wie Fachleute das Nature-Nurture-Problem bearbeiten. Ist der Mensch durch seine Gene oder seine Erziehung geprägt? Die Antwort: Das lässt sich genau so wenig entscheiden wie die Frage, ob die Länge oder die Breite mehr dazu beiträgt, dass ein Rechteck ein Rechteck ist. Ein Mensch ist immer durch Gene und Erziehung geprägt.

Entsprechend ist Digital Literacy etwas, was Grundkompetenzen durchringt *und*  einen zusätzlichen Kompetenzbereich hinzufügt.

Der Umgang mit Daten, die von Programmen verarbeitet in einem technischen, sozialen und ökonomischen Kontext verarbeitet werden, verlangt Kompetenzen, die mehr sind als »rechnen«, »schreiben« und »lesen«.

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