Meine Tweets, also die kurzen Nachrichten, die täglich versende, werden von 2’430 Profilen aus verfolgt – so viele andere Userinnen und User »folgen« meinem Profil nämlich; d.h. meine Nachrichten werden ihnen angezeigt, wenn sie sich ins soziale Netzerk Twitter einloggen.
Ich selber folge über 1000 anderen Profilen. Das Folgen ist unilateral: Die Konten, denen ich folge, müssen mir nicht folgen – und umgekehrt.
Heute wurde ich gefragt, was meinen »Follower-Erfolg begründet«. Ehrlich gesagt: Ich kann es gar nicht wissen. Viele der Profile, die mir folgen, werden von Programmen betrieben, die bestimmte Stichworte zum Anlass nehmen, Profilen zu folgen. Einige mögen mir folgen, weil sie sich über meine Meinungen aufregen wollen, andere finden die Texte, die ich verlinke, meistens spannend. Und weitere haben vielleicht längst aufgehört, Twitter zu benutzen.
Dennoch versuche ich hier mal meine Prinzipien im Umgang mit Twitter zu beschreiben, die zu dieser Menge an Nachrichten und Kontakten geführt haben könnten.
- Geduld.
Ich bin seit sechs Jahren auf Twitter (zunächst mit dem Account @kohlenklau). Seit vier Jahren bin ich wohl sehr aktiv, das heißt ich schreibe rund 20 Tweets pro Tag. So kommen immer wieder ein paar Follower dazu – aber nie viele. - Auf Spam verzichten.
Ich verschicke – so weit ich das vermeiden kann – nie automatisierte Nachrichten, Werbebotschaften oder inhaltslose Botschaften. Wiederholte Hinweise auf meine Inhalte limitiere ich streng: Ich verweise auf Blogposts meist zwei Mal (auch nicht immer). - Freundliche Umgangsformen.
Ich antworte auf alle seriösen Fragen und Kommentare, bleibe auch bei hitzigen Diskussionen sachlich und anständig und behandle andere in der Regel so, wie ich auch behandelt werden möchte. - Content First.
Mein Ziel ist es, Informationen zu verbreiten oder sachliche Diskussionen zu führen. Der Inhalt steht dabei im Vordergrund und ich erachte es als meine Pflicht, ihn auf seine Qualität zu prüfen. Ich verlinke interessante Artikel nur dann, wenn sie nicht schon starke Verbreitung gefunden haben, ich vermeide das Wiedergeben von bekannten News und versehe meine Links mit Kommentaren und Hinweisen. - Andere User einbeziehen.
Wenn ich Informationen von jemandem übernehme, gebe ich das in der Regel an. Ich antworte anderen Menschen auf ihre Nachrichten und fordere sie zu Diskussionen heraus. Ich erwähne andere Leute zudem direkt und verzichte auf Non-Mentions. - Themen besetzen und Profil gestalten.
Ich bin an vielen Themen interessiert und besetze einige davon auf Twitter – d.h. ich äußere mich regelmäßig dazu und bin informiert, was gerade läuft. Allerdings ist mein Profil nicht besonders geschärft: Ich diskutiere über Sport, Gender, Schweizer Politik, Medien, Philosophie, Bildung und Social Media. Damit überschneiden sich einige Themenfelder. - Leuten zurückfolgen.
Für mich stellt es keine Pflicht dar, den Profilen zu folgen, die mir folgen. Aber anderen Menschen, die sich für dasselbe interessieren und mit mir interagieren, folge ich im Normalfall.
Die Ausnahmen zu meinen Prinzipien möchte ich nicht auflisten – es wären zu viele und zu verschiedene; mal entsteht eine persönliche Abneigung, manchmal mache ich im Affekt Fehler. Vielmehr möchte ich noch einige Rückmeldungen auflisten, die ich im Sinne von Kritik an meinem Profil schon erhalten habe (und an denen ich arbeite, wenn ich es nicht vergesse):
- Ich verstricke mich in zu lange Diskussionen, die dann die ganze Timeline anderer User besetzen.
- Ich zeige zu wenig von mir persönlich und wirke durch meine sachliche Argumentation oft sehr hart und humorlos.
- Ich beanspruche in unzähligen Gebieten Kompetenz und äußere zu allem meine Meinung.
- Mein Twitter-Rhythmus ist generell zu hoch: Es ist kaum möglich, alles zu lesen, was ich verbreite (diese Kritik gibt es auch an meine Blogposts).
Wahrscheinlich habe ich sowohl Prinzipien als auch Kritik an meinen Aktivitäten vergessen – und freue mich deshalb über Ergänzungen.
Spannend, spannend, spanned, ja, für mich hätte ich schon noch eine Ergänzung. … Auf #twitter, wenn man eine Reaktion bekommt, die einen irritiert, erst mal nicht irritieren lassen/entfolgen/blocken. Das zwei drei mal geschehen lassen oder auch interagieren.
Also in anderen Worten, sich eine „dickere Haut“ anschaffen, als man sie im realen wohl hat.
Weil…
… in 140 Zeichen manchmal herber klingt, was man offline ausschweifend sagen würde.
… in 140 Zeichen die Mimik und Gestik fehlt/fehlen kann.
… in 140 Zeichen Humor erst nach dem x-te Male mit ungeübtem Gegenüber funktioniert.
Aber nach einer Weile… können sich genau jene Accounts, die einen am Anfang irritieren, als lohnend erweisen.
Also weißt Du/wisst ihr, was ich meine?
Ein schönes WE wünscht in die Runde
#twitter @mons7.
Danke für deine spannenden Gedanken, die mir als Twitter-Novize Aufschlüsse geben. Wie man das Gezwitscher von so vielen Followern noch auseinanderhält und „bewirtschaftet“, hat mich schon seit einiger Zeit wundergenommen. Du gibst eine plausible Antwort (ich versuche es bei meinen 300 im Moment mit der Listen-Funktion, Betonung liegt auf „versuchen“). Mein Eindruck nach rund zwei Monaten ist, dass generell zu viel gezwitschert wird und ich nicht mehr zwischen relevanten Zwitschereien, Reviergezwitscher und selbstverliebten Balzgesängen unterscheiden kann. Deine Prinzipien würden sich sehr gut als Grundlage für einen Zwitscher-Codex eignen!
PS: WIe machen das eigentlich die Vögel? Vorbildfunktion?;-)