Zu so genannten Shooter-Spielen (oder »Killerspielen«) und Amokläufen wurde schon viel gesagt. Einiges davon ist Unsinn: Das Spielen am Computer bringt einen Menschen nicht dazu, andere und sich selber umzubringen. Selbst wenn man eine Korrelation feststellen könnte, lässt sich daraus keine Kausalität ableiten; d.h. wenn Amokläufer oft Shooter mögen, dann heißt das noch lange nicht, dass die Shooterspiele die Ursache für die Amokläufe sind. Deshalb ist es auch falsch anzunehmen, ein Verbot bestimmter Spiele könnte Gewalttaten verhindern.

Der entscheidende Punkt ist aber, wie es Menschen verändert, wenn sie tage- und nächtelang am Bildschirm andere Menschen in realitätsnahen Simulationen töten. Bert te Wildt ist der Ansicht, dass dabei oft Suchtverhalten vorliegt: Es trete oft mit anderen Krankheitsbildern kombiniert auf und verlagere einen Teil der Beziehungsarbeit ins Mediale. Dadurch werde die Fähigkeit, Empathie zu empfinden, eingeschränkt – weil es im Medialen keine Möglichkeit gebe, zu helfen. Letztlich handle es sich um Realitätsflucht, Bedürfnisse und Emotionen, mit denen real nicht umgegangen werden kann, werden in eine virtuelle Dimension verschoben.
Meiner Meinung nach können Eltern und Erziehende viel einfacher die Frage stellen, warum eine Jugendliche, ein Jugendlicher es als Freizeitbeschäftigung ansehe, andere Menschen zu töten. Was macht daran Spass? Was führt zu einer Befriedigung? Warum muss Gewalt in abscheulicher Detailtreue simuliert werden? Warum setzen sich Jugendliche Programmen aus, mit denen Soldaten das effiziente Töten lernen?

Letztlich scheint mir das ein entscheidender Punkt zu sein: Gewalttätige Menschen, die Gewalt in Simulation üben, können damit Gewalt zu ihrem Alltag machen, sie als Routine erleben, sie üben und damit andere Bedürfnisse und Emotionen überdecken. Das scheint mir das Problematische zu sein, was nicht mit Verboten zu lösen ist, sondern mit erzieherischer Arbeit und dem Status von Gewalt in einer Gesellschaft.