Vorstellung: Interaktive Texte mit Twine

Twine ist ein Tool, das ich bislang übersehen habe – obwohl es enorm elegant, einfach und nützlich ist. Da ich gerade ein Buch mit dem Titel »Digitales Schreiben« abschließe, möchte ich es als Beispiel einbetten – und stelle es hier etwas ausführlicher vor.

Twine ist ein Editor, mit dem nicht-lineare und interaktive Texte gestaltet werden können. Was heißt das?

  1. Die Lektüre der Texte erfolgt nicht vom ersten bis zum letzten Satz, sondern springt zwischen verschiedenen Teilen (nicht-linear).
  2. Dieses Springen hängt von Entscheidungen des Lesers oder der Leserin ab.

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    Beispiel: web2write.github.io/TwineTextAbenteuer/

Es entsteht also ein Hypertext, von dem Stephan Promobka (»Schreiben unter Strom«) sagt, er ermächtige »die Leser, selbst Autor zu sein. Sie sollten fortan den eigenen Weg durch die Geschichte ermöglichen«.

Twine zeigt aber, dass dieses Prinzip nicht nur für Geschichten, sondern auch für Sachtexte sinnvoll ist.

Nele Hirsch hat eine wunderbar interaktive Einführung zu Twine gestaltet. Die Pointe: Die Einführung ist mit Twine gemacht, sie kann im Twine-Editor bearbeitet und erweitert werden.

Ich fasse hier nur kurz zusammen, was Nele viel anschaulicher und ausführlicher formuliert hat:

Wer einsteigen will, ruft twinery.org auf und lädt das Tool entweder runter oder benutzt es direkt im Browser.

Dann erscheint ein Editor, der wie folgt aussieht: Er zeigt die Textblöcke und ihre Verlinkung.

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Textteile werden mit einfachem Markdown geschrieben: Das heißt es braucht keinen Programmcode, aber ein paar einfache Markierungen, um etwa Verlinkungen oder bestimmte Darstellungsformen erzeugen zu können.

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Abschließend müssen die Twines noch irgendwo im Netz abgelegt werden, damit ein Publikum damit interagieren kann.

Wie setzt man Twine im Unterricht ein?

  1. Frank Sindermann diskutiert hier einige Beispiele, bei denen es etwa um Adaptionen literarischer Texte oder die Diskussion ethischer Entscheidungen geht.
  2. Nele betont, dass Twine ein Tools ist, das sich schnell oberflächlich und mit etwas Einarbeitungszeit für komplexere Anwendungen nutzen lässt. Es erlaubt so auch den Einstieg in HTML-Kenntnisse, ohne direkt programmieren zu müssen.
  3. Bei Neles Zugang stehen Tutorials im Vordergrund, in die sie auch Youtube-Filme einbettet.

Das bekannteste Twine-Beispiel ist die Depression Quest von Zoe Quinn (die ich schon kannte, bevor ich etwas von Twine wusste). Leider finde ich keine anspruchsvollen deutschsprachigen Beispiele – kennt ihr welche?

4 Kommentare

  1. gibro sagt:

    Im Ramen eines Praktikumsprojektes ist eine Geschichte entstanden, bei der man in einem Deutschland lebt, in dem die AfD den Bundeskanzler stellt, es geht um Politik, die uns alle angeht, eine Auseinandersetzung mit Rassisten. Das Projekt ist mittlerweile 2 Jahre alt: https://dotcomblog.de/auf_der_flucht.html

  2. Auf der interStudies Jahrestagung „UPtoDATE: Hochschullehre im digitalen Zeitalter“ am 24. Oktober 2019 in Greifswald (https://www.uni-greifswald.de/studium/ansprechpartner/qualitaet-in-studium-und-lehre/projekt-interstudies/veranstaltungen/jahrestagung/2019-uptodate-hochschullehre-im-digitalen-zeitalter/) gab es einen Workshop von Julix Kettler zu dem Werkzeug. Hier ist das damals entstandene Padlet zu „Spielbasiertes Lernen mit interaktiven Geschichten“: https://padlet.com/julix_kettler/41ltuqqv3bjr

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