Welche Regeln für Snapchat gelten: wie sich Social Media wandeln

In einem MTV-Artikel erklärt Alison Hillhouse  die Faszination an Snapchat. Die Smartphone-App erlaubt es, Bilder und Videos zu verschicken – die im Gegensatz zu WhatsApp-Inhalten bei der Empfängerin nicht gespeichert werden, sondern nur eine kurze Zeit sichtbar sind und dann vom Server und den Geräten verschwinden (es gibt aber Möglichkeiten, die Bilder dennoch dauerhaft zu speichern). Die Bilder werden, wie man unten sieht, häufig bemalt und mit Text versehen. Sie können einfach an ganze Gruppe von Adressaten verschickten werden.

Fans der Milwaukee Bucks, einem Basketball-Team in den USA.
Fans der Milwaukee Bucks, einem Basketball-Team in den USA.

Inhalte von Snapchats sind oft Selfies, also Bilder des eigenen Gesichts. Daneben können auch eher zufällige Eindrücke und Objekte fotografiert und verschickt werden.

Hillhouse beschreibt die Neuartigkeit der Kommunikation mit Snapchat wie folgt:

Die App schafft ein neue Art von Nähe und bewahrt dennoch eine gewisse Distanz. Am einfachsten ist es, Snapchat als eine Mischung zwischen alltäglicher Konversation und dem Lesen von Social-Media-Feeds zu beschreiben.

Teenager, so ihre Vermutung, würden sich in einer zunehmend virtuelleren Kommunikationswelt nach dem face-to-face-Kontakt mit anderen sehnen, dabei aber die Möglichkeiten der Distanz, die Social Media ermöglichten, nicht aufgeben wollen. Zudem ist Snapchat äußerst bequem – die App erfordert kaum Aufwand.

Selfie von Radarie.
Selfie von Radarie.

Ihre Analyse ergänzt Hillhouse mit Snapchat-Regeln, welche für die Kommunikation unter Jugendlichen gälten (sie stammen aus einem Forum, bei dem Jugendliche ihren Umgang mit der App beschrieben haben):

  1. Wenn du verliebt bist, schicke zuerst Snaps und schreibe erst später. Snapchat-Nachrichten kann man allen schicken, auch wenn man sie kaum kennt. Am besten ist es, das Eis mit Gruppennachrichten zu brechen, aus denen dann 1:1-Unterhaltungen entstehen können.
  2. Schicke Menschen, die nicht zu deinen engen Freunden gehören, nicht zu viele Selfies.
  3. Selfies sollen wenig inszeniert sein, lustig und seltsam – außer in einer romantischen Beziehung. Dort muss der Look und das Licht stimmen.
  4. Schicke nicht zu viele Snaps. Fünf pro Tag und Person ist eine gute Regel.
  5. Achte darauf, wo du Snapchat-Inhalte betrachtest: Du weißt nie, was ein Video oder ein Bild zeigt.
  6. Öffne Snapchat-Nachrichten nie sofort, vor allem wenn du in eine Person verliebt bist. Bei besten Freunden gilt die Regel nicht.

Diese Regeln sind (unabhängig von ihrem konkreten Inhalt) ein schönes Beispiel dafür, dass die Möglichkeit einer nicht normierten, von Erwachsenen unberührten Kommunikationstechnologie automatisch eine Struktur erhält. Gewisse Verhaltensweisen werden nur solche Normen als erwünscht und erwartbar gekennzeichnet, andere abgewertet.

Snapchat selbst zeigt, wie differenziert Kommunikationsvorgänge in Neuen Medien betrachtet werden müssen. Waren Social Media gestern anonym, textlastig und öffentlich, so sind sie heute an Offline-Identitäten gebunden, visuell und privat.

Quelle
Quelle

Zusatz 2. Februar: Zwei kleine Ergänzungen und Präzisierungen aufgrund der Kommentare.

4 Kommentare

  1. irgendeiner sagt:

    Der ehemalige Schüler bringt es – wenn auch nicht besonders schön aufbereitet – auf den Punkt.

  2. ehemaliger schüler sagt:

    Alison Hillhouse scheint selber nicht zu der Zielgruppe zu gehören,
    sie ist ja auch Senior irgendwas bei MTV Insight.

    MTV Insight vermittelt den Eindruck eines „klischeehaften“
    Boulevard-Magazins,
    aber von Boulevard-Magazinen ist man ja bekanntlich qualitativ
    hochwertiges gewohnt, in Puncto Erziehung/Medienpädagogik..

    >> Diese Regeln sind ein schönes Beispiel dafür, dass die Möglichkeit
    einer nicht
    >> normierten, von Erwachsenen unberührten Kommunikationstechnologie
    automatisch
    >> eine Struktur erhält.

    Ja, schön, ganz automatisch, ganz von selbst, von Menschen die selber
    aus der Altersgruppe kommen und nicht „irgendwas“ machen, damit die
    eigene Webseite öfter besucht wird. Nicht von einer Firma mit lediglich
    finanziellen Interessen, sondern jemandem der sich um die kritische
    Betrachtung von neuen Möglichkeiten bemüht (kritische Betrachtung heisst
    nicht Bewahrpädagogisch).

    4. Schicke nicht zu viele Snaps. Fünf pro Tag und Person ist eine gute
    Regel.
    Ja – eine gute Regel. Warum? Ist doch egal. Dort steht das 5 gut ist.
    dann ist das so.
    (wer sich von 5 sinnlosen/behinderten Fotos genervt fühlt, der fühlt
    halt nicht am Zahn der Zeit, wäre gut wenn dort gleich der Hinweis
    angebracht wäre diese Person zu brandmarken, über sie herzuziehen und
    auf keinen Fall das Gehirn anzuschalten und mal zu reflektieren warum
    dieser Person das vielleicht zu viel sein könnte… alle Personen sind
    ja gleich, daher ist 5 pro Tag pro Person sehr gut!!)

    6. Öffne Snapchat-Nachrichten nie sofort, vor allem wenn du in eine
    Person verliebt bist. Bei besten Freunden gilt die Regel nicht.

    Das ist wiederum ein guter Hinweis, denn bei Liebe und Krieg gelten
    andere Maßstäbe.

    Herr Wampfler, ich dachte Sie wären so etwas wie ein Medienpädagoge, da
    hätte ich mehr Inhalt für so einen Artikel erwartet.

    Aber letztendlich haben Sie es doch gut gemacht, wie in den großen
    Medien.
    Ein bisschen Text ein bisschen Zitate, ein bisschen Bilder/Fotos (Sogar
    links haben Sie eingefügt!). Alles in allem aber eher sinnlos.

    1. Ich verstehe diese Kritik nicht ganz. Hillhouse – das werde ich im Artikel noch etwas deutlicher machen – zitiert Regeln, die Jugendliche auf einem Podium selbst formuliert haben. Es sind nicht ihre Regeln, sondern die bzw. ihre MitarbeiterInnen, sie im Gespräch aufgenommen haben.
      Eigentlich ist es völlig irrelevant, wie diese Regeln letztlich lauten – interessant ist vielmehr, dass es sie für jede Gruppe von Menschen gibt.

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