«nie gelernt zu lernen» – wie Menschen absurde Vorstellungen von Lernprozessen normalisieren

Kürzlich hat ein Vater berichtet, wie belastend die Probezeit im Langzeitgymnasium für seinen Sohn und seine Familie ist. In seinem Beitrag schreibt er:

Das Hauptproblem: Mein Sohn hat nie gelernt, zu lernen.

Diese Formulierung und die dahinterstehende Denkweise sind verbreitet. Das ist problematisch, ja absurd: Menschen lernen, Kinder lernen, Jugendliche lernen. Das hat zunächst mit Schule nichts zu tun. Lernen ist ein Grundbedürfnis, ein biologisch und sozial tief in die menschliche Natur eingebetteter Vorgang. Auch wenn Schüler:innen etwas tun, was überhaupt nichts mit Unterricht zu tun hat (schwatzen, gamen, Netflix schauen, sich schminken etc.), lernen sie ständig.

Menschen müssen nicht lernen zu lernen. (Ich müsste lernen, dass vor Infinitivnebensätzen neu immer ein Komma steht.) Menschen lernen lernen, wie das Gehen lernen oder Geschmack für Speisen entwickeln, die sie zuerst nicht mögen.

In Bezug auf Schule meinen Menschen mit dem Satz, dass spezifische Techniken der Prüfungsvorbereitung nicht beherrscht werden. Diese werden dann – und hier wird es absurd – mit Lernen gleichgesetzt. Lernen meint Prüfungsvorbereitung, und zwar nicht irgendeine, sondern spezifisch die Vorbereitung auf Closed-Book-Prüfungen, die umfangreiche Inhalte von Skripten abfragen.

Menschen müssen lernen, wie man sich auf solche Prüfungen vorbereitet, wenn die Prüfungen für sie wichtig sind. Und das sind sie an Gymnasien, sie entscheiden, wie im Fall des Sohnes des Autors, über den Verbleib an der Schule.

Der Satz «Kinder müssen lernen, zu lernen» gibt nun vor, eine sehr unnatürliche Form des Lernens, die es eigentlich nur in der Schule gibt, sei die eigentliche Form des Lernens. Das ist sehr schräg, ein Denkfehler. Lehrpersonen müssten überlegen, wie Kinder gut lernen können – und sie dabei unterstützen. Stattdessen geben sie bestimmte Formate vor, ohne sie zu hinterfragen, und verlangen von Eltern und Schüler:innen, dass sie ihre Lernprozesse daran anpassen.

15 Kommentare

  1. Avatar von Unbekannt Anonymous sagt:

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  2. Avatar von Unbekannt Anonymous sagt:

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  11. Avatar von Unbekannt Anonymous sagt:

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  12. Avatar von Unbekannt Anonymous sagt:

    Dem Gedanken kann ich ohne Einschränkungen folgen. In der Essenz meinte der Vater aber wohl genau das, was im Fazit zu lesen ist. Das Vermögen, zu verstehen, wie man sich auf die unnatürliche Wissensabfrage-Situation im Rahmen einer Prüfung vorbereiten soll, ist eine Kompetenz, die so explizit im Lehrplan nicht vorgesehen ist. Und von vielen Lehrpersonen immer wieder vorausgesetzt wird.

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