Die folgende Idee habe ich von meinem Kollegen Severin Brunold übernommen, der unter schuleundki.ch viele wertvolle Ideen zum Umgang mit KI in der Schule veröffentlicht. Die Idee für die Hinführung stammt von Sara Alloatti.
Denkt man über KI und Schule nach, so geht es in sinnvollen didaktischen Settings um eine Balance: Die Möglichkeiten von KI sollen für sinnvolle Arbeits- und Lernformen genutzt werden können, ohne Skill Skipping zu begünstigen. In der Darstellung von Isabella Buck sollten wir uns also auf der rechten, nicht auf der linken Seite befinden.

Eine Methode, mit der das gelingt, läuft über handschriftliche Mindmaps. Diese Mindmaps werden in der Vorbereitung auf einen Leistungsnachweis angefertigt (das kann das Verfassen eines Textes sein, das Bearbeiten von Prüfungsaufgaben oder ein Fachgespräch). In Schüler:innen arbeiten in drei Schritten:
Schritt 1: Was ich schon weiss.
In einer ersten Farbe (hier schwarz) stellen die Lernenden ihr Vorwissen dar. Dieses kann durchaus auch schon auf einer ersten Auseinandersetzung mit dem Thema beruhen, es ist also möglich, diesen Arbeitsschritt nach ersten Unterrichtseinheiten durchzuführen. Die Arbeit erfolgt mit Papier und Stift, ohne digitale Hilfsmittel.

Schritt 2: Was andere wissen.
Nach dieser ersten Arbeit findet ein Gespräch mit einer oder mehreren anderen Person statt, die sich mit dem Thema auseinandergesetzt hat bzw. haben. Das können Schüler:innen sein, denkbar ist aber auch, dass eine Lehr- oder Fachperson an diesem Gespräch beteiligt ist.
Die Erkenntnisse aus diesem Gespräch werden anschliessend auf dem Mindmap mit einer weiteren Farbe ergänzt (hier blau).

Schritt 3: Was die KI mir zeigt.
Im letzten Schritt arbeiten die Lernenden mit einem KI-Tool, z.B. einem von der Lehrperson aufgesetzten Fobizz-Assistenten. Die Einsichten werden wiederum handschriftlich auf das Mindmap übertragen (hier rot).

Die Vorzüge der Methode
Dieses Vorgehen hat eine Reihe von Vorzüge:
- Die handschriftlichen Mindmaps erfordern eine Verdichtung und eine Aneignung von Wissen. Es ist nicht möglich, KI-Output als eigene Leistung auszugeben oder unreflektiert zu übernehmen. Die Schüler:innen müssen sich überlegen, was sie von den KI-Arbeiten übernehmen wollen und wie sie das darstellen.
- Die Struktur des Wissens ist eine eigene. Schüler:innen erfahren praktisch, dass die Wissens-Ebenen (Vorwissen, eigenes erworbenes Wissen, Wissen anderer Personen und Wissen in den KI-Datenbanken) sich überlagern und ergänzen. Sie sehen, dass sie selber viel wissen und eigene Zugänge zu Wissensbestände erarbeiten können. Das Gefühl der Ohnmacht ist kleiner als bei der unreflektierten Arbeit mit KI.
- Lernende können die Möglichkeiten von KI für die Bearbeitung von Aufgaben beiziehen, ohne diese Bearbeitung an die KI abgeben zu können.
- Lehrpersonen können auf den Mindmaps (die sich problemlos auch in die Beurteilung einbeziehen lassen) nachvollziehen, wie die Schüler:innen vorgegangen sind und wo sie beim Wissenserwerb besonders erfolgreich gewesen oder gestolpert sind.
- Die Schüler:innen erfahren auch Beschränkungen und Bias der KI, weil sie in zwei Schritten schon vor der Arbeit mit den Tools Wissen strukturiert haben. Bei meiner Arbeit an einem Mindmap zu Computerspielen sind einige Aspekte in den KI-Antworten nicht aufgetaucht, auf die ich zuvor schon gestossen bin.
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