Wer hat schon Lust, Meisterwerke der Literatur, gleich wie deren Autoren heissen mögen, auf einem Tablet zu geniessen? Die bereichernde und beglückende Lesefreude besteht auch darin, ein richtiges Buch in den Händen zu halten.
Das Zitat aus André Pfenningers Kommentar zum Salon du Livre Genève ist symptomatisch für eine Haltung, die ich nostalgisch nennen möchte. Sie besagt, dass der Prozess des Lesens mit Materialität verbunden sein müsse, und zwar mit einer bestimmten: Papier, Druckfarbe und einem Einband.
Viele Menschen haben sich daran gewöhnt, so zu lesen. Sie erinnern sich an wundervolle Bücher, die sie als physische Bände in den Händen gehalten haben, und bilden sich ein, der Prozess des Lesens müsse diese sinnliche Komponente (schnell wird vom Gewicht der Bücher geredet, von ihrem Geruch etc.) enthalten.

Muss er nicht. Lesen ist das Entziffern eines symbolischen Codes, den ein anderer Mensch verwendet hat, um sich auszudrücken. Entziffern und codieren sind gänzlich virtuelle Prozesse, welche die Mittelbarkeit der physischen Welt nicht notwenidgerweise bedürfen. Überträgt man die nostalgische Haltung auf die gesprochene Sprache, wo müsste man behaupten, ein Gespräch verlöre etwas von seinem Gehalt, wenn es nicht auf eine Platte eingeritzt oder eine CD gebrannt würde, weil man es nur so in den Händen halten kann.
Ich kann und will niemandem vorschreiben, wie sie oder er zu lesen hat. Wer physische Bücher mag, darf sie gerne kaufen und lesen und sammeln – das tue ich auch. Aber es ist sinnlos, zu behaupten, der Prozess des Lesen müsse eine physische Dimension enthalten, weil das einfach nicht stimmt. Genussvolles, tiefgreifendes Lesen ist auf einem Tablet, einer virtuellen Brille oder einem futuristischen Display genau so möglich wie auf einer Papyrusrolle. Der Prozess des Lesens hat sich in der Kulturgeschichte der Menschen immer wieder verwandelt. Das ist kein Grund zum Jammern.
(Hier habe ich schon einmal darüber nachgedacht, wie sich lesen wandelt und was das für die Schule heißt.)
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Natürlich kann man auf Tablets auch lesen, keine Frage. Aber längere pdf.s drucke ich mir lieber aus! 😉
Es ist einfach angenehmer zu lesen, keine Ahnung warum. Gewohnheit ist es nicht, denn ich lese auch viel im Internet, aber eher Blogs und Zeitungsartikel.
Sich mit einem Buch zurückzuziehen, das hat schon was ! ;-))
Und … wenn man Texte am PC schreibt und diese korrigieren muss, so übersieht man am Bildschirm ungleich mehr Fehler als auf Papier, das ist Tatsache. Wahrscheinlich haben die Augen Papier lieber! 😉
Sehr schön beschrieben: Ich führe diese Diskussion auch relativ häufig, und ich sage immer das das lesen mit einem Tablet auch eine physische Dimension hat.
Ich persönlich liebe die Haptik meines Kindles oder meines iPads oder meines Surfaces 😉
Mein Lieblingsbeispiel ist meine Tante der wir vor zwei Jahren zu Weihnachten ein Kindle geschenkt haben und als wir erklärten das sie von nun an darauf ihre Bücher lesen kann ein sehr langes Gesicht gemacht hat.
Heute kann ich sie von Ihrem Kindle gar nicht mehr trennen.