Hass: @nainablabla und der Kool-Aid-Point

Eine deutsche Gymnasiastin hat mit einem Tweet eine Bildungsdiskussion ausgelöst. media.media.d049e9f2-5840-4e24-a3b9-dc8d2d154c10.normalizedDer Tweet ist weder ganz frisch noch ist es die Diskussion. Der schlaue Satz von Seneca, »wir« würden nicht fürs Leben, sondern für die Schule lernen (non vitae, sed scholae discimus), hat viele Menschen so stark verunsichert, dass er sogar verkehrt rum an Schulen gemalt wurde. Dabei wäre die Einsicht trivial: Die Schule ist ein System, das allenfalls Werkzeuge ausbilden kann. Den Transfer in den Alltag müssen Menschen selbst bewältigen. Das können sie auch – sofern der Staat Steuererklärungen nicht so kompliziert macht, dass nur Fachleute sie auszufüllen in der Lage sind.

Primarschule in Niederems, Wikimedia Commons
Primarschule in Niederems, Wikimedia Commons

Darum soll es hier auch nicht gehen – sondern um den Kool-Aid-Point. »to drink the Kool-Aid« sagt man auf Englisch, wenn jemand an etwas glaubt, ohne es kritisch zu hinterfragen. Der Kool-Aid-Punkt ist dann überschritten, wenn eine Person oder eine Marke große Resonanz gefunden haben. Dabei sind Frauen besonders gefährdet: Erhalten sie für etwas viel Aufmerksamkeit, setzt eine Welle der »Anti-Viralität« ein. Angestachelt von besonders leicht Gekränkten oder Neidern arbeiten sie sich an der Person ab, welche die Kool-Aid, eine Limonade, ausgeschenkt hat.

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In diesem Fall hat Naina den Kool-Aid-Point schnell erreicht. Es dauerte nicht eine Woche, bis ihr die Lust am Twittern vergangen ist. So klar das zeigt, dass die Kool-Aid-Theorie die Realität gut beschreiben kann, so bedenklich ist das Fazit: Viel Aufmerksamkeit gibt es im Netz für Frauen heute nur gepaart mit Hass.

https://twitter.com/nainablabla/status/555875429391663105

Weiß man das, kann man zwei Dinge tun:

  1. Sich und andere darauf vorbereiten.
  2. Nicht mitmachen bei antiviralen Kampagnen.

(Und bevor jemand sagt, ich würde Kritik verbieten wollen: Naina hat sich selbst kritisch mit ihrer Äußerung auseinandergesetzt. Wie jeder vernünftige Mensch ist sie sicher bereit – kennen tue ich sie nicht – in einer anständigen Diskussion andere Argumente anzuhören. »Argumente« und »anständige Diskussion« würde ich unterstreichen, wenn ich mir das typographisch erlauben würde.)

2 Kommentare

  1. Wäre das nicht bei einem jungen Mann genau so gewesen? Warum nicht?

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