Erschweren Social Media Produktivität und Fokus?

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Auf die Frage von Dominikus Herzberg hat Martin Lindner schon direkt geantwortet:

schaffe ich ja auch nicht. aber ohne das wäre es noch viel schlimmer (isolierter, steriler) […] es geht darum, eine positive Turbine in Gang zu setzen

Mein Beruf isoliert mich zwar weniger als Martin, aber gleichwohl sind die Verbindungen, die vor allem über Twitter möglich sind, von hohem Wert für meine Arbeit. Die schöne Formulierung der »positiven Turbine« beschreibt schön, was persönliche Lernnetzwerke bewirken können. Nur: Um dieses Ideal geht es bei der Frage nur am Rande.

Ich habe verschiedentlich darüber gebloggt, wie ich mit der Unterstützung von Social Media arbeite: Neben einer Reihe von Grundsätzen habe ich Twitter auch schon als digitale Zigarettenpause beschrieben. Auch der Gedanke von Perry, die Ablenkung sei es gerade, die uns produktiv mache, ist verführerisch. Selbstverständlich ist, dass konzentrierte Arbeit sich kaum mit parallelen Kommunikationsvorgängen koppeln lässt. Doch solche Konzepte halte ich immer ein stückweit für einen Selbstbetrug.

Die ehrliche Antwort: Twitter ist eine permanente Übung. Es verlangt Selbstachtsamkeit, Selbstbeobachtung, Selbstdisziplin. Bin ich müde, verärgert, gestresst, twittere ich anders als wenn ich ausgeschlafen den Laptop öffne. Phasenweise gelingt es mir, verschiedene Funktionen von Twitter auseinanderzuhalten (ich eigentlich mehrere Netzwerke und spreche verschiedene Publika an), dann wieder nicht. An bestimmten Tagen erhalte ich über Twitter vier wertvolle Links, mit denen ich eine Lektion vorbereiten oder einen wissenschaftlichen Aufsatz voranbringe – dann reibe ich mich in passiv-aggressiven Diskussionen mit Gesprächspartnern (Frauen sind da die ganz große Ausnahme) auf, die nichts bringen.

Hier fallen viele Entscheidungen an, die konstantes Üben bedingen. Sprachlich wird das am schnellsten erfahrbar: Fällt es zu Beginn schwer, Beiträge auf 140 Zeichen zu beschränken, so kippt das Denken rasch und die passenden Formulierungen fallen leicht. Aber auch im Verhalten, in der Antizipation der Wirkung auf andere, der eigenen Emotionalität und Arbeitsweise, des eigenen Denkens sind verschiedne Übungsvorgänge im Gang. Nicht nur auf Twitter, gerade auch in Kombination mit anderen sozialen Netzwerken.

3 Kommentare

  1. ibieler sagt:

    Hat dies auf teaching knowledge and creativity rebloggt und kommentierte:
    „Positive Turbine“ – diesen Ausdruck find ich treffend. Er beschreibt genau die Wirkung von Twitter: Motor für das Denken, es setzt die grauen Zellen immer wieder in Schwingungen.

  2. lernbegleiterin sagt:

    Und dass eine Lesekontrolle hilfreich ist… -treffend!-

  3. lernbegleiterin sagt:

    Die „3S – Selbstachtsamkeit, Selbstbeobachtung, Selbstdisziplin“ finde ich sehr treffen benannt. Und dass sich die Routinen in Hinblick auf Produktivität und Fokus verändern können, stelle ich beispielsweise bei mir fest.

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