Seit letzte Woche mit blickamabend.ch der erste deutschsprachige Buzzfeed-Klon gestartet ist, verbreitet sich eine neue Textsorte: So genannte Listicles. Der Zusammenzug aus »List« und »Article« führt zu einer nummerierten Liste, in der ein Thema mit einer Kombination von Schlagzeilen, Bildern und Kommentaren dazu. Ich habe dazu selbst ein Beispiel gebastelt: Ein Kafka-Listicle.
Die Frage, wie leistungsfähig das Format ist, will ich hier nicht ausführlich abhandeln. Es entstammt aus einem Infotainment-Ansatz, der Informationen unterhaltsam verpackt. Viele Listicle-Geschichten sind rein unterhaltsam, einige haben durchaus einen Informationsgehalt, den man ernst nehmen kann. Hier ein Beispiel:
Eine Klasse habe ich beauftragt, Listicles zu schreiben. Folgende Schritte ermöglichen einen einfachen Zugang:
- Lektüre von Listicles.
- Beschreibung der wesentlichen Merkmale (nummerierte Liste – Zusatztipp von Simon Haering: die Anzahl sollte ungerade sein, um zu zeigen, dass sie nicht fertig ist -, Text-Bild-Kombination, Quellenangaben, auch bewegte Bilder, häufig .gifs).
- Vereinbarung des Themas und es Umfangs zu schreibender Listicles.
- Tools für Listicles: Tackk ermöglicht es, enorm einfach eine kleine Webseite zu schrieben, auf der ein Listicle Platz hat.
- Für gifs empfiehlt sich makeagif, dort können Bilder und Videos problemlos verarbeitet werden.
Ist es nun sinngemäß, jede Modeerscheinung in den Unterricht einfließen zu lassen? Rainer Stadler, Medienjournalist bei der NZZ, findet nicht:
Tatsächlich: Schülerinnen und Schüler lernen nicht besser zu schreiben, weil sie das digital tun. Elementare Kompetenzen können mit vielen verschiedenen Textsorten gelernt werden. Und der motivierende Effekt der digitalen Lerntätigkeit wird häufig genug durch die Frustrationen im Umgang mit Technik kompensiert.
Warum also Listicles im Unterricht? Die Kombination von Analyse und eigenem Produzieren führt einerseits zu einer Erkenntnis darüber, wie Medienprodukte, die wir täglich konsumieren, entstehen. Ob nun Balladen gedichtet oder Listicles geschrieben werden: Ein Verständnis, dass Textsorten Regeln vorgeben, mit denen ein kreativer Umgang möglich ist, ist für mich entscheidend. Andererseits ist die Kombination von Text und Bild bzw. bewegtem Bild eine Fähigkeit, die immer stärker gefragt wird und in der formale und inhaltliche Aspekte einander herausfordern.
Ich finde die immer häufiger anzutreffende Kombination von Text mit Film äusserst lästig, weil der Film im Gegensatz zu erläuternden Bildern mit vorgegebener Geschwindigkeit angeschaut werden muss.
Hat dies auf Pascal Wiederkehr rebloggt und kommentierte:
Schade, dass dies bisher hauptsächlich mit eher sinnfreien Inhalten gemacht wird. Grundsätzlich ist die Idee aber spannend. Solche Listicles regen zum Weiterdenken an, gerade weil sie einfach aufbereitet sind.