Was bedeuten Social Media 2023 für Jugendliche?

Nächste Woche spreche ich mit einer Gruppe von Fachpersonen aus der Medizin über die Verwendung von Social Media durch Jugendliche. Die Frage ist, was in diesem Bereich neu ist, was sich entwickelt hat.

Hier eine kurze Zusammenfassung meines Vortrags. Die Folien und Links dazu findet man hier.

Grundsätzlich ist das »social net«, wie wir es kennen, tot. Das bedeutet: Die Plattformen, auf denen sich Jugendliche heute bewegen, folgen nicht Gesetzmäßigkeiten, nach denen Social Media konzipiert wurden. Am einfachsten lässt sich das daran zeigen, wie die Auswahl von Inhalten stattfindet. Ursprünglich war etwa Facebook gedacht als eine Kontaktaufnahme mit Menschen, die wir kennen oder kennen könnten – also mit »friends« und »friends of friends«. Das »social« an Social Media war die Verlinkung mit anderen Profilen.

Das hat in einem zweiten Schritt etwas Unbehagen verursacht, weil plötzlich deutlich wurde, dass sich Menschen mit viel mehr Profilen verbinden, als sie kennen, dass wir uns auch an Diskussionen beteiligen, bei denen wir die Gesprächspartner*innen nicht kennen. Das war dann sowas wie eine Influencer-Kultur, die geprägt wurde von Resonanz: Die Plattformen haben gezeigt, was laut ist und viele Reaktionen auslöst – das wurde dann als wichtig taxiert. Influencer haben Reichweite aufgebaut und diese dann benutzt, z.B. um Geld zu verdienen.

Aktuell erleben wir eine dritte Phase: Algorithmen steuern, was User*innen zu sehen bekommen. Das ist weder von sozialen Netzwerken noch von Influencer*innen abhängig, sondern wird über bestimmte (geheim gehaltene) Messwerte gesteuert.

Der Effekt bewirkt bei TikTok eine individuelle Abstimmung. Wer den TikTok-Algorithmus trainiert hat, erhält Videos, die zu einem passen. Die interessant sind, sich wichtig anfühlen. Die müssen nicht gefunden werden, sie finden einen. Bzw. der Algorithmus findet sie für einen.

Dadurch werden Menschen anfällig für Ideologien. Diese werden algorithmisch verstärkt und individuell so runtergebrochen, dass sie nicht von bestimmten Menschen oder Machtverhältnissen auszugehen scheinen, sondern sich quasi natürlich anfühlen, als hätten wir sie selber entdeckt, als wären sie Selbsthilfe.

Als Beispiel werde ich im Vortrag auf Andrew Tate eingehen, der jungen Männern einredet, eine gute Arbeitsethik würde ihnen dabei helfen, ihre sexuellen Bedürfnisse zu befriedigen und im Leben erfolgreich zu sein. Dazu verwendet er eine Strategie, die ideal auf algorithmisch gesteuerte Plattformen abgestimmt ist.

Die etablierten sozialen Netzwerke verschwinden nicht. Vielmehr sind sie teils von allen Apps geworden, die wir im Beruf und in der Freizeit verwenden. Die Aufgabe, sich digital zu inszenieren und zu vernetzen entfällt nicht, sie ist aber nicht mehr Hobby oder digitale Extravaganz, sondern Arbeit.

2 Kommentare

  1. Anonymous sagt:

    Hallo Phillip,
    eine Frage: Das was du da unter craft sortiert gespeichert hast, was ist das für ein Tool?
    Viele Grüße

    Fabian

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